Miete steigt in Kronach um 44 Prozent

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Dieses Mehrfamilienwohnhaus am Inneren Ring wurde außen saniert, innen zum Teil noch nicht. Die Miete stieg um 44 Prozent.
Dieses Mehrfamilienwohnhaus am Inneren Ring wurde außen saniert, innen zum Teil noch nicht. Die Miete stieg um 44 Prozent.
Gerhard und Herta Mencl sowie Irmgard Lippold (von links) blättern in den Unterlagen der Nebenkostenabrechnung. Fotos: Friedwald Schedel
Gerhard und Herta Mencl sowie Irmgard Lippold (von links) blättern in den Unterlagen der Nebenkostenabrechnung. Fotos: Friedwald Schedel
 
Im Treppenhaus ist ein neues Fenster, aber innen noch nicht verputzt.
Im Treppenhaus ist ein neues Fenster, aber innen noch nicht verputzt.
 
Der Fußboden des Dachbodens wurde gedämmt. Die schwarz-gelbe Markierung zeigt, wie viel Dämmmaterial aufgebracht wurde.
Der Fußboden des Dachbodens wurde gedämmt. Die schwarz-gelbe Markierung zeigt, wie viel Dämmmaterial aufgebracht wurde.
 
Im Treppenhaus sind Risse.
Im Treppenhaus sind Risse.
 
Wasserflecken auf der neuen Dämmung des Dachbodens zeigen, dass das Dach undicht ist.
Wasserflecken auf der neuen Dämmung des Dachbodens zeigen, dass das Dach undicht ist.
 
Wasserflecken auf der neuen Dämmung des Dachbodens zeigen, dass das Dach undicht ist.
Wasserflecken auf der neuen Dämmung des Dachbodens zeigen, dass das Dach undicht ist.
 
Durch das Dach kann es reinregnen.
Durch das Dach kann es reinregnen.
 
Im Treppenhaus sind Risse.
Im Treppenhaus sind Risse.
 
Der Ölofen der Familie Mencl funktioniert einwandfrei.
Der Ölofen der Familie Mencl funktioniert einwandfrei.
 
Durch das Dach kann es reinregnen.
Durch das Dach kann es reinregnen.
 
Durch das Dach kann es reinregnen.
Durch das Dach kann es reinregnen.
 
Das Loch, wo einmal der alte Briefkasten neben der Haustür war, ist nur notdürftig zugeschmiert.
Das Loch, wo einmal der alte Briefkasten neben der Haustür war, ist nur notdürftig zugeschmiert.
 

Die Familien in den Wohnungen der renovierten Häuser der ehemaligen Kronacher Wohnungsbau müssen jetzt deutlich mehr zahlen. Das gefällt ihnen gar nicht. Der Erlanger Betreiber sagt, warum die Preise angepasst werden mussten. Der Bürgermeister will bei Härtefällen helfen.

Das Ehepaar Lippold traut seinen Augen nicht. Die Miete für ihre 87 Quadratmeter große Erdgeschoss-Vierzimmerwohnung im Inneren Ring in Kronach, in der sie seit 1980 leben, soll um 171,71 Euro auf 568,81 Euro pro Monat steigen. Das sind fast 44 Prozent. Dazu kommen noch Kosten für Strom und Heizung.

Die Außenfassade strahlt wie neu, wurde gedämmt und gestrichen, aber innen, in der Wohnung, hat sich nichts getan. Das will das Ehepaar auch nicht. Horst und Irmgard Lippold heizen mit einem Schwedenofen im Wohnzimmer und haben sich vor Jahren einen Gasanschluss für ihre Öfen legen lassen. Sie befürchten, wenn einmal eine zentrale Wärmeversorgung installiert ist, dass der Mietpreis weiter steigt.

Eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Haus ist bereits innen saniert. Aber sie steht leer, weil niemand den Mietpreis von angeblich über 600 Euro berappen will.

Noch mehr zahlen als die Lippolds soll das im 1.
Stock wohnende Ehepaar Herta und Gerhard Mencl, das seit 1973 in der ehemaligen KWG-Wohnung lebt. Die Kaltmiete der Mencls beträgt für die gleichgroße Vierzimmerwohnung 303,41 Euro. Dazu kommen 106,70 Euro an Nebenkosten. Wegen der energetischen Sanierung steigt die Miete um 175,45 Euro auf stolze 585,86 Euro. Das sind knapp 43 Prozent.


Neue Kunststofffenster
Die ZBI Erlangen, die die ehemaligen KWG-Häuser erworben und saniert hat, legte den Mietern im Inneren Ring die Gesamtrechnung für die Arbeiten vor. Die energetische Sanierung des Hauses hat knapp über 200 000 Euro gekostet. Die Außenfassade wurde gedämmt, neue Fenster kamen rein, denn die alten Holzfenster waren marode. Durch die neuen Kunststofffenster zieht's natürlich nicht mehr rein. Das merken die beiden Familien, mit denen wir sprachen, deutlich am geringeren Heizbedarf. Der Fußboden des Dachbodens wurde zwar gedämmt, aber man blickt auf die blanken Ziegel. Es regnet an verschiedenen Stellen rein. Das sieht man an den Flecken auf der neuen Dämmung.


Über 170 Euro teurer
Pro Quadratmeter Wohnfläche errechnen sich laut ZBI Modernisierungskosten von 248,93 Euro. Die legt das Erlanger Unternehmen nun um, was zur Mietsteigerung um über 170 Euro pro Monat führt.

Auch die Mencls wollen keine Zentralheizung, sind mit ihren Ölöfen zufrieden. Selbst wenn Herta Mencl die Kannen mit Heizöl aus dem Keller in den ersten Stock schleppen muss. Ihr Mann kann sie zurzeit wegen Rückenbeschwerden nicht unterstützen.

