Die KAB Wilhelmsthal gibt es seit 125 Jahren. Der älteste KAB-Ortsverband im Landkreis Kronach feierte dieses Jubiläum und blickte auf die schwierigen Lebensbedingungen im Jahr 1888 zurück, die zu seiner Gründung führten.
Es ist das Jahr 1888: Die Zustände in Wilhelmsthal sind bedrückend. Das Arbeiterdorf zählt zu den ärmsten Ortschaften in ganz Bayern. Das Elend des Arbeiterstandes ist unübersehbar. Aus tiefster Not wird der KAB-Ortsverein am 2. September mit einer Sparkasse und einen Konsumverein gegründet und unter den Schutz des heiligen Josef gestellt.
Der Verein nennt sich Katholischer Arbeiterverein mit Sitz in Wilhelmsthal. Er ist nicht nur führend und beispielgebend für den gesamten Frankenwald und die Erzdiözese Bamberg, sondern er zählt auch zu den ältesten Ortsverbänden in Süddeutschland. Die Mitglieder des Arbeitervereins werden gleichzeitig Mitglieder des Konsumvereins, dessen Aufgabe es in dieser Zeit ist, die Arbeiter mit guten und billigen Lebensmitteln sowie Bedarfsartikeln zu versorgen.
Ini tiatoren sind die beiden großen, sozialen Priester Johann und Andreas Leisner - Pfarrer und Kaplan in Lahm. Sie tragen den Gedanken in die Erzdiözese hinein, die heute stolze 130 Orts- beziehungsweise Kreisverbände zählt.
Zurück in die Gegenwart Ein Zeitsprung ins Jahr 2013: Welch wertvolle Arbeit in den zurückliegenden 125 Jahren geleistet wurde, verdeutlichen die beiden Vorsitzenden Reinhold Dietrich und Evelyn Schönmüller in ihrem geschichtlichen Rückblick. Zum Festakt im neu renovierten KAB-Saal in Wilhelmsthal haben sich zahlreiche Mitglieder der großen KAB-Familie sowie Vertreter der örtlichen Vereine, aus Politik und Kirche eingefunden.
"125 Jahre gehen an einem Verein nicht spurlos vorüber", meint Dietrich, dessen Dank allen Unterstützern des KAB-Ortsverbands, insbesondere der Diözese Bamberg, sowie - für die Gestaltung des Jubiläums - seinen Vorstandskollegen gilt.
Der Festredner ist Betriebsseelsorger Eckhard Schneider. Und seine Ansprache hat es in sich. Tiefsinnig, durchaus auch provozierend und unbequem, bringt er seine Gedanken darüber zum Ausdruck, für was die KAB steht und was es bedeutet, KAB-Mitglied zu sein. "Ein Rückblick darf nicht nur verklärend sein. Wer steht mit uns noch zusammen? Sind wir ein aufrechtes, versprengtes Häuflein?", fragt er in den Raum. Das Bewahren der Asche reiche nicht.
Das Jubiläum sei ein Grund zum Feiern, Danksagen und Innehalten. Es gelte auch in Zukunft, den Finger in die Wunde zu legen.
Wie wichtig die KAB - als Bindeglied zwischen Kirche und Betrieb - noch immer sei, zeigten im Landkreis die derzeitigen Geschehnisse bei Loewe und in der Frankenwaldklinik. "Die KAB hatte schon immer einen Blick auf die Arbeiternehmer und sie sieht aus der Sicht der kleinen Leute", so Schneider. Sie sei eine notwendige und Not wendende Bewegung angesichts des derzeitigen Arbeitsmarkts mit unzähligen prekären Arbeitsverhältnissen. Sie sei aber auch eine Gegenbewegung in die Gesellschaft und Kirche hinein.
Nicht auf Schmusekurs Es gehe dabei nicht um einen billigen Schmusekurs, sondern darum, als Sprachrohr die Wahrheit zu sagen. "Die KAB kostet Kraft", ist er sich sicher.
Zum Jubiläum bedenkt er den Ortsverband mit einem besonderen Geschenk - einem Plakat nach einem Holzschnitt von Heinrich Schreiber mit der Aufschrift: "Die Predigt kurz und die Wöscht lang, so wöll mess homm."
Laut KAB-Geschäftsführer Ralph Korschinsky ist der Jubelverein noch immer das, als was er vor 125 Jahren gegründet wurde - nämlich eine Selbsthilfebewegung. Die kürzlich erfolgte Renovierung des KAB-Saals belege dies.
Stellvertretender Landrat Gerhard Wunder (CSU) würdigt, dass das Arme-Leute-Dorf damals Solidarität für die Schwachen gezeigt und sich selbst geholfen habe. Der Ortsverband bringe sich nach wie vor aktiv im pfarrlichen Leben ein und gebe maßgebliche Impulse, lobt Wilhelmsthals Bürgermeister Wolfgang Förtsch (CSU) die KAB. Kreisvorsitzender Günter Romig mahnte, dass der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit nicht verstummen dürfe.
Der wahre Reichtum der KAB seien seine Mitglieder. Dekanatsrats-Vorsitzender Heinz Hausmann meinte gerührt: "Bei einem solchen Festtag läuft einem die Seele über." Die Glückwünsche verschiedener Ortsverbände überbringen deren Vorsitzende.
Band der Mitglieder spielt auf Abschließend bedenkt Dietrich aus Dankbarkeit für die gewährte Unterstützung die Diözesanvorsitzende Ingrid Schumann, Eckhard Schneider, Ralph Korschinsky, Inge Eichels dörfer sowie Präses Michael Dotzauer mit einem Geschenk. Für die musikalische Umrahmung sorgen an diesem Tag "Mash", eine Band, die nur aus KAB-Mitgliedern besteht, sowie der Männerchor Cäcilia und die Frauenschola Wilhelmsthal.
Dem Festakt voraus ging ein von Dekan Michael Dotzauer zelebrierter Gottesdienst.
Der Präses würdigte in seiner Predigt die Einsatzbereitschaft der KAB gegen die Ausgrenzung von Menschen. Beratung, mit gutem Beispiel vorangehen und Solidarität seien Grundpfeiler der KAB. Deren Mitglieder investierten ihre Fähigkeiten, damit andere gut leben könnten.
Vor und nach der heiligen Messe zog man in einer Kirchenparade unter festlichen Klängen der Trachtenkapelle Wilhelmsthal zum Gotteshaus beziehungsweise zum KAB-Saal. Die Fahnenabordnungen der teilnehmenden Ortsverbände sowie örtlichen Vereine ergaben dabei ein schönes Bild.