So unterschiedlich sind die Löhne im Osten und Westen Deutschlands

2 Min

Menschen im Westen Deutschlands verdienen im Durchschnitt immer noch deutlich mehr als Beschäftigte im Osten. Zwar schrumpft die Einkommenslücke - doch sie ist immer noch erkennbar.

Im Zusammenhang mit dem Thema Gehalt haben viele Menschen in Deutschland zahlreiche Fragezeichen im Kopf. Etwa: Verdiene ich genug für mein Alter? Bekomme ich ein "gutes Gehalt" und ist die Bezahlung anderswo vielleicht höher? Je nach Region gibt es deutliche Unterschiede: Menschen in Westdeutschland beziehen laut einer neuen Untersuchung nach wie vor merklich höhere Gehälter als im Osten.

Doch die Einkommenslücke hat sich verringert: Vollzeitangestellte im Westen erhielten im vergangenen Jahr im Schnitt 4.810 Euro brutto monatlich. In den neuen Bundesländern waren es lediglich 3.973 Euro, was gut 17 Prozent weniger ist, wie eine Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt.

Immer noch Unterschiede bei Gehältern zwischen Ost und West

Der Unterschied zwischen Ost und West ist seit 2014 um 7 Prozentpunkte geschrumpft. Hauptursache hierfür ist den Forschern zufolge der 2015 landesweit eingeführte Mindestlohn. "Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern haben vom Mindestlohn überdurchschnittlich häufig profitiert", sagte Gehaltsexperte Malte Lübker. Dort habe sich nach der Wende ein besonders großer Niedriglohnsektor gebildet.

Die bereits beschlossene Anhebung des Mindestlohns auf 14,60 Euro bis zum Januar 2027 dürfte laut Lübker für eine weitere Annäherung sorgen. Bei Angestellten am unteren Ende der Einkommensverteilung gibt es heute schon kaum noch Differenzen. In diesem Bereich lagen die Stundenlöhne in Ostdeutschland im April 2024 gerade einmal ein Prozent unter dem Westniveau. Vor der Einführung des Mindestlohns waren die Fortschritte bei der Anpassung der Löhne geringer. So war die Einkommenslücke von 1999 bis 2014 lediglich um 1,6 Prozentpunkte zurückgegangen, wie das Institut berichtet.

Entscheidend für die Annäherung sind den Forschern zufolge Tarifverträge. Im Osten ist die Tarifbindung immer noch niedriger. Zwischen den Bundesländern gibt es laut WSI teils erhebliche Unterschiede bei den Einkommen. Spitzenreiter war zuletzt Hamburg mit einem Stundenlohn von 26,88 Euro. Deutlich dahinter lag Schleswig-Holstein mit 22,15 Euro. Mecklenburg-Vorpommern kam nur auf 20,33 Euro.

Gender Pay Gap: Frauen verdienen im Westen 16 Prozent weniger als die Männer

Auch bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit haben die Ostländer erheblich aufgeholt, jedoch nicht gleichgezogen. So erhöhte Thüringen sein inflationsbereinigtes Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um 163 Prozent, deutlich stärker als der Bundesdurchschnitt, der nur um 40 Prozent gestiegen ist. Pro Kopf ist die Wirtschaftskraft der östlichen Bundesländer insgesamt um mehr als 130 Prozent gewachsen. Allerdings mussten die Länder auch erhebliche Bevölkerungsverluste hinnehmen, während im Westen die Zahl der Menschen seit der Einheit zugenommen hat.

Zudem sind im wiedervereinten Deutschland immer mehr Frauen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig. Die gesamtdeutsche Quote ist seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 von 57 Prozent auf 74 Prozent angestiegen, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Auch im Osten stieg der Anteil der erwerbstätigen Frauen weiter an: von 66 Prozent im Einheitsjahr auf nun 74,4 Prozent. Das sind nur noch 0,3 Punkte mehr als in den westlichen Ländern.

Geblieben ist im Osten der geringere Verdienstabstand zu den Männern: Dieser sogenannte Gender Pay Gap beträgt den Berechnungen zufolge im Osten 5 Prozent, während in den westlichen Bundesländern Frauen im Schnitt 16 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

Wie wir künstliche Intelligenz einsetzen 
Vorschaubild: © Vitalii Petrushenko / Adobe Stock (Symbolbild)