Die Frauen-Union sprach in Kronach mit Ministerin Melanie Huml über die Aktion "G'sund statt rund": Dabei geht es um Kindergesundheit und Prävention durch Ernährung und Bewegung. Dem Elternhaus kommt dabei eine große Bedeutung zu. Die Kindergärten und Schulen tun genug.
Kinder sollen gesund leben und nicht rund werden. Dazu sind richtige Ernährung und ausreichend viel Bewegung nötig. Darüber war man sich bei einer Diskussionsveranstaltung der Frauen-Union mit Staatsministerin Melanie Huml am Donnerstagabend einig. Kein schlechtes Zeugnis stellte man den Kindergärten, Schulen und Catering-Unternehmen aus. Die täten viel für eine gesunde Ernährung der Kleinen.
Nachholbedarf gebe es im Elternhaus, denn viele Erwachsene gäben den Schülern nicht die optimalen Pausensnacks mit. Und was die Kinder zu Hause nicht auf den Tisch gestellt bekämen, verschmähten sie auch in der Schule.
Zu wenig Sport Frauen-Union-Kreisvorsitzende Mathilde Hutzl freute sich, dass so viele Teilnehmer ihr Interesse an der Veranstaltung "g'sund statt rund" bekundeten. Darunter waren viele, die mit der Betreuung von Kindern zu tun haben. Eine steigende Zahl an Kindern sei übergewichtig, manche bereits im Kindergartenalter. Deshalb sei es wichtig, auf gesunde Ernährung hinzuwirken. Die Vorgaben der Politik seien das Eine, die Umsetzung das Andere, sagte Hutzl.
Staatsministerin Melanie Huml stellte klar, ihr sei es als Ministerin, Ärztin und Mutter wichtig, dass die Kindergesundheit in den Vordergrund gerückt werde. Sie dankte der Frauen-Union, dass sie sich dieses Themas angenommen habe. Die meisten Kinder seien gesund ernährt, aber die meisten trieben zu wenig Sport. Die Drei- bis 17-Jährigen müssten ihren Bewegungsdrang ausleben, forderte sie. Man müsse ihnen zeigen, wie schön es draußen in der Natur sein könne. Das Wichtige sei die Ausgewogenheit. Man dürfe nicht immer mit dem erhobenen Zeigefinger unterwegs sein.
Den Grundstein gelegt Vieles sei auch von der Familie geprägt, vor allem im Hinblick darauf, was man den Kindern vor- und mitgebe. Acht Prozent der Kinder im Einschulungsalter hätten Übergewicht. Das sei fast jedes zehnte Kind. Drei Prozent seien schwer übergewichtig. Man dürfe jedoch nicht nur die Übergewichtigen im Blick haben, sondern müsse auch auf die Magersüchtigen achten.
Viele Mütter nähmen in der Schwangerschaft zu viel zu. Da werde manchmal der Grundstein für das Übergewicht bei Kindern gelegt. Bereits in der Grundschule müsse man die Kinder auf die Lebensmittelpyramide hinweisen. Immer weniger werde selbst gekocht, immer mehr auf Fertigprodukte zurückgegriffen. Ein gemeinsames Essen in der Familie bringe auch gemeinsamen Austausch.
Es kostet etwas Zeit Zu Veranstaltungen über gesunde Ernährung kämen eh die, die sich dafür interessieren. "Aber wie kriegen wir die ran, die es notwendiger hätten?", fragte Melanie Huml. "In jedem Alter ist es wichtig, auf sich zu gucken, denn wir haben nun mal nur diesen einen Körper", sagte die Ministerin. Es sei nicht teurer, sich gesund zu ernähren, aber es koste eventuell mehr Zeit, gesundes Essen zuzubereiten, stellte Huml fest.
Angela Hofmann, die die Diskussion moderierte, lobte, dass die Frauen-Union dieses gesellschaftspolitisch wichtige Thema aufgegriffen habe. "Das Kind ist, was es isst", zitierte sie. Es gebe viele Beispiele zum Nachahmen, wie man Kindern gesunde Ernährung schmackhaft machen könne.
Gesundes Essen Diskussionsteilnehmer bestätigten, dass man im Kindergarten das geschafft habe, was die Eltern zu Hause nicht geschafft hätten: Die Kinder nähmen das gesunde Essen mit Obst und Salaten an. Die Kinder sollten Spaß daran haben, gesund zu essen, stellte Melanie Huml heraus. Zur Sprache kam auch, dass viele Kinder in Ganztagsschulen von der Qualität des Mittagessens nicht begeistert seien, der Caterer sage aber, dass das dann mehr kosten würde. Gesundes Essen müsse nicht unbedingt viel teurer sein, meinte die Ministerin dazu. Es gebe kein schlechtes Essen an den Schulen, wurde betont, die Schüler empfänden es nur so, weil es anders sei als zu Hause.
Gerhard Steidl, der vom Haus Fischbachtal aus das Kaspar-Zeuß-Gymnasium mit Essen versorgt, berichtete, dass man immer zwei Linien anbiete: eine vegetarische und eine mit Fleisch. Bevorzugt werde "das deftige fränkische Essen".
Lob für das Catering Cornelia Thron meinte, die Sache mit dem gesunden Essen sei nicht ein Problem der Kinder, sondern der Eltern. Die klagten oftmals darüber, dass ihre Kinder nicht das gewünschte Essen erhielten. Aber genau dieses sei nicht gesund. Johannes Hausmann lobte, die Caterer hätten ein hervorragendes Angebot. Die Eltern müssten beim gesunden Essen Vorbild sein, forderte er. Man höre aus den Kindergärten und den Schulen heraus, dass das mit dem Essen funktioniere, sagte Susanne Grebner. Die Eltern seien in der Pflicht und dürften nicht die Schuld auf die Schulen und die Caterer schieben. Bereits in der Schwangerschaft müsse man mit der Aufklärung anfangen. Was zu Hause nicht regelmäßig auf den Tisch komme, werde auch im Kindergarten und in der Schule abgelehnt, mutmaßte Birgitta Staufer.
"Wenn man als Kind auf die Ernährung achten musste, verlernt man das auch als Erwachsener nicht", stellte Melanie Huml heraus. Es werde zu wenig in Familien gekocht, sondern man verlasse sich auf Fertiggerichte. Und man esse zu viel außer Haus.
Immer in Bewegung "Wir waren immer in Bewegung", berichtete Eva-Maria von Nordheim aus ihrem Elternhaus. Aus dem sportlichen Bereich wusste sie: "Dicke Eltern, dicke Kinder!" Sie plädierte für jede Sportart, nicht nur das Schwimmen. Die meisten Grundschulen im Landkreis böten keinen Schwimmunterricht an, kritisierte Eva-Maria von Nordheim. "Wenn ein Kind schwimmen kann, ist das nicht schädlich", meinte die Ministerin dazu. Deshalb würde sie es begrüßen, wenn den Kindern mehr Möglichkeiten zum Schwimmen geboten würden. Das sei aber mit anderen Ministerien abzustimmen.
Sie habe wieder viel gelernt an diesem Abend, resümierte Mathilde Hutzl, bevor die Diskussionsteilnehmer gesunde Häppchen genießen durften.