Das Bejagen der Wildschweine stellt die Jäger vor große Probleme. Die milden Winter sorgen für ein Ansteigen der Population der Tiere. Bernhard Schmitt und Fritz Maier machen sich Gedanken, wie man vorgehen könnte.
Die Zeiten sind gut für Schwarzkittel und schlecht für Grünröcke. Wegen des erneut milden Winters kommen auch schwächere Wildschweine über die Runden und können sich später vermehren. Weil kein Schnee liegt, sehen die Jäger die Tiere kaum, denn deren dunkles Fell hebt sich vom Waldboden kaum ab.
Wildschweine sind nachtaktiv. Tagsüber liegen die Rotten in irgendeiner Dickung und schlafen. Aber sobald es dunkel wird, werden sie munter und streifen in Gruppen umher. Dabei legen sie pro Nacht 20 bis 30 Kilometer zurück.
Ein Teufelskreis: Es gibt sowieso schon viel zu viel Schwarzwild, das immensen Schaden anrichtet - und nun können die Jäger, wenn sie nachts auf ihren Hochständen sitzen, die Wildschweine kaum sehen, geschweige denn sicher "ansprechen", was in der Jägersprache heißt, sie erkennen und beurteilen, ob sie abgeschossen werden dürfen.
Zwei Fachleute, der Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes, Bernhard Schmitt, und der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, Fritz Maier, machen sich Gedanken, wie man der Wildschweinplage Herr werden kann. Sie sehen nur die Möglichkeit der entsprechend aufwendig vorbereiteten und revierübergreifenden Drückjagden, um die Zahl der Wildschweine wenigstens ein bisschen einzudämmen. Es gäbe noch die Möglichkeit, Nachtzielgeräte einzusetzen, aber das ist bei Waidmännern wegen der dann nicht gegebenen Chancengleichheit verpönt.
Die Schwächeren kommen durch
Bernhard Schmitt meint, es gebe kein Allheilmittel. Er sieht nur die Möglichkeit der revierübergreifenden Drückjagden: "Bei dem Wetter wie zurzeit gehen die Wildschweine ja nicht mal aus dem Wald raus. Wie soll die ein Jäger da sehen?" Ein zusätzliches Problem stelle sich, dass bei der jetzigen Witterung auch schwächere Tiere über den Winter kämen. "Wenn die sich dann weitervermehren können, das kann ich im Sommer nicht schießen."
Schweinepest befürchtet
Wenn die Überpopulation zu hoch werde, dann könne es eine Schweinepest geben, befürchtete Schmitt. Von Litauen, wo sie bereits festgestellt worden sei, bis in unsere Region dauere die Verbreitung dieser Krankheit allerdings zwei bis drei Jahre. In diesem Fall sah Schmitt aber große Schwierigkeiten auf die Schweinezüchter unter den Landwirten zukommen.
Die Bauern bat er, die Felder nicht bis an den Waldrand zu bestellen, sondern einen Grünstreifen zu lassen: "Die Jäger müssen am Waldrand eine Chance haben zu schießen!"
Bei dem zurzeit herrschenden Wetter lohne es sich für den Jäger nicht, rauszugehen. "Wir bräuchten halt anständiges Wetter. Der Mond muss scheinen und eine Schneedecke muss liegen. Dann ist das Ansitzen auf Schwarzwild auch erfolgreich." Obwohl es so viel Ärger mit dem Schwarzwild gebe, sei der Zulauf zur Jägerschaft ungebrochen, freute sich Schmidt. Den im Moment laufenden Jungjägerkurs besuchten 18 an der Jagd Interessierte.
Auch Fritz Maier, der als Leiter des Forstbetriebs Nordhalben kürzlich eine erfolgreiche Drückjagd mit 29 erlegten Wildschweinen und 20 erlegten Rehen durchgeführt hat, sieht in einem revierübergreifenden Vorgehen eine Möglichkeit, um Schwarzwild zu schießen. Die Jäger täten viel, aber die Schwarz wildbestände würden nicht dezimiert, betonte er. "Wir haben ständig steigende Abschusszahlen, aber wir laufen beim Schießen immer noch hinterher, um der Lage Herr zu werden."
Ein bisschen Kritik übte er auch an seinen Jägerkollegen, die sich bei den Kirrungen (Futterstellen) nicht absprächen. Teilweise gebe es zu viele Kirrungen, weil der Jagdpächter nicht wisse, wo sein Nachbarjäger die Kirrungen ausgebracht habe. "Bei manchen Kirrungen liegt zu viel Material drauf. Da wird den Tieren zu viel Energie zugeführt." Wenn man die Menge des Futters und die Zahl der Kirrungen vermindere, könne man an einer Stelle konzentriert ansitzen.
Bei revierübergreifenden Drückjagden überlege man sich vorher, wo die Wildschweine aufgespürt werden könnten. Dazu brauche man nicht unbedingt eine frische Schneedecke, um die Spuren zu sehen. Speziell ausgebildete Hunde könnten die Wildschweine in ihren Verstecken aufspüren und aus dem Wald vor die Flinten der Jäger treiben. "Das sind Hunde, die haben eine hohe Passion, um Schwarzwild zu finden", schwärmte Fritz Maier von diesen Vierbeinern.
Tempolimit beachten
Maier regte an, dass man Drückjagdeinrichtungen gemeinsam bauen und nutzen könne. Er bat auch um Verständnis, dass bei solchen Jagden ein großer Bereich gesperrt werden müsse. Die Autofahrer sollten das dann vorgegebene Tempolimit von 50 Stundenkilometern unbedingt beachten. "Wir erleben oft, dass die Autofahrer trotzdem viel zu schnell fahren. Die gefährden sich, wenn sie mit ihrem Auto gegen ein Wildschwein fahren, und auch unsere Hunde!"
Nachtzielgeräte getestet
Den Einsatz von Nachtzielgeräten sah Fritz Maier als einen Puzzlestein. Diese Geräte seien in mehreren bayerischen Landkreisen, unter anderem auch in Kulmbach, getestet worden, würden aber im Staatsforst nicht eingesetzt. Es seien über 150 Sauen mithilfe dieser Geräte erlegt worden, die sonst nicht hätten geschossen werden können. Wenn man mit diesen Geräten ziele, könne man das Wild besser ansprechen. Das Ganze hätte auch einen Sicherheitsaspekt, weil schwere Jagdunfälle vermieden würden. Da könne kein Jäger einen Jogger, Nachtwanderer oder Nachbarjäger mit einem Stück Schwarzwild verwechseln. Inzwischen liege ein Antrag an den Landtag vor, solche Nachtzielgeräte in bestimmten Schwerpunktgebieten zuzulassen.
Bernhard Schmitt hielt diese Geräte für nicht erschwinglich. Für 2000 Euro bekomme man kein Gerät entsprechender Qualität. Viele Jäger könnten es sich ganz einfach nicht leisten, 10 000 Euro für ein solches Nachtzielgerät auszugeben.