Matthias Braun (rechts) trägt Schutzkleidung, wenn er im Trafohäuschen arbeitet, auch wenn die Anlage vorher von Matthias Rauh (links) vom Netz genommen worden ist. Foto: Friedwald Schedel
Tobias Rauh (links, mit Laptop) und Matthias Braun mit Bodenmikrofon suchen ind er Kronachallee nach dem schadhaften Kabel.
Am Sonntagabend gab es in Teilen Kronachs einen "Blackout", weil 20.000-Volt- Leitungen stundenlang ausfielen. Wir sprachen mit dem Bayernwerk und dessen Technikern. In einer Slide-Show und einem Video zeigen wir, wie die Techniker am Montag die defekten Leitungen fanden und reparierten.
Drei schadhafte 20.000-Volt-Kabel auf einen Schlag, das hatten die Messtechniker des Bayernwerks selten erlebt. Und dies war auch die Ursache dafür, dass der Strom am Sonntagnachmittag in Teilen Kronachs für Stunden weg war. Am Montag früh wurden die schadhaften Stellen geortet und die Kabel repariert.
Bereits am Sonntag um 14.12 Uhr war bei 15.000 Haushalten im südlichen Landkreis - Kronach, Küps, Weißenbrunn und Schneckenlohe - der Strom weg. Der Grund: Im Umspannwerk Kronach an der Hammermühle hatte sich ein Trafo "verabschiedet", in dessen Folge ein weiterer Trafo im Umspannwerk Neuses. Bereits nach fünf Minuten war der Strom wieder da, denn die Techniker des Netzbetreibers Bayernwerk hatten den Ausfall durch Schaltungen behoben.
Es kam noch viel schlimmer
Aber das war an diesem Tag noch nicht alles, denn es kam noch viel schlimmer: Um 17 Uhr kündigte sich der große Stromausfall in Kronach zuerst durch ein Flackern des Lichts an. Kurze Zeit später waren alle Elektrogeräte aus. In der FT-Redaktion nur für fünf Minuten, dann war der "Saft" wieder da. In anderen Teilen der Innenstadt ging stundenlang gar nichts, weil sich gleich drei Kabelfehler an unterirdisch verlegten 20.000-Volt-Leitungen eingestellt hatten: An der Brücke der Andreas-Limmer-Straße, in der Kronachallee und vor dem Rathaus.
Die Techniker versuchten fieberhaft, durch Schaltungen in den Ringleitungen so schnell wie möglich für eine ordnungsgemäße Stromversorgung der Haushalte und Firmen zu sorgen. Bildergalerie: Gewitter über Franken
Zwischen den einzelnen Trafostationen verlaufen sowohl Mittelspannungsleitungen mit 20.000 Volt als auch Niederspannungsleitungen mit 400 Volt. Wenn nun ein Defekt in einer Mittelspannungsleitung auftritt, kann man - wegen der Ringleitung - diesen Abschnitt zwischen zwei Trafostationen herausschalten. Die 400-Volt-Versorgung kann aufrechterhalten werden. Nicht jedoch, wenn gleich mehrere Mittelspannungsabschnitte betroffen sind und man durch verschiedene Schaltmaßnahmen orten muss, in welchem Bereich der Fehler liegt. Genau das war am Sonntag der Fall und deshalb dauerte es in Teilen der Stadt so lange, bis alle Haushalte wieder versorgt werden konnten.
Stromstöße mit 12.000 Volt
Am Montag früh rückten die Messtechniker des Bayernwerks an, um die schadhaften Leitungen zu orten.
Dabei schossen sie vom Messwagen aus kurze 12.000-Volt-Stromstöße durch die aus der Stromversorgung genommenen Abschnitte. "Wo die schadhafte Stelle ist, hört sich das dann wie Blitz und Donner an", sagt Matthias Braun. Er kann die Schadstelle vom Messwagen aus bis auf den Meter genau orten. Mit dem Bodenmikrofon spürt er die exakte Lage der kaputten Stelle auf. Bereits einige Minuten später kann mit dem Aufbaggern und Reparieren begonnen werden. Damit es schneller ging, wurden mehrere Firmen eingesetzt.
Auswirkungen des Stromausfalls
In vielen Gastwirtschaften blieb wegen des Stromausfalls am Sonntagabend die Küche kalt.
Auch im Restaurant "Cocono" stellte der mehrstündige Stromausfall ein Problem dar: Vor allem Touristen, die auf das Essen in der Gastronomie angewiesen waren, mussten ohne Mahlzeit wieder nach Hause geschickt werden. Auch das Bier und andere Getränke wärmten sich durch die hohen Temperaturen auf. Es war "kurz vor knapp", sagt Chefin Christine Kragler. Wäre der Strom noch länger weggeblieben, wären alle Lebensmittel verdorben.
Mehr Glück als das Restaurant "Cocono" in der Oberen Stadt hingegen hatte die Kronacher Eisdiele "Fontana" in der unteren Stadt, bei der der Stromausfall nur zwei Mal je fünf Minuten andauerte. "Wäre der Stromausfall länger gewesen", sagt Mirko Fontana, "wäre unser ganzes Eis geschmolzen". Allerdings musste bereits in den stromlosen Minuten eine schnelle Lösung gefunden werden, um die Hitze von den Leckereien fern zu halten: Mit Tüchern wurde versucht, das Eis vor der Sonne und den hohen
Temperaturen zu schützen.
Ebenso glimpflich davon gekommen sind die Faust-Festspiele und vor allem Daniel Fiedler, der für diese Veranstaltung die technische Leitung hat. Zwar sei die Klimaanlage "mal kurz weg gewesen", aber durch die kurze Zeit hatte das keinerlei Auswirkungen auf den Zeitplan der Festspiele. Der zweite Stromausfall um 17 Uhr war ebenso kurzzeitig und hatte keine Auswirkungen auf das gesamte Festungsgelände. Beleuchtung, Mikrofone und Musik funktionierten trotz anfänglicher Befürchtungen ohne Probleme.