Prozess um Tod eines Zweijährigen in Coburg

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Ein 26-Jähriger aus dem Landkreis Kronach muss sich seit Montag vor dem Landgericht Coburg verantworten. Er soll den Sohn seiner Lebensgefährtin getötet haben.

Im Treppenhaus ist eine Kinderstimme zu hören. Vor dem Sitzungssaal warten Kamerateams und Fotografen. Es ist der Auftakt für einen dreitägigen Prozess am Landgericht Coburg, in dem ein 26-Jähriger des Totschlags beschuldigt wird.

Er soll dem zweijährigen Sohn seiner Lebensgefährtin einen Schlag oder Tritt in den Bauch versetzt haben, so dass der Junge eine 13-stufige Holztreppe hinabgestürzt ist. Der 26-Jährige, der selbst Vater dreier Kinder ist, soll den reglosen Bub aufgehoben, mehrfach geschüttelt und anschließend ins Bett gelegt haben, ohne sich weiter um ihn zu kümmern. Am Morgen darauf soll er den Kleinen tot im Bett gefunden haben. Abgespielt hat sich das Ganze am 21. Januar im südlichen Landkreis Kronach.

Der 26-Jährige gab am ersten Prozesstag an, die Erziehung des Zweijährigen mit übernommen zu haben. Der Kleine habe sogar Papa zu ihm gesagt. Am 21. Januar war der 26-Jährige mit dem Jungen alleine daheim. Was dabei genau passiert ist, weiß wohl nur er selbst. Angaben zu dem Vorfall wollte er am Montag vor Gericht nicht machen, das übernahm sein Verteidiger Till Wagler. "Mein Mandant ist sich bewusst, dass er den Tod des Jungen verursacht hat", erklärte Wagler zu Beginn. Er sprach von einem "tragischen Unglücksfall". Der 26-Jährige mache sich immer noch Vorwürfe, dass er den Zweijährigen nicht ins Krankenhaus gebracht habe.

Den Tathergang schilderte Wagler so, dass der 26-Jährige den Jungen auf der Eckbank in der Küche habe wickeln wollen. Dazu habe er noch Kleidung im Obergeschoss holen müssen; der Junge sollte solange sitzen bleiben. Als der 26-Jährige die Treppe wieder hinuntergegangen sei, sei er sozusagen in das Kind hineingelaufen, das er auf der Treppe nicht habe stehen sehen. Er habe den Jungen aufgehoben, angeschaut und auch leicht geschüttelt. Da der Kleine "eigentlich relativ schmerzunempfindlich" gewesen sei, sei der Angeklagte davon ausgegangen, dass das Kind schreie, wenn es ihm richtig weh tue. Der 26-Jährige habe den Buben ins Bett gelegt und ihm ein paar Mal auf den Bauch "getätschelt". Darauf habe der Junge die Augen geöffnet und geatmet. Als der Angeklagte am nächsten Tag aufgewacht sei, habe er gemerkt, "dass mit Jungen was nicht stimmt". Auf den Rat seiner Mutter hin habe er den Notarzt gerufen.

"Ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr essen. Ich möchte die Mutter sehen, die da einfach drüber hinweg sieht", sagte die Mutter des Zweijährigen auf die Frage von Richter Gerhard Amend, wie sie den Verlust empfinde. An dem Abend habe sie mit ihrem Freund Streit gehabt. "Er war oft der Meinung, dass ich meinen Pflichten als Hausfrau nicht nachkomme", erklärte die 22-Jährige. Der 26-Jährige sei an dem Abend überfordert gewesen, gab die Freundin an, bei der sich die junge Frau damals aufgehalten hatte.

Zahlreiche Zeugen wurden am ersten Prozesstag vernommen, darunter auch Vertreter des Jugendamtes. Ihnen hatte der Stiefvater der Mutter schwere Vorwürfe gemacht. Die häufigen Verletzungen des Kindes - darunter auch Brandwunden - hätten eine "eindeutige Sprache" gesprochen. "Man hätte das Kind aus der Schusslinie nehmen müssen", zeigte er sich wütend und erklärte weiter: "Wenn wir gewusst hätten, dass der Junge mit dem Angeklagten allein ist, hätten wir ihn geholt - und wenn es mit Gewalt gewesen wäre." Gewalt wurde dem Stiefvater im Laufe des Prozesses aber selbst vorgeworfen - allerdings in früheren Jahren gegenüber seiner Tochter.
Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.