Schülerin fertigt Tüschnitzer Burgmodell

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Beeindruckendes Burgmodell (v. l.): Hans Siegmeth, Bernd Rebhan, Sophia Schirmer, Christian Wich und Roland Graf. Foto: Gerd Fleischmann
Beeindruckendes Burgmodell (v. l.): Hans Siegmeth, Bernd Rebhan, Sophia Schirmer, Christian Wich und Roland Graf. Foto: Gerd Fleischmann
Die Tüschnitzer Niederungsburg ist eine archäologische Sensation. Im Rahmen der Dorferneuerung wurden die Grundmauern in der Ortsmitte wieder aufgebaut. Foto: privat
Die Tüschnitzer Niederungsburg ist eine archäologische Sensation. Im Rahmen der Dorferneuerung wurden die Grundmauern in der Ortsmitte wieder aufgebaut. Foto: privat
 

Die 17-jährige Gymnasiastin Sophia Schirmer vom Kaspar-Zeuß-Gymnasium lässt das Original aus dem 14. Jahrhundert aufleben.

Es war eine kleine archäologische Sensation. Als Birgit Münz 1992 im Rahmen ihrer Promotion an der Universität Bamberg mit ihrem Grabungsteam das Gelände der ehemaligen Burg in Tüschnitz - dem sogenannten Wasserschloss - öffnete, förderte sie in dem sumpfigen Morast die nahezu vollständig erhaltenen Fundamente einer spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kleinadelsburg zutage. Vor allem war Glück im Spiel: Zum einen war das Gelände nach dem Verfall der Anlage nach 1632 niemals wieder überbaut worden, so dass die Fundamente durch spätere Bauarbeiten nicht zerstört wurden. Zum anderen half der Grundwasserspiegel mit: Durch die hohe Feuchtigkeit waren die verbauten Hölzer vor dem Verfaulen geschützt, so dass unter anderem auch die hölzerne Unterkonstruktion des Baus untersucht werden konnte.
Solche Gelegenheiten finden sich für Archäologen nur selten.


Grundmauern wieder aufgebaut

Erfreulicherweise wurde im Rahmen der Dorferneuerung die geschichtsträchtigen Ausgrabungen - die erste Bauphase datiert etwa um 1319 - gebührend berücksichtigt: die Grundmauern wurden in der Dorfmitte wieder aufgebaut.
Und die Tüschnitzer hatten erneut Glück. Im Rahmen ihrer projektbezogenen Arbeit modellierte die 17-jährige Gymnasiastin Sophia Schirmer vom Kaspar-Zeuß-Gymnasium Kronach den Nachbau der Niederungsburg (genannt Motte) im Maßstab 1:50 auf Grundlage der Promotionsarbeit von Birgit Münz zur archäologischen Erforschung des Kleinadelssitzes aus dem Spätmittelalter. Mit Geschick und bewundernswerter Einsatzfreude entstand nach 200 Stunden intensiver und mühevoller Bastelarbeiten ein aussagestarkes Modell der Turmhügelburg, so dass für den Betrachter die Vergangenheit erlebbar wird.


Das Repräsentative dominiert

Die Präsentation erfolgte im Rahmen eines Gartenfestes des Tüschnitzer Gartenbauvereins im Mehrzweckhaus unter der Leitung des Vorsitzenden Hans Siegmeth. Wie Sophia Schirmer ausführte, sei die "Motte" in den meisten Fällen die Keimzelle einer späteren Burganlage. Dies sei auch in Tüschnitz der Fall gewesen, denn es wurden bei den Ausgrabungen vier Bauabschnitte freigelegt, wobei es sich zu Beginn um eine Niederungsburg handelte, die rein aus Holz gefertigt war. Alle späteren Erweiterungen und Ergänzungen fanden in Steinbauweise statt. Somit sei Tüschnitz eines von zwei bekannten Beispielen in Deutschland, die den Übergang von der Holz- und Fachwerkbauweise in die Steinbauweise in der früheren Burgengeschichte darstellt. Nachdem die erste Bauphase aus dem frühen 14. Jahrhundert am besten erforscht und dokumentiert sei, habe sie einen möglichst hohen Originalitätsgrad mit dem Modell erreichen können, versicherte die Gymnasiastin. Bei der Errichtung dieser Turmhügelburg mit Fachwerkgebäude dürfte die repräsentative Bedeutung vor der militärischen Nutzung gestanden haben. Aufgrund der Ausgrabungserkenntnisse seien Fundament und Konstruktion nachweisbar sowie die Größe des Grundrisses. Mit den Funden sei eine Mehrgeschossigkeit sichergestellt, jedoch eine exakte Höhe nicht mehr ermittelbar. Es handelte sich um eine Wohnburg mit Spitzgiebel, der mit Tonziegeln eingedeckt war, was sich durch entsprechende Bodenfunde nachweisen ließ. Reste einer Brücke, so Sophia Schirmer, waren ebenso Fundstücke wie der Flechtzaun am Beginn des aufgeschütteten Turmhügels.
Der ehemalige Kreisheimatpfleger Roland Graf, der seit 1992 die Ausgrabungen begleitete, Oberstudienrat Christian Wich, 2. Bürgermeister Bernd Rebhan, 3. Bürgermeisterin Helga Mück sowie Vorsitzender Hans Siegmeth zeigten sich von dem Modell sehr beeindruckt. Bernd Rebhan und Roland Graf dankten Sophia Schirmer für ihre hervorragende Arbeit. Damit werde die geschichtliche Entwicklung von Tüschnitz erlebbar, so der 2. Bürgermeister voller Anerkennung.