Mitwitzer Montessori-Schüler machen ein altes Haus wieder flott

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Im Burgstaller Weg wartet noch viel Arbeit auf die Schüler. Foto: Marco Meißner
Im Burgstaller Weg wartet noch viel Arbeit auf die Schüler. Foto: Marco Meißner
Die Schülerinnen Loreen, Klara, Sophie und Lina sprechen mit Lehrer Marco Hofmann über ihre Ideen und Planungen. Foto: Marco Meißner
Die Schülerinnen Loreen, Klara, Sophie und Lina sprechen mit Lehrer Marco Hofmann über ihre Ideen und Planungen. Foto: Marco Meißner
 

Ein Großprojekt konfrontiert die Jugendlichen der Montessori-Schule mit der Berufswelt der Erwachsenen. Sie wollen ein altes Haus herrichten.

Der Außenputz löst sich ab, betagte Kabelträger ragen aus dem Mauerwerk, Sperrmüll türmt sich vor den Toren auf - das Haus am Burgstaller Weg hat schon bessere Tage erlebt. Jetzt soll es eine Verjüngungskur bekommen. Die Fäden halten dabei Zwölf-, 13- und 14-Jährige in den Händen.

"Da kommt viel Arbeit auf uns zu", ist Loreen (13) überzeugt. Sie sitzt in der Montessori-Schule Mitwitz mit ihren Mitschülern zusammen. Gemeinsam sollen die Jugendlichen das Großprojekt auf allen Ebenen managen und die Renovierung umsetzen.

Arbeit hat schon angefangen

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"Seit Anfang des Jahres wissen wir davon. Ich finde, es macht schon Spaß", freut sich Sophie (14) auf das Vorhaben, das sie mit Lehrer Marco Hofmann angehen. "Wir haben Möbel eingelagert und Tapeten abgemacht. Den Teppich auf dem Dachboden haben wir auch schon herausgerissen", erklärt Klara (13), dass die Arbeiten längst angelaufen sind.

Dass die Schüler mit Feuereifer dabei sind, macht Hofmann stolz. Schließlich möchte er ihnen ein eigenständiges Planen und Arbeiten nahebringen. Er spricht von einer "Erfahrungsschule". Die Schüler sollen nicht nur durch andere lernen, sondern selbst in das Leben schnuppern. "Das ist kein Planspiel, das ist Realität", unterstreicht Hofmann die Bedeutung der Arbeiten für die Schüler.

Zugrunde liegt dem Vorhaben der "Erdkinderplan", den Maria Montessori entwickelt hat. "Sie erkannte bereits im frühen 20. Jahrhundert, dass eine vor allem kognitiv ausgerichtete Schule und ein ständiges Sitzen nicht den Bedürfnissen von Jugendlichen entsprechen", erklärt Geschäftsführerin Gudrun Jersch-Bittermann, was hinter dem Konzept steckt, das die Mitwitzer Schule in die Tat umsetzt. Dass dieser Kraftakt auch finanziell zu schultern ist, verdankt die Schule laut der Geschäftsführerin dem Förderverein und einem eifrigen "Klinkenputzen" bei möglichen Unterstützern.

So kann die Montessori-Schule den jungen Leuten inzwischen, nur wenige Minuten Fußweg entfernt, eine dreiteilige Umgebung mit Aufgaben und Herausforderungen bieten, die nicht an den typischen Schulalltag erinnern: Die Renovierung eines schuleigenen Hauses, die Gestaltung sowie Bewirtschaftung eines Gartens und die naturnahe Nutzung eines Waldstückes als erlebnispädagogisches Zentrum sollen dort realisiert werden. Auf diesem Weg sollen die Schüler Mechanismen der Ökonomie kennen lernen und ebenso Erfahrungen des praktischen Lebens sammeln.

Konzept aus Schülerhand

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Deshalb werden die Lehrer ihre Schützlinge zwar pädagogisch begleiten, die Weichenstellungen allerdings in deren Hände übertragen. "Die Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 8 planen und gestalten", erklärt Hofmann, dass es "ein bisschen raus aus der Schule und rein in die Wirklichkeit geht". Von der Konzeption über die Budgetplanung bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit liegt das Vorhaben in den Händen der Jugendlichen, die hierfür Arbeitsgruppen bilden. Sie packen freilich auch selbst mit an und organisieren kompetente Hilfe durch Eltern oder Fachleute, wo sie mit ihrem eigenen Latein am Ende sind.

Wie in einem Gemeindegremium müssen dafür Handwerksarbeiten ausgeschrieben und vergeben werden. "Da kann man sich zeitlich schnell mal verschätzen", meint Hofmann. Doch auch aus solchen Rückschlägen sollen die Schüler Stärke gewinnen. Und ganz nebenbei erfahren sie, wie zum Beispiel eine Wand verputzt oder ein Hochbeet angelegt wird.

"Es ist weniger ein Projekt, vielmehr ein Teil des Schullebens", betont der Lehrer, dass es für das Vorhaben keinen exakten zeitlichen Rahmen gibt. Die Schüler und die Fachleute werden letzten Endes vorgeben, wie schnell der Traum eines Hauses für die Schule, für einzelne Lerngruppen, aber unter Umständen auch für externe Nutzungen Wirklichkeit wird.

Ideen der Schüler

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Die Jugendlichen sind jedenfalls schon Feuer und Flamme. Lina (12) sprüht vor Ideen: "Wir brauchen auf jeden Fall eine Küche und ein Zimmer mit Beamer, wo wir mal einen Film schauen können. Und auch einen Lernraum." Kurzfristig sind die Ziele aber noch ganz andere, wie Lina und Klara feststellen: "Jetzt müssen wir erst einmal die Elektrik angehen und dafür sorgen, dass wir Strom und Wasser haben. Und Öl, damit wir heizen können." Also: Die Schüler haben alle Hände voll zu tun.