Schon vor dem traditionellen Winterschlussverkauf gibt es satte Rabatte. Auch der Internethandel hat auf diese Geschäftspolitik Einfluss. Kunden probieren in den Geschäften die Sachen an und bestellen diese dann bei einem Internetversand.
Es war noch gar kein richtiger Winter und nun haben die Wetterfrösche auch schon fast frühlingshafte Temperaturen im höheren einstelligen Bereich, teilweise über zehn Grad, angekündigt. Alarmsignal für den Einzelhandel, schon vor dem Winterschlussverkauf schnell die Lager zu räumen, denn die Frühlings- und Sommermode ist bereits im Anmarsch.
Überall in Kronach sieht man an und vor den Schaufenstern "Sale"-Schilder. 20 Prozent Rabatt sind fast schon normal, teilweise werden sogar 50 bis 70 Prozent Nachlass eingeräumt. Die Händler in Panik, die Kunden im Kaufrausch? Dem ist laut Brigitte Porzelt, Chefin des Modehauses Scherbel in Rothenkirchen, nicht so. In ihrem Geschäft jedenfalls.
Im Dezember hat sie "wirklich gut Winterwaren verkauft, wegen des Weihnachtsgeschäfts", berichtet die Geschäftsfrau. Als der Schnee fiel, war das Geschäft sehr verhalten.
Ihrer Meinung nach lag die verminderte Nachfrage daran, dass die Feiertage für die Arbeitnehmer sehr günstig fielen und deshalb viele Leute unterwegs waren.
Die Rendite wird niedriger Mit Sorge betrachtet sie eine Erscheinung bei ihren Kollegen, wenn der Winter mal etwas auf sich warten lässt. "Manche Einzelhändler bekommen dann die Panik und meinen, sie müssten ihre Warenlager schnell räumen. Da bleibt dann von der Rendite fast nichts mehr übrig", bedauert Brigitte Porzelt. Sie gerate dadurch in Zugzwang und könne keine Winterware mehr regulär verkaufen. Auch sie habe die Preise reduzieren müssen. Vom Drauflegen könne aber kein Geschäftsinhaber leben. Die Kosten müssten schon erwirtschaftet werden.
Ein Trost für sie, dass das Weihnachtsgeschäft ganz gut war.
"Der Internethandel ist für die Einzelhandelsgeschäfte eine starke Konkurrenz, gerade bei der jüngeren Generation", weiß die Modehaus-Chefin. Viele Kunden probierten Markenware im Geschäft an und bestellten die Sachen dann per Internet. Bei ihr gebe es dieses Verhalten zum Glück nicht, denn "ich habe vorwiegend Stammkunden. Da stellt sich das Problem des Preisvergleichs nicht so".
Das ist sein Trumpf Den Internethandel sieht auch Dietrich Denzner von der Firma Kaim-Denzner in Kronach als keine Konkurrenz. Im Gegenteil: "Die Kunden informieren sich vorher über die Telekommunikationsartikel und kommen dann zu mir ins Geschäft, um sich beraten zu lassen und zu kaufen." Seit 1993 hat sich Denzner auf diese Sparte spezialisiert und damit hatte er den richtigen Riecher.
"Das ist der Trumpf, den ich habe, dass ich Telekommunikation von A bis Z anbieten kann. Es ist aufwendiger geworden, Handys und Fernseher in Betrieb zu nehmen", weiß Dietrich Denzner. Die Geräte müssten eingestellt werden und es gebe aus Sicherheitsgründen verschiedene Verschlüsselungen.
Persönliche Beratung In seiner Ansicht bestärkt sieht sich Dietrich Denzner durch eine Studie seines Verbandes. Die fehlende persönliche Beratung und die Möglichkeit, Produkte auszuprobieren und vor Ort zu vergleichen, seien die größten Schwächen der Internet-Shops, habe der Verband eruiert. Es gebe sogar Onlinehändler, die erprobten ihrerseits stationäre Angebote in Pilotmärkten oder eigenen Filialsystemen. Vor diesem Hintergrund prognostiziert Denzner für die nächsten Jahre, dass der eine oder andere Internetanbieter dann nicht mehr da sei.
Denzner blickt auch auf das Weihnachtsgeschäft zurück, das aus seiner Sicht am Wochenende nicht so überragend gelaufen sei. Sein Geschäft sei schließlich das letzte in der Einkaufsstraße Schwedenstraße. Wenn weiter vorne mehrere Geschäfte geschlossen seien, dann könnten die Kunden denken, dass weiter stadtauswärts auch nichts zu kaufen sei. Während der Woche sei es ganz gut gelaufen, doch am Samstag ab 14 Uhr habe der Kundenstrom deutlich nachgelassen, obwohl sein Geschäft bis 17 Uhr geöffnet gewesen sei. "Wir haben aber so lange durchgehalten", erinnert sich Denzner.
Witterung war hinderlich Weka-Chef Paul Schnell ist mit dem Weihnachtsgeschäft ganz zufrieden. "Was wirklich hinderlich war, war die Witterung", meint er. Anfang Dezember sei es viel zu warm gewesen.
Deshalb hätten sich die Kunden auch nicht mit warmen Sachen eingedeckt. Nach Weihnachten habe der Schneefall einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil der Kundenzustrom aus dem oberen Frankenwald wegen der glatten Straßen ausgeblieben sei. Normalerweise habe man da einen "Nachhall zum Weihnachtsfest", weil viele Kunden ihre Geschenk-Gutscheine einlösten.
Auch die Weka-Mitarbeiter beobachten zunehmend Kunden, die Sachen anprobieren, aber dann das Kaufhaus verlassen, ohne etwas gekauft zu haben. "Teilweise gehen die Leute mit dem Handy in die Umkleidekabine und bestellen von dort aus, weil sie ja die Artikelnummer einlesen können. Das ist nicht fair, aber daran werden wir nichts ändern können", bedauerte Paul Schnell. Das sei ein weltweites Phänomen. Der Kunde werde sich aber umsehen, wenn diese Geschäfte einmal nicht mehr da seien.
Was viele Menschen nicht begriffen, sei, woher der Preisunterschied resultiere.
Das Kaufhaus Weka müsse Mitarbeiter vorhalten, Geld für Licht und Heizung ausgeben und jede Menge Auflagen baulicherseits erfüllen. "Das steckt alles im Preis drin", sagt Schnell. Bei einem Internet-Verkäufer lägen diese Kosten weitaus niedriger. Prognosen gingen davon aus, dass nach dem Jahr 2020 ein Viertel des Umsatzes im Einzelhandel über das Internet erzielt werde. Das werde Spuren in den Innenstädten hinterlassen. Flächenzuwächse habe man nur auf der grünen Wiese. "Wir können das nur schaffen, wenn wir starke Aktionsgemeinschaften in den Städten haben, in denen der Einzelhandel zusammenarbeitet und gemeinsame Aktionen durchführt, appellierte Paul Schnell.