Er rät dazu, im Notfall nicht die erstbeste Nummer im Telefonbuch anzurufen, wenn die Tür nicht mehr aufgeht (siehe Infokasten). "Auf gar keinen Fall sollte man eine 0800-er Nummer wählen oder ein Callcenter anrufen, das einen Schlüsseldienst vermittelt", rät er. Wichtig seien auch Google-Bewertungen und eine Homepage, auf der im Impressum auch die Adresse des Schlüsseldienstes angegeben ist.
Lieber durchs Fenster
Tipps, die sicher auch Friedrich Rappen (Name von der Redaktion geändert) geholfen hätten. Vor einiger Zeit sei bei einer Nachbarin das Schloss kaputt gegangen. Zwar habe er für sie im Telefonbuch eine Kronacher Nummer herausgesucht, gekommen sei dann aber der Wagen eines Schlüsseldienstes mit Saalfelder Kennzeichen. "Als ich ihn dann fragte, wo er denn nun herkommt, fragte er mich nur, ob ich ein Verwandter sei", erzählt Rappen. "Falls nicht, solle ich sofort verschwinden, sonst mache er gar nichts. Meine Nachbarin ist dann von ihm ordentlich abgezockt worden."
Ein seriöser Schlüsseldienst versuche immer, so zerstörungsfrei wie möglich in die Wohnung zu kommen, betont Schmidt. "Am besten mit dem Draht, einem Spachtel oder der Öffnungskarte." Hätte er die Tür von Irmgard Rochholz nicht auf diese Art aufbekommen, hätte er den Zylinder aufknicken müssen, sagt der 35-Jährige. Ein Vorgehen, dass aber nicht für jede Art Tür ratsam sei.
Ist in der Tür etwa ein Elektroschließzylinder verbaut, hüte er sich davor, diesen zu zerstören. "Der kostet immerhin zwischen 400 und 500 Euro. Da bohre ich dann lieber ein Loch ins Fenster und gelange so in die Wohnung. Das ist um einiges billiger!"
Der Zylinder an Rochholz' Tür hat die Öffnungsprozedur zwar unbeschadet überstanden, ausbauen wird Schmidt ihn bald trotzdem. Das gleiche Missgeschick will die 84-Jährige nämlich nicht noch einmal erleben müssen. Sie bekommt nun ein Schloss, das sich auch öffnen lässt, wenn der Schlüssel wieder von innen stecken sollte.
Die sieben Tipps der Verbraucherzentrale gegen überzogen hohe Rechnungen
Die Verbraucherzentrale gibt sieben Tipps für den Umgang mit Schlüsseldiensten:
1. Bewahren Sie trotz der Notsituation einen kühlen Kopf. Vergleichen Sie vorab die Angebote und Preise. Bedenken Sie, dass ein lokaler Notdienst kürzere Anfahrtszeiten hat. Erfragen Sie beim Anruf, von wo der Monteur kommen wird. Haben Sie einen Notdienst unter Ihrer örtlichen Vorwahl erreicht, so brauchen Sie auch nur die Kosten für An- und Abfahrt innerhalb der Ortsgrenzen zu bezahlen. Darüber hinausgehende Beträge können Sie später von der Rechnung streichen.
2. Fragen Sie vor der Auftragsvergabe nach einem verbindlichen Komplettpreis für die Türöffnung. Vereinbaren Sie einen Festpreis, der auch die Anfahrtskosten und eventuelle Zuschläge enthält.
3. Schildern Sie dem Schlüsseldienst genau, was passiert ist. Ist die Tür nur zugefallen oder ist sie abgeschlossen? Welche Art von Schloss ist betroffen - zum Beispiel ein Sicherheitsschloss? So kann der Notdienst genau kalkulieren.
4. Definieren Sie, was genau gemacht werden soll. Legen Sie in Ihrem Auftrag fest, dass nur die verschlossene Tür wieder geöffnet werden soll. Eine Auswechslung des ganzen Schlosses ist meist nicht notwendig. Führen Sie das Gespräch unter Zeugen, sodass Sie getroffene Vereinbarungen beweisen können.
5. Achten Sie auf Zuschläge. Schlüsseldienste dürfen Zuschläge nur außerhalb der üblichen Arbeitszeiten verlangen. "Sofortzuschläge", "Bereitstellungszuschläge" und "Spezialwerkzeugkosten" sind nicht erlaubt.
6. Zahlen Sie nur, was Sie vereinbart haben. Bevor Sie die Rechnung unterschreiben, sollten Sie die einzelnen Posten genau prüfen. Streichen Sie Passagen, die Sie nicht wünschen oder nicht vereinbart haben. Niemand kann Sie zwingen, nicht vereinbarte Regelungen zu akzeptieren. Sie können auch nur die Erteilung des Auftrags bestätigen. Viele Firmen verlangen eine Barzahlung. Zahlen Sie nur, wenn eine detaillierte Rechnung vorliegt und diese der Vereinbarung entspricht. Wenn Sie nicht genügend Bargeld zur Verfügung haben, bestehen Sie auf eine Zahlung per Rechnung. Fahren Sie nicht mit dem Monteur zum Geldautomaten!
7. Lassen Sie sich von niemanden nötigen. Sollte der gerufene Handwerker Sie unter Druck setzen, etwa indem er droht, die Tür wieder zu verschließen, zögern Sie nicht, die Polizei über den Notruf 110 zu rufen. Zudem sollte man vorbeugen: Damit Sie erst gar nicht vor verschlossener Tür stehen und einen Notdienst brauchen, sollten Sie einen Zweitschlüssel bei einer Person Ihres Vertrauen hinterlegen.