Am Sonntag wurde in Kronach der Melchior-Otto-Tag begangen. Der Fürstbischof hatte 1651 die Tapferkeit der Kronacher belohnt.
Laut und feurig ging es am Sonntagmorgen in der oberen Stadt zu. Am Gedenktag zu Ehren von Fürstbischof Melchior Otto, Voit von Salzburg (1603 - 1653), feuerte die Cronacher Ausschuss Compagnie auf Kommando von Stadthauptmann Walter Schinzel-Lang den Ehrensalut aus den Lunten-Musketen. Doch der Donnerhall des Kanonenschusses, abgefeuert von der historischen Bürgerwehr Kronach, übertönte alles.
Es ist ein besonderer Tag für Kronach: Der Melchior-Otto-Tag, den die Kronacher seit 367 Jahren als "Ewigen Jahrtag" begehen. Diese Tradition hielten auch heuer wieder insbesondere die historischen Gruppen aufrecht. Der Fürstbischof hatte 1651 Kronach - als Belohnung für die Tapferkeit seiner Bevölkerung während der Schwedenkriege - mit einem neuen Stadtwappen, den (Ober-) Bürgermeister mit einer "güldenen Amtskette" und die Ratsherren mit dem spanischen Habit bedacht. Aus Dankbarkeit errichteten die Bürger Kronachs eine steinerne Säule auf dem Platz vor der Kirche, den sie nach ihrem Gönner benannten. Zudem versprachen sie auch, jährlich - jeweils am Sonntag nach Sebastiani - ein Lobamt zu Ehren ihres Fürstbischofs zu feiern.
Der Gedenktag begann erneut mit einem Aufmarsch. Die Gewandteten zogen in der urkundlich niedergeschriebenen Formation vom Alten Rathaus mit Oberbürgermeister und Ratsherren zur Stadtpfarrkirche. Hier wurde das Lobamt begangen, an dem in ökumenischer Gemeinsamkeit auch viele evangelische Mitchristen, darunter erstmals auch der neue Pfarrer Achim Gerber, teilnahmen. Zelebriert wurde dieses von Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber und Pastoralreferentin Dr. Sarah Maria Röck-Damschen.
Die Glaubensstaffel weitergeben
Der Traum des soeben gehörten Matthäus-Evangeliums sei, so der Domkapitular in seiner Predigt, das Christentum als Staffellauf. Den Glauben wie eine Staffel an die Nächsten weitergeben. Wer träume diesen Traum nicht? "Eltern möchten, dass das, was ihnen selber wichtig ist, von ihren Kindern weitergetragen wird. Jede Pfarrgemeinde hofft darauf, dass sich immer Menschen finden, die in die Fußstapfen derer treten, die das Gemeindeleben getragen haben. Aber wir alle wissen, wie schwer das geworden ist. Wir bieten die Staffel an, aber immer weniger sind bereit, sich in unsere Staffel einzureihen und sie weiterzutragen", bedauerte der Pfarrer.
Auch da lasse das Evangelium aufhorchen: So, wie Jesus es sich vorgestellt habe, gelinge es nicht. Denen sie die Staffel weitergeben wollen, nehmen sie nicht an. Da kommt es zum Umbruch. Am Ende des Evangeliums sagt der Auferstandene seinen Jüngern: "Geht hin in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern!"
In einer ähnlichen Umbruchsituation sah der Pfarrer die momentane Kirche. Nach einer Periode, in der alles auf Tradition getrimmt gewesen und jede Veränderung als Gefahr dargestellt worden sei, nichts höher gestanden habe als die Bewahrung des Alten und vor jedem Experiment gewarnt worden sei, breche ein Mann an der Spitze jetzt aus.
Papst Franziskus fordere auf zu neuen Wegen, rede sich den Mund fusselig, die Kerngemeinden zu verlassen und an die Ränder zu gehen, und versuche, es selbst vorzumachen: "Die Kirche ist keine gnadenlose Moralinstitution, sondern ein Ort der Barmherzigkeit. Sie ist nicht dann schön, wenn sie makellos ist, sondern wenn sie den Menschen nahe ist und die Beulen ihres Lebens mitträgt".