In Neukenroth informierte Jürgen Baumgärtner über den aktuellen Stand der Sanierung der Frankenwaldgruppe.
Die Frankenwaldgruppe (FWG) kann auf ein gutes Jahr zurückblicken. Abgesehen davon, dass der Wasserzweckverband in ruhiges Fahrwasser gekommen ist, wurden auch die geplanten Baumaßnahmen durchgeführt. Das wurde am Montagabend bei einem Informationsabend im Hotel Rebhan deutlich. Zwölf Millionen Euro sollten im Jahre 2017 investiert werden. Geworden sind es 13,8 Millionen Euro, die in die Erneuerungen von Hochbehältern und Wasserleitungen investiert wurden. Mittlerweile, so der Vorsitzende Jürgen Baumgärtner, könnte die FWG eine kleine Baufirma mit 60 Mitarbeitern beschäftigen. Über die einzelnen Baumaßnahmen berichtete Claudia Stephan vom Ingenieurbüro SRP.
Im ersten Quartal 2018 soll nun auch der Härtefall erreicht werden. Damit kann die FWG auf eine 50-prozentige Förderquote hoffen. Das bedeutet, dass die FWG bei einem von Ingenieurbüros ermittelten Investitionsstau von 65 Millionen Euro für die nächsten 22 Jahre neben den bisher erhaltenen sieben Millionen Euro weitere Gelder bekommt. Das hätte wiederum zur Folge, dass ein Durchschnittshaushalt statt der Ergänzungsbeiträge in Höhe von 20 000 Euro (umgerechnet auf 22 Jahre) "nur" 5000 Euro zahlen muss.
"Der Härtefall ist in Übersetzung ein Investitionsprogramm", so Jürgen Baumgärtner, der für seinen eingeschlagenen Sanierungskurs oft kritisiert wurde. "Keiner hat es geglaubt", zog er nun ein positives Zwischenfazit. "Für mich war und ist der Job nicht nur eine Belastung, sondern er bedeutet auch, zu lernen." Lob bekam er von den Bürgermeistern Gerhard Wunder (Steinwiesen) und Peter Ebertsch (Tettau). Ebertsch schlug vor, wegen des Niedrigzinsniveaus Darlehen aufzunehmen.
An den Ausführungen der Verantwortlichen wurde deutlich, dass es trotz der erfreulichen Entwicklung der FWG Diskussionen geben wird, nämlich dann, wenn es ins Detail - also um die Bezahlung geht. Die entsprechenden Bescheide sollen Ende 2019 zugesendet werden. Die Zahlungsmodalitäten seien allerdings noch völlig offen.
Der Steinwiesener Bürgermeister Gerhard Wunder wies darauf, dass die Gemeinden als letzte Instanz Investitionskostenbeiträge für die Sanierung der FWG werden zahlen müssen. Sollten wider Erwarten die Kosten am Ende niedriger ausfallen, sprach sich Wunder dafür aus, eher die Kommunen als die Bürger zu entlasten.
Baumgärtner verwies in diesem Zusammenhang auf das Zumutbarkeitsprinzip. Er wies darauf hin, dass im Landkreis die Kluft zwischen arm und reich immer größer werde und verwies auf Fehler in der Vergangenheit. "Ich kann die Bürger nicht für das verantwortlich machen, was sie nicht zu verantworten haben", betonte der Vorsitzende.
Baumgärtner will nun zusammen mit den beteiligten Gemeinde- und Stadträten Finanzierungsmodelle bezüglich der Ergänzungsbeiträge erarbeiten. Bis auf Teuschnitz haben sich bislang auch alle an der FWG beteiligten Gemeinden bereit erklärt, sich an der Sanierung finanziell zu beteiligen. Baumgärtner hofft nun, dass die Stadt ihre Haltung noch einmal überdenkt. Außerdem verwies der Vorsitzende auf ein Schlichtungsverfahren mit der Stadt Teuschnitz, weil diese für ihre nicht an der FWG beteiligten Stadtteile das Wasser künftig von der FWO beziehen will.
Einen eindrucksvollen Bericht gab beim Informationsabend auch der Vorsitzende des Wasserzweckverbandes Oberfranken (FWO), Heinz Köhler. Er sprach von einer guten Zusammenarbeit mit der FWG seit der Teilübernahme im Jahre 2014. Dies brachte die Bereitschaft der FWO mit sich, bei der FWG nicht nur die Betriebsführung, sondern auch die Fernleitungen der FWG im nördlichen Frankenwald zu sanieren. Voraussetzung sei die Verpflichtung der FWG gewesen, ihr Wasser von der FWO zu beziehen.
Heinz Köhler betonte, dass die Kooperation der FWG mit der FWO die Voraussetzung für die Förderungen gewesen sei. "Ohne Vertrag hätte es kein Geld gegeben." Seit 2014 hat nun die FWO 4,3 Millionen Euro investiert, unter anderem in die Hochbehälter Tschirn und Effelter. In den kommenden Jahren wird der Schwerpunkt rund um Windheim liegen. Hier werden fünf Millionen Euro nicht nur in den Hochbehälter Kehlbach, sondern auch in die "Rennsteigleitung-Fernleitung" im Bereich Rennsteig und Kehlbach investiert. Von dort aus sollen die Steinbacher Gemeindeteile und Langenau versorgt werden. Im Zuge dessen sollen auch der notwendige Kanal am Freizeitsee mit gemacht werden. Weiterhin steht auch die Sanierung der Leitung ab der Firma Wiegand nach Lauenhain auf der Agenda. Hier wird die FWO 750 000 Euro investieren. Sowohl für Heinz Köhler
als auch für Jürgen Baumgärtner steht fest, dass die vielen Baumaßnahmen notwendig sind, um auch künftig eine qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser gewährleisten zu können.
FWG in Zahlen:
3200 Haushalte
Versorgte Personen: circa 9750
Leitungsnetz: 120 Kilometer
Wasserbezug von der FWO: 400 000 Kubikmeter
Grundgebühr: 108 Euro pro Jahr
Wasserpreis: 2,95 Euro pro Kubikmeter
Rohrbrüche: 35/2013; 29/2014; 25/2015; 37/2016, 18/2017
Investitionsvolumen: 65 Millionen Euro
Investitionen in 2016: 2,5 Millionen Euro
Investitionen in 2017: 13,8 Millionen Euro
Geplante Investitionen 2018: 4,4 Millionen Euro