Messungen zeigen eine ungewöhnlich hohe Temperatur in der Tiefe unter Teilen Oberfrankens. Derzeit untersuchen Forscher die Anomalie auch im Kreis Kronach mit spezieller Sensorik.
Das Große Mausohr gilt gemeinhin als die schwerste in Deutschland vorkommende Fledermausart. Zwischen 40 und 50 Gramm bringen die Tiere auf die Waage. Daniel Günthers Fledermäuse wiegen 16 Tonnen. Gleich fünf Stück dieser Riesen-Exemplare hat er in den Kreis Kronach mitgebracht - die allerdings nicht wie Fledermäuse auf über 160 Kilometer pro Stunde beschleunigen können. 25 km/h sind das Maximum.
Kein Wunder, schließlich handelt es sich bei Günthers Fledermäusen nicht um fliegende Säugetiere, sondern um äußerst ungewöhnliche Lastwagen mit schulterhohen Reifen. Größer könnte ein Unterschied wohl kaum sein. Ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen ist es trotzdem nicht, denn eines eint beide: Ultraschall.
Kitzelnde Fußsohlen
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Mit ihren Schreien, deren Frequenzen das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann, bilden sich Fledermäuse ein Bild von ihrer Umgebung. Stößt eine Schallwelle an ein Hindernis wie einen Baum, wird diese reflektiert und gibt dem Tier die Information, wie weit das Objekt noch entfernt ist.
Nichts anderes machen Daniel Günthers Lastwagen. Der einzige Unterschied: Sie schicken die Schallwellen in den Boden.
Gemächlich rollen drei der fünf Fahrzeuge über einen Feldweg bei Hain/Weides in Richtung Wildenberg, ehe sie an einer roten Fahne stehen bleiben. Aus ihrem Bauch senken sich flache Platten auf den Schotter. Gelbe Warnleuchten blinken. Dann ertönt ein wummerndes Geräusch und der Boden scheint zu vibrieren. Es kitzelt an den Fußsohlen. "Die Schallwellen gehen bis zu zwölf Kilometer tief, also durch die obersten Schichten des Erdkörpers. Dort, wo die Steine sich ändern, bekommt man eine Reflektion. Genau dieses Schallbild bilden wir ab. Das ist ähnlich wie beim Arzt mit dem Ultraschallgerät", nennt Günther einen weiteren Vergleich. Sein Beruf: Geophysiker.
15 Grad wärmer
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Die Platten werden wieder nach oben gezogen. Die Lkw rollen weiter. Zur nächsten Fahne. Alle zwölf Meter steckt ein zehn Zentimeter großes Seismophon im Boden, das Erdbeben hörbar macht - und damit auch die Vibrationen der Rüttel-Wagen. An der Markierung vorbei verlaufen Kabel entlang des gesamten Ackers und bündeln sich an einem Lastwagen mit großer Antenne. Darin blickt Günther auf sechs Bildschirme. Damit vermessen er und sein italienisches Forscherteam den Boden. Denn was da unter der Erdoberfläche schlummert, stellt die Forscher vor ein Rätsel.
Die Temperatur tief in den Gesteinsschichten ist zwischen Bamberg und Coburg ungewöhnlich hoch. 40 Grad Celsius wären 1000 Meter unter der Erde normal - 55 Grad sind es unter Mürsbach (Landkreis Bamberg). Neu ist diese Erkenntnis nicht. Die ungewöhnlich warme Erde fiel erstmals auf, als Anfang der 70er Jahre versucht wurde, dort einen unterirdischen Gasspeicher zu errichten. "Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde ja auch die Therme in Bad Staffelstein gebohrt", erzählt Wolfgang Bauer vom Lehrstuhl für Geologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.