Er war bei der Vermessung der "Zonengrenze" dabei und hat auch sonst in seinem Ehrenamt allerlei erlebt: Tui Schmitt ist ein Feldgeschworener.
Feldgeschworene gab's bereits im 13. Jahrhundert. Sie sind die Hüter gemeindlicher Grenzen und Abmarkungen, Ehrenamtliche, die Grenzbegehungen vornehmen, Grenzsteine neu setzen und heute mit den Vermessungsämtern zusammenarbeiten. Das älteste kommunale Ehrenamt in Bayern gilt auf Lebenszeit. Und es wird an Menschen herangetragen, die ein besonderes Vertrauen ihrer Mitbürger genießen. So wie Reinhard "Tui" Schmitt aus Ludwigsstadt. Er sagt: "Du musst ein ganz einwandfreier Kunde sein: kein Lügner, kein Ehebrecher und kein Alkoholiker, sondern einer, der verschwiegen ist und ehrlich." Tui Schmitt ist 82 Jahre alt und hat in weit über 50 Jahren als Feldgeschworener eine Menge erlebt.
Die Vermessung der "Zonengrenze"
Tui Schmitt war bei der Vermessung der "Zonengrenze" dabei.
Der Vermessungstrupp unterstand dem Bundesgrenzschutz (BGS) Coburg, und der Ludwigsstadter erinnert sich noch an das "feine Mittagessen", mit dem die Ehrenamtlichen auf der Westseite verpflegt wurden. Den Kollegen im Osten erging's weniger gut. "Die durften kein Wort sagen zu uns, und hinter ihnen stand immer einer mit Gewehr." Er berichtet von mehreren Mühlen in der Nähe des thüringischen Nachbarortes Lehesten, die von den "DDRlern dem Erdboden gleich gemacht wurden" und davon, wie er Jahrzehnte später die Grenzöffnung erlebte.
Nacht-und-Nebel-Aktionen
Vieles hat sich verändert - auch für die Feldgeschworenen: "Früher ham'se Grenzsteine ausgegraben und bei Nacht und Nebel versetzt." Die Feldgeschworenen arbeiteten mit Bandmaß und Senkblei und gaben das "Siebenergeheimnis" mündlich an ihre Nachfolger weiter. Heute werden die geheimen Zeichen noch um der Tradition willen bewahrt. "Aber es kann kei Lumperei mehr betrieben werden!", sagt der 82-Jährige. "Heute geht ja alles über Satellit."