Mittelberg bei Kronach: Die Welt zu Gast in der Einöde

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Die Pflege der Tiere ist ein Teil der Arbeit, den freiwillige Helfer in Mittelberg übernehmen. Markus Martini (vorne) und "Wwoofer" Dev im Hintergrund mit Ziege und Minischwein. Foto: Anna-Lena Deuerling
Die Pflege der Tiere ist ein Teil der Arbeit, den freiwillige Helfer in Mittelberg übernehmen. Markus Martini (vorne) und "Wwoofer" Dev im Hintergrund mit Ziege und Minischwein. Foto: Anna-Lena Deuerling
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Markus Martini ist aus voller Überzeugung auf den elterlichen Biohof zurückgekehrt - und bringt auch Menschen aus der ganzen Welt nach Mittelberg.

Was haben Fränkische Waldgänse, Coburger Fuchsschafe, ein Student aus Mumbai und eine Rechtsanwaltsgehilfin aus Berlin gemeinsam? Sie sind im Frankenwald sicher selten erspähte Arten - und momentan zuhause in Mittelberg. Markus Martini und seine Eltern sind seit 2013 Teil von WWOOF (World-Wide Opportunities on Organic Farms), einem internationalen Netzwerk, das freiwillige Helfer und ökologisch bewirtschaftete Höfe zusammenbringt.

Die Idee kam Martini im Jahr 2013 in Rumänien. Im Rahmen seines Studiums hat er dort drei Monate auf einem Biohof mit Imkerei und Obstbaumschule verbracht. "Ich habe mich total gewundert, wie das Ehepaar mit ihren beiden Kindern das hinbekommen hat", erzählt der 27-Jährige. Dort hört er das erste Mal von der Organisation. "Ich fand die Idee total spannend und reizvoll", so Martini.


Hilfe zur rechten Zeit

Nicht nur der Gedanke, dass junge Menschen aus der ganzen Welt nach Mittelberg kommen würden, gefiel dem Studenten. Durch die Unterstützung konnte er damals ein ganz akutes Problem Zuhause lösen.

Seine Mutter hat sich während seines Auslandspraktikums das Bein gebrochen. Die Arbeiten am Hof, die Versorgung der Tiere und die Instandhaltung des Anwesens wären alleine an seinem Vater hängen geblieben. "Wir haben viele verschiedene Tiere, keine große Herde", erklärt Markus. "Das ist natürlich auch ineffektiv und zeitaufwendig." Der eigene Hof in Mittelberg wird von seiner Familie schon seit mehren Generationen als landwirtschaftlicher Betrieb im Nebenerwerb geführt. Neben den Ökobauernhof gibt es auf dem Gelände noch Ferienwohnungen.

Als er zurück nach Franken kommt, schlägt er seinen Eltern "WWOOF" vor. "Wir hatten noch zwei Zimmer im Haus frei - und meine Eltern sind offene Menschen und tolle Gastgeber." Bereits zwei Wochen, nachdem er im Internet das Profil für den Schlossberghof erstellt hat, kommt die erste "Wwooferin", wie sich die Helfer selbst nennen, aus Tschechien nach Mittelberg.

Seitdem hat die Familie Martini über 120 Helfer zu Gast gehabt und ihnen nicht nur ordentlich etwas zu tun, sondern auch einen Einblick in die deutsche Kultur, Familie und fränkische Abgeschiedenheit gegeben. "Erstmal werden die Wwoofer natürlich ordentlich Willkommen geheißen", erzählt Markus. Doch auf fränkische Herzlichkeit folgt auch harte Arbeit: Im Garten, beim Holzhacken und Heumachen, Tiere versorgen, Reparaturen an Haus und den Außenanlagen erledigen.


Von Mumbai nach Mittelberg

Der 25-jährige Dev aus dem indischen Mumbai ist am Donnerstag gerade dabei, Brennnesseln zu jäten. Seit zehn Tagen ist er in Mittelberg, erzählt er. "Ich bleibe noch ein paar Wochen - bis Oktober will ich noch auf anderen Höfen sein."
Sein Ziel: Viel Zeit draußen verbringen und weiter Deutsch lernen. Die Helfer bleiben mindestens eine Woche in Mittelberg. "Kürzer lohnt sich eigentlich nicht", sagt Markus. "Es ist wichtig, vor allem im Umgang mit den Tieren eine gewisse Routine zu bekommen - wir müssen den Helfern auch vertrauen können." Gäste aus Sizilien und Japan blieben sogar ein halbes Jahr.

Vor allem aus Europa, Südamerika und Asien kämen die Wwoofer, nur selten seien Deutsche darunter. Martini selbst hat in Bayreuth, Berlin, Budapest, Rumänien und den USA gelebt.
Nach seinem Bachelor in Geoökologie kommt er in den letzten Zügen seines Masterstudiums im Dezember 2017 nach Hause zurück. Kleine Errungenschaften, im speziellen ein Glasfaseranschluss für Mittelberg, erleichtern ihm, am Hof zu helfen, die Wwoofer mit zu betreuen und gleichzeitig an Projekten an seiner Universität in den USA weiterzuarbeiten. "Ich bin ganz bewusst wieder zurück - und will hier bleiben", sagt er.

Momentan sei er auf Jobsuche in der Region. Doch auch für den Standort Mittelberg hat er Pläne für die Zukunft. Für Öko-Tourismus und neue Wege der Umweltbildung sieht er in der "tollen fränkischen Landschaft" großes Potenzial.


Erster Urlaub seit 1995

"Es ist überall schön - doch hier mit Abstand am Schönsten", ist sich Markus Martini sicher - das sollen auch die Wwoofer erleben. Ein positiver Nebeneffekt: Durch die Helfer konnten er und seine Geschwister den Eltern den ersten Urlaub seit 1995 ermöglichen.
Mit den Tieren seien sie vorher immer an den Hof gebunden gewesen, doch auch jetzt hielten die beiden es nicht länger als eine Woche in der Ferne aus. "Aber mit WWOOF bringen wir eben die Welt nach Mittelberg."