Seit 20 Jahren bei Radio Eins: Interview mit Uli Noll

5 Min
Uli Noll heute im Studio, wo mittlerweile alles digital funktioniert.
Uli Noll heute im Studio, wo mittlerweile alles digital funktioniert.
Als Sisyphusarbeit bezeichnet Uli Noll das Schneiden eines Beitrags, als es noch die Magnetbänder gab. Fotos: privat
Als Sisyphusarbeit bezeichnet Uli Noll das Schneiden eines Beitrags, als es noch die Magnetbänder gab. Fotos: privat
 
Uli Noll 1996 nach dem Weltrekord. Mit im Bild ihr damaliger Kollege Jürgen Irlbacher (links).
Uli Noll 1996 nach dem Weltrekord. Mit im Bild ihr damaliger Kollege Jürgen Irlbacher (links).
 
Zum Interview kam Uli Noll mit ihrer Tochter Sophie
Zum Interview kam Uli Noll mit ihrer Tochter Sophie
 
Uli Noll wie man sie kennt: am Radio-Eins-Mikro.
Uli Noll wie man sie kennt: am Radio-Eins-Mikro.
 

Uli Noll ist seit 20 Jahren bei Radio Eins. In dieser Zeit hat es der mittlerweile in Kronach lebenden Moderatorin sogar einmal die Sprache verschlagen.

Ihre Stimme kennt man schon lange. Um genau zu sein, kennen sie die meisten wohl schon seit 20 Jahren. Seit etwa eineinhalb Jahren dürfte den Kronachern aber auch ihr Gesicht nicht mehr unbekannt sein. Denn die Radio-Eins-Moderatorin Ulrike Noll ist seitdem eine Kronacherin.

Sie lacht herzhaft, wie man das von ihr aus dem Radio kennt und sagt: "A Rei g'schlaafta". Einer der Gründe dafür sitzt auf ihrem Schoß, ist fast 14 Monate alt und heißt Sophie. Der andere ist Sophies Papa, der Kronacher Feuerwehrkommandant Martin Panzer, mit dem die Moderatorin in Kronach zusammenlebt.

Wegen der Familiengründung hört man die Moderatorin auch erst seit gut zwei Monaten wieder im Radio. Zuvor hatte Uli Noll durch die Elternzeit ein Jahr Pause eingelegt. Doch pünktlich zum 20.
Geburtstag des Lokalsenders ist sie wieder im Radio zu hören - wenn auch nur im Zwei-Wochen-Rhythmus - und lässt ihre Zeit bei Radio Eins im Gespräch mit uns Revue passieren.

Sie sind von Anfang an bei Radio Eins dabei. Was war Ihr peinlichster Versprecher?

Ulrike Noll: Versprecher gab es jede Menge. Am peinlichsten war mir aber eine Panikattacke aus der Anfangszeit als ich Nachrichten gesprochen habe. Damals wurden die ja noch live gesprochen. Ich war unglaublich aufgeregt, noch nicht ganz fertig und einfach nicht ruhig genug. Und dann konnte ich nicht reden, weil mir vor Aufregung regelrecht die Luft weggeblieben ist. Vor dem nächsten Mal hatte ich natürlich eine Riesen-Angst, aber es ist trotzdem alles gut gegangen. Damals gab es noch mehr Versprecher und Pannen als heute. Das liegt daran, dass heute alles geplanter ist. Dadurch fallen solche peinlichen Momente weg - aber damit eben oft auch lustige.

In den 20 Jahren hat sich sicherlich einiges verändert, oder?

Ja, ich habe mir in Vorbereitung auf unseren Geburtstag die ersten Sendungen mal wieder angehört. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Heute könnte man keinen einzigen dieser Werbespots mehr senden. Die Werbung wurde damals noch von den Moderatoren selbst gesprochen - teilweise sogar live -, heute machen das professionelle Sprecher - oder der Werbespot kommt von einer Agentur.

Damals saß man auch noch mit dem Schneidemesser vor diesen Magnetbändern und hat die Beiträge geschnitten. Wenn man es dann angehört und gemerkt hat, man hat ein Stück zu viel herausgeschnitten, musste man alles wieder zusammenkleben. Das war wirklich eine Sisyphusarbeit. Da hat man zum Schneiden eines Beitrags drei Stunden gebraucht, heute braucht man drei Minuten, weil alles digital am Computer funktioniert.

Der Faktor Zeit ist, denke ich, überhaupt die größte Veränderung. Damals konnte man noch eher einmal etwas ausprobieren, ein bisschen herumspielen. Heute muss man sich beeilen, weil man gegenüber den neuen Medien wie dem Internet bestehen muss.

Wie sind Sie überhaupt zu Radio Eins gekommen?

