Viele Jahre lang schmückten vier Bleiglasfenster den Eingangsbereich der alten Kehlbacher Schule. Nach dem Abriss des Gebäudes wurden diese Werke, die das Leben im Frankenwalddorf abbilden, gerettet.
Das alte Schulhaus in Kehlbach wurde 1963 und 1964 für damals 70 Schulkinder erbaut und bis zum Schuljahr 2001/2002 für den Schulbetrieb genutzt. Eine der beiden früheren Lehrerwohnungen wurde bis 2016 vermietet und stand seitdem leer. Bis 2015 wurden im Lehrerzimmer Amtsstunden der Gemeinde Steinbach am Wald abgehalten.
Eine zunächst angedachte Sanierung wurde wegen der hohen Kosten verworfen. Stattdessen wurde das marode Gebäude - großzügig bezuschusst durch die "Förderoffensive Nordostbayern" - ab 2018 abgerissen und auf der dadurch freigewordenen Fläche ein öffentlich nutzbares Dorfhaus errichtet. Dessen Gemeinschaftsraum verleihen zwei kunstvolle Bleiglasfenster eine besondere Atmosphäre. Die mundgeblasenen, in verschiedenen Bleistärken gefassten Antik- und Antiküberfanggläser fertigte der Kunstmaler Hubert Weber aus Lichtenfels 1964.
Geschichte auf Fenstern
"Zusammen mit zwei weiteren Bleiglasfenstern schmückten sie zur künstlerischen Gestaltung viele Jahre den Eingangsbereich der Schule", erläuterte Steinbachs Bürgermeister Thomas Löffler bei einer Begehung im Dorfhaus gemeinsam mit den Kreisheimatpflegern Robert Wachter und Siegfried Scheidig.
Das linke Bild greift das Thema "Glasindustrie und Glasbläser" auf und zeigt die in Kehlbach seit Jahrhunderten sehr präsente Glasmachergeschichte. Verdeutlicht wird dies auch durch den früheren Glasmachersteig, den die Arbeiter viele Jahre nutzten, um zum Arbeiten nach Tettau zu laufen. Auch im Ortswappen von Kehlbach finden sich zwei schräg gekreuzte goldene Glaspfeifen mit silbernem Glas wieder.
Das rechte Bild erinnert zudem an den Schulbetrieb, der hier stattfand. Unter dem Motto "Lehren und lernen mit nach oben führenden Stufen" wurde der Schulalltag wiedergegeben. "Das Bild mit dem Glasbläser hing von 1964 bis 2018 im Eingangsbereich der Schule, während das Bild mit der Schule im Jahre 1977 für den Zwischenbau zur Kulturhalle weichen musste und seitdem über 40 Jahre auf dem Dachboden gelagert war", informierte der Bürgermeister.
Das dritte Bild "Köhlerei im Frankenwald" schmückt seit dem vergangenem Jahr die Tourismusausstellung des Freizeit- und Tourismuszentrums in Steinbach am Wald und fand damit nach über einem halben Jahrhundert einen neuen, passenden Platz.
In dem Begleittext zur Tafel heißt es: "Seit der Mensch begann, Erze zu schmelzen, um sie zu verarbeiten, wurde auch Holzkohle benötigt, um die für den Schmelzprozess nötige Temperatur zu erreichen. Die Köhlerei ist somit eines der ältesten Handwerke der Menschheit. Die heimische Glasindustrie hat über Jahrhunderte hinweg ihre Glasöfen mit Holzkohle beheizt, bevor im 20. Jahrhundert Öl, Gas und Strom zur Erzeugung der hohen Schmelztemperaturen eingesetzt wurden. Die Pottasche, welche ebenfalls aus Holzkohle durch Auslaugen gewonnen wurde, diente dabei als Schmelzmittel und trug so zur Reduzierung der Schmelztemperaturen bei. So rauchten einst im Frankenwald bis zu 800 Kohlenmeiler. In den Gemeinden sind noch einige Überreste dieser Feuerstellen unter der Grasnarbe auffindbar. Geld ist damit heute nicht mehr zu verdienen. Lange vorbei sind die Zeiten, als neben den Glashütten jeder Hochofen und jeder Schmied auf das Produkt aus heimischen Wäldern angewiesen war."