Wie sieht künftig das Angebot für die Gläubigen im Landkreis aus?
Wegen Personalknappheit, Priestermangel, der demographischen Entwicklung und sinkender Zahlen von Gläubigen ordnet das Erzbistum Bamberg seine Strukturen neu. Das bringt Veränderungen, denn nach der Neustrukturierung wird es nicht mehr jedes Angebot an jedem Ort in gleicher Form geben.
"Die Kirche soll im Dorf bleiben", so der Pressesprecher des Erzbistums Bamberg Harry Luck. Aber, so betonte er, jeder muss auch über den eigenen Kirchturm hinausschauen. Auch künftig werde jeder Gläubige am Sonntag einen Gottesdienst in zumutbarer Nähe besuchen können, sicherte er zu. Den Begriff "zumutbar" wollte er nicht näher definieren.
Was bedeuten Strukturänderungen für das Dekanat in Teuschnitz, da vor allem im Norden des Landkreises weniger Menschen leben und diese Region zudem seit Jahren mit starker Abwanderung zu kämpfen hat. "Es wird nicht einfach", steht für Dekan Thomas Hauth fest. Geplant ist, in ländlichen Gegenden für je 12 000 Katholiken einen Seelsorgebereich zu gründen, in Ballungsgebieten wie Nürnberg sind es 17 000. Das Dekanat Teuschnitz, zu dem die zwei Seelsorgebereiche Pfarrverbunde Rennsteig und Oberer Frankenwald (das sind die Stadt Teuschnitz und Gemeinde Pressig/Rothenkirchen) gehören, sei zwar flächenmäßig groß, zählt aber insgesamt nur 9300 Katholiken - das ist zu wenig für einen Seelsorgebereich. "Wir müssen uns auf den Weg machen." Damit meint Hauth, dass man eine Zusammenarbeit entweder Richtung Rodachtal oder südlichen Landkreis ins Auge fasst, um die Voraussetzungen für einen Seelsorgebereich mit 12.000 Katholiken bilden zu können.
Wie von Harry Luck zu erfahren war, soll ein Seelsorgebereich künftig mit mindestens fünf Vollzeitstellen besetzt werden. Aus was sich diese zusammensetzen, steht nicht fest. Beispielsweise könnten es zwei Priester, ein Pastoralreferent, zwei Gemeindereferentinnen sein.
Seit zehn Jahren ist Thomas Hauth in der Rennsteig-Region als Pfarrer tätig. Die Entwicklung bereitet ihm Sorgen. Die Anzahl der Geburten kompensieren die Sterbefälle bei weitem nicht. Die Zahl der Gläubigen sinkt, da die ältere Generation wegstirbt und die jungen Menschen oftmals keinen Bezug zur Kirche haben. Oftmals verlegen diese ihren Lebensmittelpunkt.
Seitens des Bistums ist gewünscht, dass sich Gläubige verstärkt ehrenamtlich in der Kirche engagieren. "Wie soll das gehen?" fragt Hauth, zumindest in der Rennsteigregion. Er weiß, dass die Kirche bereits jetzt, wo es möglich ist, auf´s Ehrenamt zurückgreift. Er spricht von älteren Mitbürgern, die aus gesundheitlichen Gründen gar nicht in der Lage sind, ein Ehrenamt in der Kirche auszuführen. Hinzu komme, so Hauth, dass in der Region rund die Hälfte der Gläubigen ihre Existenz mit Schichtarbeit sichern. "Diese sind für das Ehrenamt nicht immer greifbar!"
Hauth spricht von Pfarrgemeinderats- und Kirchenverwaltungswahlen im kommenden Jahr. "Es wird schwieriger als in der Vergangenheit, Gläubige für eine Kandidatur zu finden", mutmaßt er.
Wie er weiter ausführte, denkt man daran, die feststehenden Gottesdienste (das sind solche mit festen Zeiten) auf die Pfarrkirchen zu konzentrieren. Wenn nun ältere Leute nicht mobil sind, wird es schwierig werden - dass diese in die Kirche kommen.
Wie will nun die Kirche mehr Bürger für den Glauben zu gewinnen, wenn diese sich doch gleichzeitig aus der Fläche zurückzieht?
Hier sehen sowohl Hauth als auch der Pressesprecher des Erzbistums die Pfarrer, Pastoralreferenten, etc. in der Pflicht. Man wird sich verstärkt um die Mitbürger bemühen müssen. In diesem Zusammenhang spricht Luck von Gottesdiensten, die auf die jungen Menschen zugeschnitten werden, von entsprechenden Angeboten in der Jugendarbeit, von Kirchenmusik mit zeitgemäßen Liedern.
Pfarrer Thomas Hauth wirkt hier etwas nachdenklich. "Wir haben in der Region keine Bands für Kirchenmusik!" Er spricht davon, dass die Vereine mit Nachwuchsmangel zu kämpfen haben. Vor allem die Gesang- und Musikverein seien davon betroffen.
Und er bedauert, dass sich mittlerweile ein Pfarrer nicht in dem Maß wie es sein sollte auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren könne. "Ein Pfarrer ist nicht nur Seelsorger, sondern auch Finanzverwalter und Architekt!" Und so meint er: Nicht nur die Kirchenmänner müssen sich bewegen, sondern auch die Gemeindemitglieder. Deren Erwartungen sind teilweise hoch. So soll eine Kirche funktionieren, wenn es um Betreuungseinrichtungen wie Kindergärten geht, um die Gestaltung eines Gottesdienstes bei Feiern, um den seelischen Beistand bei Krankheiten und Sterbefällen. Aber sonst findet man immer weniger Leute in der Kirche. Dabei lebt eine Kirchengemeinde vor allem von ihren Mitgliedern.
Was den zeitlichen Rahmen des Umstrukturierungsprozess betrifft, so spricht Luck davon, dass bis 30. April 2018 einzelnen Berichte aus den Regionen bezüglich Umstrukturierung, Vorschläge für die weitere Entwicklung innerhalb des Erzbistums eingetroffen sein sollen. Im Jahre 2019 sollen die ersten Vorschläge umgesetzt werden. Bis zum Jahre 2022 soll der Umstrukturierungsprozess abgeschlossen sein.