Gerhard Mencl sieht die Wurzel allen Übels in der Vergangenheit. "Die ganzen Probleme, die jetzt auftreten, haben ihren Ursprung in der KWG. Das Schlimme ist, dass sich die Parteien nicht um die KWG gekümmert haben, obwohl sie im Aufsichtsrat saßen."

Gerhard Mencl erzählt, dass er zusammen mit einem Nachbarn eine Satellitenschüssel installiert hatte. Die musste er entfernen, weil die KWG Kabelfernsehen legen ließ. Das kostet pro Jahr über 100 Euro an Gebühren, die Sat-Anlage hätte keine weiteren Kosten verursacht.

Herta Mencl hat jahrelang kostenlos Gartenpflege gemacht, Blumen gepflanzt, Rasen gemäht. Das macht sie jetzt nicht mehr, weil im Jahr 2013 Kosten von 936,77 Euro für die Grünlandpflege plus 171,15 Euro für die Entsorgung des Mähguts umgelegt wurden. Auch für einen Hauswart - "Wer ist das?" - fallen Kosten von knapp 2000 Euro pro Jahr an. Überhaupt haben die Mieter im Inneren Ring verschiedene Fragen wegen der Nebenkostenabrechnung. Die wurden ihnen trotz Nachfragen nicht beantwortet. Belege, die sie einsehen wollten, waren im Büro in Kronach nicht da. Die Familien Mencl und Lippold, die die harmonische Mietergemeinschaft im Haus hervorheben, würden sich eine Zusammenkunft aller Mieter mit der ZBI wünschen, damit man über Fragen sprechen kann.

Die Zentral Boden Immobilien AG (ZBI) aus Erlangen habe bereits 8,3 Millionen Euro in die Sanierung der ehemaligen Wohnungen der Kronacher Wohnungsbaugesellschaft (KWG) investiert. Weitere 1,8 Millionen Euro seien bereits beauftragt. Auch für 2015 seien rund zwei Millionen Euro an Investitionen vorgesehen. Darauf verwies Dirk Meißner, Vorstand der ZBI-Fondsmanagement Immobilien AG, auf Nachfrage.


Regionale Firmen beauftragt
"Im Großen und Ganzen haben wir regionale Firmen beauftragt", stellte Dirk Meißner heraus. Nur die eine oder andere Leistung habe man extern vergeben müssen. In den energetischen Bereich seien rund 5,4 Millionen Euro geflossen. Man habe die Außenhaut sowie die Geschossdecken gedämmt, neue Fenster eingebaut. In technische Dinge wie neue Heizungen oder Treppenhaussanierungen seien rund 1,6 Millionen Euro geflossen. Wohnungssanierungen seien in einem Kostenrahmen von 1,5 Millionen Euro geplant worden, mit 3,1 Millionen Euro mehr als doppelt so teuer gewesen. "Die Sanierungsverpflichtung aus dem Kaufvertrag - sieben Millionen Euro - haben wir mehr als zur Genüge erfüllt", verwies Dirk Meißner auf die Summe von rund zwölf Millionen Euro. Vor drei Jahren hat die ZBI die über 700 Wohnungen in über 130 Häusern von der KWG gekauft, weil diese aus eigener Kraft nicht in der Lage war, die in die Jahre gekommenen Häuser zu sanieren. "Beim Objektbestand waren wir zu optimistisch", meinte der Manager zu den deutlich höheren Sanierungskosten. In vielen Bereichen seien die Häuser nicht vermietbar gewesen. "Deshalb mussten wir da eingreifen!"

Man habe die Möglichkeit genutzt, elf Prozent der bereinigten Kosten umzulegen. Das entspreche der gesetzlichen Lage. Dabei habe man nicht gegen den Kaufvertrag verstoßen. Die Häuser hätten keine Zentralheizung gehabt, nur Einzelöfen. Das sei nicht mehr zeitgemäß. Von Mietern, die eine Zentralheizung bekommen hätten, habe man ausschließlich positive Rückmeldungen, stellte Dirk Meißner heraus: "Wir leben im 21. Jahrhundert. Beim Wohnkomfort verlangen das die Leute. Deshalb sind wir bestrebt, die Wohnungsinfrastruktur zu verbessern." Man habe so viele Anfragen, wann die nächste Wohnung fertig werde. Man könne gar nicht so schnell sanieren. "Die Leute wollen unsere Wohnungen haben. Mit einem Quadratmeterpreis von 5,40 bis 5,50 Euro liegen wir im Rahmen. Da haben wir nicht überzogen." Schließlich habe man pro Wohnung 35 000 Euro investiert. Man wolle allen gerecht werden, auch den Anlegern. "Das sind wir unseren 1500 Anlegern schuldig!" Meißner stellte auch klar, dass es sich bei den sanierten Wohnungen nicht mehr um sozialen Wohnungsbau handle, sondern dass diese durch den freien Markt getragen würden.


Beim Bürgermeister beschwert
Bei Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) haben sich bisher mehrere Dutzend Mieter über die stark gestiegenen Mieten beschwert. Die Stadt Kronach und die KWG hätten die Häuser jedoch nicht aus eigener Kraft sanieren können. Die Gebäude wären verfallen, und auch da hätte es Beschwerden gegeben.

Wenn ein privates Unternehmen wie die ZBI ein Objekt saniere, dürfe es die Kosten auf die Mieter umlegen. Und wenn ein Wohnblock saniert werde, könne der Vermieter auch nicht einzelne Wohnungen außen vor lassen, weil deren Bewohner mit den eigenen vier Wänden zufrieden seien. Mit der ZBI habe es am vergangenen Freitag ein Gespräch gegeben.