Was denken in Kronach lebende Griechen über die Pläne des neuen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras? Mutter und Tochter Kalaitzidi vom Restaurant "Zum Griechen" in Kronach hoffen für ihre Landsleute, dass sich alles zum Guten wendet.
Die Griechen, auch die im Frankenwald lebenden, möchten, dass der neue Ministerpräsident Alexis Tsipras das, was er angekündigt hat, auch durchzieht. "Aber einfach wird das nicht", sagt Midia Kalaitzidi, die in der Nähe von Saloniki aufgewachsen ist und seit 20 Jahren in Kronach lebt. Schuldenschnitt, mehr Staatsbedienstete und Abrücken vom Sparkurs, das hörten die anderen Europäer sicherlich nicht gerne.
Hohe Arbeitslosigkeit In den vergangenen Tagen hat die 44-Jährige mit ihren Freunden und Bekannten in der Region Saloniki telefoniert und deren Aufbruchstimmung miterlebt. Es soll Schluss sein mit dem Niedergang der jüngsten Zeit. In den vergangenen fünf Jahren konnten die Bürger keine Besserung der Lage erkennen, trotz der Milliardenhilfen aus der Europäischen Union. "Das Geld ist gar nicht bei den Leuten angekommen, sondern wahrscheinlich irgendwo in der Politik stecken geblieben", mutmaßt Maria Kalaitzidi, die 24-jährige Tochter von Midia Kalaitzidi, mit der wir uns in ihrem Lokal "Zum Griechen" in der Oberen Stadt in Kronach unterhalten.
Das läuft gut, über Mangel an Arbeit brauchen sich Mutter und Tochter nicht beklagen. Im Gegensatz zu ihren Landsleuten in der Heimat. Dort herrscht seit Jahren eine hohe Arbeitslosigkeit. Viele Griechen gehen ins Ausland, weil es daheim keine Arbeit gibt. "Das ist eine große Schwierigkeit, dass es so wenig Arbeit gibt", bedauert Midia Kalaitzidi. Lediglich im Fremdenverkehr gibt es Jobs. "Aber nur zwei bis drei Monate im Jahr. Dann sind auch die Mitarbeiter in der Tourismusbranche auf Jobsuche", weiß Maria Kalaitzidi. Griechenland habe, im Gegensatz zu anderen Ländern im Süden Europas, Finanzproblemen, wenig Industriearbeitsplätze, lebe vor allem vom Tourismus.
Die 24-Jährige beschreibt die Spirale des Niedergangs in ihrer Heimat: "Die Leute verdienen fast nichts. Wenn sie so wenig bekommen, können sie auch kaum Steuern zahlen, und der Staat kriegt nichts." Es seien in der jüngsten Vergangenheit nicht einmal Renten ausgezahlt worden. Die Leute seien beim Heizen von Gas auf Holz umgestiegen, weil sie sich die teuere Energie einfach nicht mehr leisten könnten. Die meisten Griechen könnten auch keine großen Autos kaufen. Wenn überhaupt, führen sie mit Kleinwagen. Die Bilder von den Luxusschiffen in den Häfen ärgern die beiden Frauen ein bisschen. "Die großen Yachten gehören Russen, Bulgaren und Chinesen. Das sieht man an den Flaggen", sagt Midia Kalaitzidi. Die Griechen säßen an den Rudern der Fischerboote.
Die 44-jährige Restaurant-Chefin wäre dem neuen Ministerpräsidenten nicht böse, wenn er nicht alle Versprechen sofort umsetzen würde. "Es ist nicht einfach, alles schnell zu ändern", sagt sie. Außerdem befürchtet sie, dass die anderen europäischen Länder den neuen griechischen Ministerpräsidenten in seinen ehrgeizigen Plänen ausbremsen werden.