Ich habe nach dem Abitur Praktikum bei der Zeitung gemacht, bin beim Südthüringer Tageblatt gelandet, das war ein Ableger des Coburger Tageblatts. Kurz bevor ich mein Volontariat beginnen sollte, wurde es allerdings wieder eingestellt. Der damalige Redaktionsleiter Horst Mitzel, der mir das Volontariat versprochen hatte, hat mir dann sagen müssen, dass er sein Versprechen leider nicht einlösen kann, aber mir eben den Tipp gegeben, dass in Kürze in Coburg Radio los ginge und ich mich doch bewerben soll.

Wie kam es denn zu der Idee eines Lokalradiosenders?

Lokalradio gab es schon in vielen Ecken, in Bayern haben wir ein großes Lokalradio netz. Warum es dann ausgerechnet 1992 dazu kam, weiß ich aber nicht. Die Pläne lagen schon länger in der Schublade.

An welche außergewöhnlichen Aktionen bei Radio Eins erinnern Sie sich denn besonders?

Wir haben damals zum Beispiel mit den einfachsten Mitteln sehr gute Comedysendungen, wie zum Beispiel "Radio Schnabelbach", gemacht. Jürgen Irlbacher hat das ganz professionell produziert. Oder auch "Koslowski und Schwämmlein" fällt mir da ein. Außergewöhnlich war sicherlich auch unser Kofferradio. Wir haben viel von außerhalb gesendet - zum Beispiel auch nachts aus der Polizeistation. Das war natürlich eine Herausforderung, kam aber sehr gut an.

Eine ganz besondere Aktion war aber sicherlich unser Weltrekord 1996. Wir wollten damals mehr auf uns aufmerksam machen. Es gab von irgendeinem Sender die längste Hörerwunschsendung und wir haben die überboten. Wir haben zu zweit 240 Stunden am Stück fast 3000 Hörerwünsche gespielt. Das heißt, wir haben Tag und Nacht moderiert. Das bedeutete natürlich Schlafentzug ohne Ende. Deshalb hatte ich auch einmal verschlafen und bin von der Polizei geweckt worden.

Wie bitte?

Ja, ich bin nach meiner Schicht zu meinem damaligen Freund gefahren und habe dort übernachtet. Deshalb haben mich die Kollegen vom Sender daheim nicht erreicht. Die haben gedacht, ich hatte vielleicht einen Unfall und haben die Polizei los geschickt. Dann standen also zwei Polizeibeamte vor mir und haben gesagt "Der Weltrekord ist gefährdet".

Was hat das Medium Radio für Sie, was andere nicht haben?

Ich habe ja auch schon Zeitung und Fernsehen gemacht, ich könnte mir prinzipiell auch alles wieder vorstellen. Aber das Radio hat für mich den größten Reiz wegen des Fantasiefaktors. Wir können ja nicht mit Bildern arbeiten, deshalb sagt man ja auch immer Radio ist Kino im Kopf. Mein Anspruch ist es also, bei den Hörern Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Es gibt für mich auch keinen Grund, aufzuhören - zumindest so lange, wie Radio noch kreativ sein darf. Das muss schon noch persönlich, einfach handgemacht sein.

Hat Sie nie ein großer Radiosender gereizt?

Nein, ich war immer in der Region zu Hause.

Apropos zu Hause - das waren Sie ja einst im Landkreis Coburg, sind es mittlerweile in Kronach. Zwischen den Coburgern und den Kronachern besteht ja eine ganz besondere "Freundschaft". Werden Sie oft auf Ihren Umzug angesprochen?

Ja - die Coburger fragen mich immer, wie es mir denn in Kronach gefällt oder wie ich es denn hier aushalte. Aber ich merke, dass das nicht bös' gemeint ist, weil sie dann auch sagen, dass Kronach ja schon "a schöss Städtla" ist. Da sind die Kommentare der Kronacher in Richtung Coburg schlimmer.

Gibt es denn etwas in Coburg, das Sie hier in Kronach vermissen?

Das Theater könnte ein bisschen näher sein und so ein, zwei Stammkneipen ersetzen sich halt nicht so leicht. Aber ansonsten nicht - das überrascht mich zwar selbst etwas, liegt aber wohl daran, dass ich hier zum einen meine Familie habe und zum anderen gleich im Freundeskreis meines Partners so gut aufgenommen wurde.

Jetzt wo Sie schon in Kronach wohnen, kann man da womöglich auch mit einem Sendestandort in Kronach rechnen?

Das ginge schon, wäre zwar ein technischer und finanzieller Aufwand, aber möglich. Wir verlagern unser Studio ja schon seit vielen Jahren während des Freischießens nach Kronach. Und unter den Kollegen gelte ich mittlerweile auch schon als die Kronach-Reporterin.

Best of

Übrigens läuft zum 20. Geburtstag am Mittwoch eine Art "Best of" auf Radio Eins. Uli Noll ist live nicht zu hören, aber sicherlich in Ausschnitten alter Beiträge. "Viele Ehemalige kommen zu Wort aber auch die Hörer", weiß die Moderatorin. Generell ist Uli Noll im Zwei-Wochen-Rhythmus täglich zwischen 10 und 15 Uhr auf Radio Eins zu hören.