"Die Rennen werden gezielt über die sozialen Netzwerke beworben und organisiert", heißt es in einem Schreiben vom Landratsamt Sonneberg, das unserer Redaktion vorliegt und das ganze Ausmaß beschreibt. "Das geht so weit, dass die Straße durch Fahrzeuge ("Rennleitung") abgesperrt wird, um ungehindert und bewusst gegen geltende Verkehrsregeln zu verstoßen." In der sogenannten Jubelkurve wurde sogar ein dauerhafter Getränkestützpunkt mit Malzbier, Limonade und einer Bierbank eingerichtet.
"Es ist hanebüchen, was da abgeht", fasst Tettaus Bürgermeister Peter Ebertsch zusammen. "Hier herrscht wirklich Gefahr für Leib und Leben. Es sind ja auch Radfahrer und Familien mit ihren Kindern unterwegs." Er selbst habe mehrere brenzlige Situationen erlebt. "Mir haben auch schon Augenzeugen berichtet, dass Motorradfahrer direkt vor ihrem Fahrzeug gestürzt sind."
Viele Bürger hätten inzwischen Angst, die Strecke zu fahren oder sie zu überqueren, wenn sie auf dem Weg zwischen Heinersdorf und Jagdshof wandern. "Irgendwo ist mit dem Freiheitsdrang Schluss. Sie sollen zum Lausitz- oder zum Nürburgring fahren. Dort können sie sich austoben."
Radarkontrollen sind wegen der vielen Kurven nicht möglich. Die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamtes Sonneberg will nun sogar durchsetzen, dass die Strecke an Sonn- und Feiertagen für Motorradfahrer gesperrt wird. Das Verfahren liegt derzeit beim Thüringer Landesverwaltungsamt. Ob und wann die Sperrung kommt, ist derzeit noch unklar.
Kommentar von FT-Redakteurin Sandra Hackenberg: Den Schuss nicht gehört
Biker, die eine Landesstraße absperren, damit ihre Kumpels ungehindert Rennen fahren können, eine Jubelkurve mit Getränkestand und Videokameras, die an den Maschinen angebracht werden, um die waghalsigen Manöver zu filmen - solche Szenen klingen eher nach den Fast-and-the-Furious-Actionfilmen als nach Realität.
Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, glaubt es wahrscheinlich nicht. Das Ganze klingt einfach zu abenteuerlich. Doch dann bekam ich einen guten Eindruck davon, was die Bürger Schaubergs, Wanderer und anderen Verkehrsteilnehmer bei schönem Wetter jedes Wochenende aufs Neue ereilt.
Die Motorradfahrer fühlen sich von Anwohnern und der Polizei gegängelt. Doch was sich auf dieser Strecke abspielt, ist lebensgefährlich. Wer das herunterspielt, hat den Schuss nicht gehört. Ich hoffe, dass nicht erst jemand zu Schaden kommen muss, bis sich etwas ändert.
Das Wochenendfahrverbot muss endlich kommen. Anders raffen es die Brummbrumm-Motorradraser einfach nicht.
Will man solchem verantwortungslosen Tun tatenlos zuschauen oder gibt es eine effiziente Möglichkeit, diesen "Knalltüten" das Handwerk zu legen? Detaillierte Presseberichte dürften das Problem kaum lösen.