Organist nahm Rücksicht auf die Fußball-EM

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Der Organist Reinhard Lehmann bot mit seinem Benefizkonzert in der Pressiger Herz-Jesu-Kirche einen Ohrenschmaus - rechts Pater Helmut Haagen, der Lehmann eingeladen hatte. Foto: K.- H. Hofmann
Der Organist Reinhard Lehmann bot mit seinem Benefizkonzert in der Pressiger Herz-Jesu-Kirche einen Ohrenschmaus - rechts Pater Helmut Haagen, der Lehmann eingeladen hatte. Foto: K.- H. Hofmann

Reinhard Lehmann beendete sein Konzert rechtzeitig vor dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft.

Die Herz- Jesu-Pfarrei Pressig freute sich über einen außergewöhnlichen Organisten. Reinhard Lehmann, ein Großcousin von Kardinal Karl Lehmann, dem langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, war zu Gast in der Herz-Jesu-Kirche und begeisterte mit seinem Können bei einem Orgel-Konzert. Mit dem Königsinstrument spielte sich der Organist mit ergreifenden Melodien in die Herzen der Zuhörer.
Der 86-jährige Lehmann lebt in Sonneberg/Thüringen und spielt dort auch immer noch aushilfsweise zu Gottesdiensten in der dortigen St.-Stefan-Kirche. Außer seiner beruflichen Tätigkeit als Dozent an der Technischen Fachschule war er über 30 Jahre nebenamtlicher Organist.


Einladung kam von Pater Haagen

Mit großer Fingerfertigkeit brachte er die rund 1000 Orgelpfeifen in der Herz- Jesu- Kirche in Harmonie und Einklang.
Lehmann wurde in Senftenberg im südlichen Brandenburg in der Lausitz geboren. Er kam durch seinen Großvater zur Musik. Der Großvater selbst war Schüler bei Professor Reubke in Halle und Professor Ast in Berlin. Doch den Hauptberuf als Musiker wählte Reinhard Lehmann nicht, wobei er der Musik aber immer verbunden geblieben ist. Seit den 90iger Jahren hat er seine Kenntnisse und Fähigkeiten beim Organisten an der Basilika in Vierzehnheiligen, Georg Hagel, aufgefrischt und erweitert.
Besonders Pater Helmut Haagen, von dem die Einladung kam, freute sich, Reinhard Lehmann als Gast in der Herz-Jesu-Kirche begrüßen zu können. Das Benefizkonzert zugunsten des Gotteshauses fand im Rahmen des Familiennachmittags der Kolpingfamilie Pressig statt und bot eine besinnliche Stunde. Der Organist spielt auch im betagten Alter noch mit Leidenschaft und war deshalb gerne der Einladung nach Pressig gefolgt. "In Pressig war ich noch nicht als Konzertspieler, wohl aber in der St.-Bartholomäus-Kirche in Rothenkirchen. Also habe ich in Pressig eine Premiere", grinste ein gut aufgelegter Musiker, der vor dem Konzert auch etwas zu seinen vorgetragenen Werken erzählte.
Zwei Werke hob er dabei besonders hervor. Einmal das Stück "12 sogenannte Schlagarien" Opus 22 von Pater Johann Valentin Rathgeber (1682-1750). Pater Johann Valentin Rathgeber OSB, geboren 1682 in Oberelsbach in der Rhön, erhielt seinen ersten Musikunterricht bei seinem Vater. 1701 bis 1704 studierte er an der Uni Würzburg; ab 1708 arbeitete er im Kloster Banz. Von 1729 bis 1738 führte ihn sein Schaffen nach Süddeutschland, Schweiz und Österreich bis nach Ungarn. 1750 starb Rathgeber im Kloster Banz. Das Werk des oberfränkischen Komponisten besteche durch einfühlsame ruhige Klänge, so Lehmann.
Ebenso einfache Harmonik aber unter die Haut gehende Klänge zauberte Lehmann beim zweiten auserwählten Stück Menuett C-Dur für Flötenuhr aus der Orgel. Wie eine Flötenuhr erklangen sanfte zarte Töne aus dem großen Königsinstrument. Auch dieses Werk stammt aus der Barock-Epoche. Die Zeit in diesem kurzweiligen Konzert schien zu verfliegen. Gerne hätten die Besucher noch mehr von diesem Hörgenuss gehabt.
Weitere Werke spielte Lehmann von berühmten Komponisten, wie Johann Sebastian Bach, Jan Krtitel Kuchar, Alexandre Guilmant und Georg Friedrich Händel. Doch angesichts der Europameisterschaft und dem bevorstehenden Spiel der deutschen Nationalmannschaft beschränkte sich der Organist in der Zeit und bescherte damit den Fußballfreunden nach diesem Ohrenschmaus auch den Genuss das Fußballspiel sehen zu können. "Nach dieser beeindruckenden Premiere im Pressiger Gotteshaus bin ich mir sicher, wir sehen und hören den Organisten Reinhard Lehmann bald mal wieder in der Herz-Jesu-Kirche", sagte Pater Haagen zum Schluss. Der Familiennachmittag der Kolpingfamilie hatte jedenfalls eine klangvolle Bereicherung durch dieses Konzert erlebt.