Gisela Deinl führt die Weinstube "Alte Torwache" in der Oberen Stadt mittlerweile schon im zehnten Jahr. Einst wohnte dort Gottfried Neukam.
Mit dem Café "Tante Anne" hat Gisela Deinl gemeinsam mit Christiane Hofmann etwas Neues gewagt.
Doch die gebürtige Niedersächsin, die seit 25 Jahren in Kronach wohnt und sich mittlerweile als solche fühlt, ist als Wirtin schon bekannt. Im zehnten Jahr führt sie mittlerweile die Weinstube "Alte Torwache" in der Oberen Stadt. Jeden Tag hat sie geöffnet, ab 17 Uhr. "Nur sonntags ist zu", erklärt sie.
Gisela Deinl ist also die längste Pächterin bisher. Denn die Weinstube war, nachdem sie der erste Pächter ab 1979 neun Jahre lang geführt hatte, alle drei bis fünf Jahre immer in wechselnder Hand.
"Die ersten zwei Jahre waren richtig hart", sagt Gisela Deinl, "aber ich hab' es durchgezogen". Als Erfolgsgarant sieht sie ihr Konzept. "Ich habe nur deutsche Weine von kleinen mittelständischen Winzern auf der Karte.
Die Frankenweine hole ich alle persönlich ab, so lerne ich die Winzer auch kennen." Gisela Deinl nimmt derzeit sogar an einem Seminar teil, in dem sie die Arbeit, die ein Winzer hat, kennenlernt. Bei einem Bio-Winzer durfte sie selbst Wein lesen: "Mitte Mai kann man diesen Wein dann auch trinken. Es wird ein Silvaner", erzählt sie stolz.
Seit 29 Jahren ist Gisela Deinl nun schon in der Gastronomie tätig. "Als ich vor 25 Jahren hierher nach Kronach kam, habe ich den Frankenwein kennengelernt. Das hat mich gepackt. Ich habe Kurse über deutsche Weine belegt, und als die Weinstube frei wurde, habe ich mich darum beworben", erinnert sie sich an die Anfänge.
Begegnungen hat sie in den fast zehn Jahren so manche gemacht, sogar Freundschaften seien in der Weinstube entstanden. Und Anekdoten kann sie einige erzählen: "Erst neulich stand ein Amerikaner bei mir in der Weinstube. Ich habe nicht verstanden, was er wollte.
Bei mir werden ja auch viele Stammtische abgehalten. Und an diesem Abend hat sich zufällig der Englischstammtisch getroffen. Also hab' ich jemanden davon dazu geholt. Und letztlich stellte sich heraus, dass der Mann lediglich sein Bier bezahlen wollte, das er vor kurzem bei mir getrunken hatte. Er konnte es damals nicht bezahlen, weil er kein Bargeld dabei hatte und ich keine Karte nehme." Gisela Deinl lacht und freut sich über so viel Ehrlichkeit.
Zur Geschichte Das Bamberger Tor, in dem sich die Weinstube befindet, wurde 1444 erstmals urkundlich erwähnt. Damals hieß es noch "Haßlacher Tor". Eigentlich bestand es aus zwei Toren, einem inneren und einem äußeren. Zudem befand sich darauf ein Turm.
Seine größte Bewährungsprobe bestand das Tor während der drei Schweden-Belagerungen in den Jahren 1632 bis 1634.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Turm abgerissen und 1654 ein neuer auf der Westseite des äußeren Vortores erbaut. Eineinhalb Jahrhunderte später wurde auch dieser abgebrochen und stattdessen der Wohnbau über dem Vortor erweitert.
Der wohl prominenteste Bewohner des Bamberger Tores war der Kunsthandwerker und Grafiker Gottfried Neukam. Er war der Sohn von Franz Neukam, der als frisch gebackener Polizeiwachtmeister 1890 die Dienstwohnung im Torhaus, die jetzige Weinstube, bezogen hatte. Seit 1979 wird das Gebäude als Weinstube genutzt.