Der Kronacher Fernsehgerätehersteller hat schwierige Zeiten hinter sich. Doch mit dem neuen Gesellschafter Mark Hüsges scheinen die Mitarbeiter neuen Mut zu schöpfen. Auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) will dieser den Aufwärtstrend untermauern.
Mark Hüsges weiß, worauf es jetzt ankommt. Am Freitag beginnt in Berlin die Internationale Funkausstellung, kurz Ifa genannt. Die Leitmesse der Elektronik-Industrie ist für einen TV-Geräte-Hersteller wie Loewe der wichtigste Termin im Jahr. Wer hier begeistert, erhält Aufträge und Bestellungen von den Händlern.
Sein direktes Umfeld hat Hüsges schon begeistert. Seit der Münchner Finanzinvestor und sein Geschäftspartner Boris Levin im Frühjahr mit ihrer Firma Stargate Capital den angeschlagenen Industriebetrieb im Frankenwald übernommen haben, gibt es nur noch positive Meldungen. Vor allem atmen die zuletzt stark verunsicherten Mitarbeiter durch. Knapp 1000 Beschäftigte hatte Loewe, bevor es Ende 2012 steil bergab ging. Es folgten Kündigungswelle auf Kündigungswelle, Schutzschirmverfahren und Insolvenz in Eigenverwaltung.
Dann machte zu Jahresbeginn auch eine erste Investorengruppe einen Rückzieher.
Personalabbau fällt geringer aus
Inzwischen heißt die Firma Loewe Technologies GmbH. Die neuen Investoren haben mit der alten Loewe AG und den Altlasten des Fernsehgeräteherstellers nichts mehr zu tun. Auch über Kündigungen wurde zuvor entschieden. Im Oktober müssen die vorerst letzten Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz räumen und in die dann vierte Transfergesellschaft wechseln. 525 Mitarbeiter arbeiten im Moment noch für Loewe, 95 davon sollten ursprünglich im nächsten Monat in die besagte Transfergesellschaft wechseln. Doch Hüsges hat schon im Sommer angekündigt, dass der Personalabbau geringer ausfallen wird. Wie viel geringer, das will er erst direkt nach der Ifa bekannt geben. "Mit der Messe hat das aber nichts zu tun.
Es gibt noch Abstimmungsbedarf zwischen alter und neuer Gesellschaft", sagt er.
Produktion bleibt in Kronach
Es seien überwiegend Mitarbeiter aus der Fertigung, die sich Hoffnung machen könnten. 160 Personen sind hier noch tätig. Das Bekenntnis zum Loewe-Fernseher made in Kronach ist allem Anschein nach so groß wie lange nicht mehr. Allenfalls Randbereiche des Sortiments, so hört man, sollen im Ausland gefertigt werden. Das bisherige Fertigungsmodell bleibt demnach bestehen: Danach werden in Kronach Modelle entwickelt und designed, anschließend Komponenten auf dem Weltmarkt eingekauft und dann damit vor Ort die Fernsehgeräte zusammengebaut.
"Loewes Wettbewerbsfähigkeit wird nicht über die vorhandene Zahl an Mitarbeitern definiert, sondern über die Produkte", sagt Hüsges.
Der 44-Jährige kennt den Fernsehgerätehersteller nicht erst seit dem Frühjahr. Beim Börsengang der alten Loewe AG im Jahr 1999 war er auf Seiten einer Investmentbank mit dabei. Stets betont er, nicht aus einem Fonds heraus, sondern vornehmlich eigenes Kapital in die Firma investiert zu haben. Private Equity heißt das in der Fachsprache. In den vergangenen zehn Jahren hat Stargate Capital schon andere Unternehmen auf diese Weise restrukturiert, zuletzt den schwäbischen Maschinenbauer Gehring. "Wir sind nur auf ein Unternehmen fokussiert. Unser Geld steckt momentan nur in Loewe", erklärt Hüsges.
Ultra-HD und App fürs Tablet
Rund 1000 Quadratmeter Fläche stehen Loewe auf der Ifa zur Verfügung.
Etwas weniger als bisher, aber immer noch genug, um das zu präsentieren, was in den nächsten Monaten für den entscheidenden Schub sorgen soll: die neuen Flachbild-Modelle in Ultra-HD-Auflösung (UHD). Drei neue Linien sind es, die als Prototypen in Berlin stehen. Dazu als Flaggschiff das Modell "Masterpiece" mit 65-Zoll-Bildformat und leicht gebogenem Bildschirm-Design.
"Alles, was es auf der Ifa zu sehen gibt, sind Dinge, die wir in den letzten Wochen und Monaten hier entwickelt haben", sagt Hüsges. "Mit unserer Software sind wir überzeugt, dass wir ganz vorne dabei sind."
Zwei der neuen Linien sollen Ende des Jahres in Kronach anlaufen, der Rest Mitte 2015. Schließlich müssten die Produkte laut Hüsges fehlerfrei funktionieren, wenn sie auf den Markt kommen.
Das sei in der Branche keine Selbstverständlichkeit.
"Wir sind überzeugt, dass wir durch unsere neuen Produkte noch wettbewerbsfähiger werden", sagt Hüsges. Er verweist auf die neue maßgeschneiderte Loewe-App, mit der mittels Streaming vom Fernseher problemlos mit einem Tastendruck aufs Tablet gesendet wird. "Einen Film kann man dann einfach im Bett zu Ende schauen." Weil die Fernseher mit zwei Kanälen ausgestattet seien, bestehe zum Beispiel auch die Möglichkeit, auf Tablet und Fernseher unterschiedliche Programme zu schauen. Neue Kundenschichten will Loewe zum Beispiel auch mit der technischen Neuerung ansprechen, den Festplattenrecorder von unterwegs aus mit dem Smartphone programmieren und starten zu können.
Wachstumspotenzial in Asien
Nebenan auf der Ifa hat der chinesische Hersteller Hisense seinen Stand. Das trifft sich.
"Hisense ist unser Hauptpartner, allerdings ohne Kapitalverflechtung. Daneben gibt es aber auch eine Vielzahl anderer kleinerer Partnerschaften", erklärt Hüsges. Die Zusammenarbeit, die schon vor dem Einstieg des früheren Investmentbankers bei Loewe vereinbart worden war, schafft vermutlich auch neue Marktzugänge. "Wir sehen großes Wachstumspotenzial in Asien, vor allem in China, aber auch im europäischen Raum", sagt Hüsges.
Gelingt es Loewe als Premiummarke in der Nische zu überleben - und das auf einem gesättigten Markt? Hüsges weiß, worauf es ankommt: "Der Kunde kauft dann Premium, wenn er davon überzeugt ist, dass das, was er bekommt, mehr wert ist als das, was er bezahlen musste."