Kronacherin will Ponys bei Freischießen verbieten

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Dieses Pony mit dem Spitznamen "Zwiebel" lebt auf einem Küpser Reiterhof. Im Ponykarussell wird es nicht eingesetzt, geritten schon. Foto: Hendrik Steffens
Dieses Pony mit dem Spitznamen "Zwiebel" lebt auf einem Küpser Reiterhof. Im Ponykarussell wird es nicht eingesetzt, geritten schon. Foto: Hendrik Steffens

Ist es Tierquälerei, wenn beim Freischießen Ponys im Kreis laufen müssen? Eine Kronacherin wirft die Frage im Internet auf und beantwortet sie mit einem klaren "Ja". Sie fordert Bürgermeister Beiergrößlein auf, aktiv zu werden.

Wenn Ponys auf einem lauten Festplatz im Kreis traben sollen, dann ist das Tierquälerei. Meint eine Kronacherin. Sie hat über das soziale Netzwerk Facebook eine Petition gegen das Pony-Karussell beim Kronacher Freischießen veröffentlicht und verbreitet. Mehr als 700 Gleichgesinnte haben unterschrieben, davon fast 100 Kronacher. Veranstalter Charly Wittig nimmt's zur Kenntnis. Doch er wünscht sich Diskussion statt Petition.

Die Beschwerdeführerin adressiert ihren virtuellen Beschwerdebrief an Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein. Sie verurteilt, dass fast jährlich ein Pony-Karussell beim Freischießen angeboten werde: "Die Tiere werden dazu gezwungen, den ganzen Tag lang im Kreis zu laufen. Dahinter verbirgt sich jedoch nichts anderes als eine tierquälerische Schinderei." Die Wirbelsäule und die Beine von Ponys seien nicht für stundenlanges Im-Kreis-Laufen ausgelegt.

Die Urheberin des Schreibens sagte unserer Zeitung, sie habe sich zu dem Schritt entschieden, da "Tiere kein Unterhaltungsprogramm, sondern Lebewesen" seien. Bürgermeister Beiergrößlein befindet sich im Urlaub, sodass er keine Stellung nehmen konnte.

"Rondell-Maschinen"
Die Frau führt in ihrer Petition weiter aus, "neben der traurigen Monotonie endloser Runden leiden die sensiblen Ponys durch ... einen vielerorts erheblichen Lärmpegel von angrenzenden Fahrgeschäften". Der Missbrauch der Tiere als "Rondell-Maschinen" vermittle zudem Kindern ein unzeitgemäßes Bild vom Umgang mit Tieren.
Sie räumt ein, dass die Ponys "sicherlich sauber und korrekt" gehalten werden. Trotzdem sei es Tierquälerei. Die solle unterbunden werden - und das Ponyreiten vom Freischießen verschwinden.

Da mache es sich jemand zu leicht, findet Charly Wittig, Platzmeister des Kronacher Freischießens. "Im Internet einen Brief zu veröffentlichen, ist einfach. Diskussion ist mir lieber." Zumal sich die Petition an den falschen Adressaten richte - Bürgermeister Beiergrößlein. Richtig, so Wittig, wäre die Schützengesellschaft, die Ausrichter des Festes ist.

Wittig, der angibt, jederzeit für ein kritisches Gespräch zur Verfügung zu stehen, hält sich an die Regeln. Es ist nicht verboten, ein Pony-Karussell zu engagieren. Aber Wittig tut noch etwas mehr. "Es gibt in der Branche sicher schwarze Schafe. Deshalb informiere ich mich über Betreiber, bevor ich mit ihnen einen Vertrag mache." Er besuche andere Volksfeste und schaue sich um, außerdem stehe er mit anderen Festveranstaltern in Kontakt.

Vorwurf ist nicht neu
Der Vorwurf, ein Jahrmarkt sei nicht der rechte Ort für Ponys, ist ihm nicht neu. "Aber was soll denn aus den Tieren werden, wenn die Pony-Karussell-Betreiber dicht machen?", fragt er. "Nehmen dann die Kritiker die Tiere auf?" Es sei Aufgabe der Behörden - etwa des Gesundheitsamtes - ein Verbot auszusprechen, wenn die Gesundheit der Tiere auf dem Spiel stünde. Ein solches Verbot gibt es bislang nicht. Deshalb beschränkt sich Wittig vorerst darauf, auf die Tiere zu achten: Er hält eine Koppelfläche vor, achtet darauf, dass Tiere für regelmäßige Wechsel vorgehalten werden. Und prüft nach eigener Aussage jeden Betreiber vor einem Engagement auf Herz und Nieren.

Das Landratsamt kontrolliert, ob Vorschriften des Tierschutzes eingehalten werden. "So lang sich jemand an das Gesetz hält, haben wir keine Möglichkeit, eine Tätigkeit zu untersagen", sagt Bernhard Schurr, Amtstierarzt in Vertretung am Kronacher Landratsamt. Da er normalerweise in Kulmbach arbeite, könne er zu den konkreten Abläufen im Kronacher Amt nicht viel sagen.

Generell aber seien Betreiber eines Zirkus' oder eines Reit- und Fahrbetriebes, unter den ein Ponykarussell fallen kann, an Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes gebunden. Dieser besagt unter anderem: "Wer gewerbsmäßig einen Reit- oder Fahrbetrieb unterhalten will, bedarf der Erlaubnis der zuständigen Behörde."

Neuer Vertrag ist schon gemacht
Die zuständige Behörde für die Erlaubnisvergabe ist die Heimatbehörde des Betriebs, nicht das hiesige Landratsamt. Verboten werden darf einem Ponykarussell-Unternehmer der Betrieb nur, wenn "erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden durch andere Regelungen, insbesondere solche mit Anforderungen an die Haltung oder Beförderung der Tiere, nicht wirksam begegnet werden kann", steht in Paragraf 11 weiter.

Wie Amtsarzt Schurr mitteilte, kontrolliere das Kronacher Landratsamt Zirkusse und Reitbetriebe. Neben der Verhältnismäßigkeit der Haltung von Tieren würde bei Ponykarussells auf Faktoren geachtet, die im Positionspapier "Beurteilung von Ponyreitbahnen unter Tierschutzgesichtspunkten" der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz formuliert sind (siehe Infobox). Sie fordert etwa angemessenen Auslauf, regelmäßige Pausen und Richtungswechsel zum Schonen der Gelenke.

Für das kommende Freischießen ist bereits ein Vertrag mit einem Ponyreit-Veranstalter gemacht. Das Unternehmen war vor Erscheinen dieses Artikels nicht erreichbar. Laut Charly Wittig hält es sich aber durchweg an geltende Richtlinien. Wie es angenommen wird, muss sich zeigen.