Die Forstbetriebe Nordhalben und Rothenkirchen bestehen seit zehn Jahren. Deren Leiter legen Wert auf nachhaltige Forstwirtschaft. Die Zahl der Baumarten ist gestiegen. Der Anteil der für Kalamitäten anfälligen Fichte geht zurück. In einer Fotoserie dokumentieren wir die Erfolge.
Die Förster Fritz Maier und Peter Hagemann stehen am Radspitzturm in einer Waldlichtung und freuen sich über die Vielfalt an Bäumen und Bäumchen rundherum. Im Hintergrund sind Altbestände der Fichte, im Vordergrund wachsen Weißtanne, Buche und Bergahorn. Die wurden gepflanzt, Vogelbeere, Lärche, Birke und Douglasie nicht. Diese kleinen Bäume haben sie der Naturverjüngung zu verdanken - "mit entsprechender jagdlicher Unterstützung", betont Fritz Maier, der mit seinen Mitarbeitern darauf achtet, dass die gesetzliche Regelung "Wald geht vor Wild" eingehalten wird.
Hagemann und Maier sind seit genau zehn Jahren Leiter der damals neu gebildeten Forstbetriebe Rothenkirchen und Nordhalben, bewirtschaften mit jeweils 60 Mitarbeitern zwischen 14 500 und 16 300 Hektar Staatswald. Im Jahr 2005 gab es viele Vorbehalte gegen die Forstreform. Es wurde befürchtet, dass, wenn der Staatswald von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet werde, das Gewinnstreben im Vordergrund stehen werde. Die Forstbe triebsleiter dementieren. "Ein Großteil der Gewinne wird wieder in den Wald investiert, für den Wald von morgen, für Wegebau, für Erholungsfunktion", sagt Peter Hagemann.
Der Zuwachs im Wald
Damals wurde auch kritisiert, warum man keinen Forstbetrieb Frankenwald gebildet hat, sondern zwei im Kreis Kronach ansässige mit großer Nord-Süd-Ausdehnung. "Das hat im Winter den großen Vorteil, dass wir unsere Leute in den tiefer gelegenen Gebieten wie Kulmbach, Bayreuth oder Lichtenfels beschäftigen können, wenn in den Hochlagen des Frankenwaldes viel Schnee liegt", begründet Fritz Maier diesen Zuschnitt des Betreuungsbereichs.
Dass der Staatswald aus Gewinnstreben "ausgeräumt" wird, ist nach Angaben der beiden Leiter nicht der Fall. "Bei der Holzernte liegen wir noch deutlich unter dem Zuwachs", weiß Peter Hagemann. Die Waldinventur des vergangenen Jahres habe gezeigt, dass pro Jahr und Hektar 10,5 Festmeter nachwachsen. "Wir verkaufen jedoch im 14 500 Hektar großen Forstbetrieb Rothenkirchen nur 100 000 Festmeter pro Jahr", berichtet Hagemann. Für seinen Kollegen Fritz Maier lauten die Zahlen 16 300 Hektar und 120 000 Festmeter, also ebenfalls deutlich unter dem Zuwachs.
Ein stabiler Mischwald
Durch die Größe der Forstbetriebe konnte man auch bei den Sturmwürfen entsprechend reagieren, den Einschlag, also die Holzernte, in den nicht vom Sturm betroffenen Bereichen, zurückfahren. Die Sturmwurf flächen wurden sofort wieder aufgeforstet. Aber nicht mit der Fichte, sondern um einen stabilen Mischwald zu begründen. Die Fichte will man nicht ausrotten, sondern deren Prozentsatz auf 35 bis 50 Prozent zurückfahren, damit der Frankenwald für die Zukunft gewappnet ist.
Fritz Maier: "Nachhaltigkeit bedeutet für uns, die Funktionen des Waldes zu erhalten. Durch den Umbau wollen wir den Wald für die Zukunft, für die nächsten 50 bis 100 Jahre, fit machen." Der Wald solle das bieten können, was seine soziale Funktion ausmache: Kühle, Erholung, Wasserspeicherung und -filterung. So liege das Einzugsgebiet der Ködeltalsperre größtenteils im Staatswald.
Viele positive Dinge
"Die Bedenken, die es vor zehn Jahren gab, haben sich nicht bestätigt, denn wir konnten viele positive Dinge tun", sagt Fritz Maier. "Die etwas andere Konstruktion als Unternehmen hat uns gewisse Freiheiten gebracht. Wir können unsere Entscheidungen selbst gestalten. Das hätten wir in einer staatlichen Organisation wie vorher nicht machen können."
Dass ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt sind, sehen sie daran, dass sich seltene Tier- und Pflanzenarten hier wieder ansiedeln. "Die Wildkatze kam nur in den Frankenwald zurück, weil's passt", freut sich Fritz Maier. Auch alte und sehr seltene Pilzarten seien wieder verstärkt zu beobachten.
Peter Hagemann bezeichnet den Natur- und Landschaftsschutz als sehr wichtig. In den vergangenen Jahren seien weitere Baumarten eingebracht worden, um einen standortgerechten Mischwald zu erhalten, der auch mit einem veränderten Klima zurechtkomme. Fritz Maier ergänzt, dass man mehr Baumarten als noch vor zehn Jahren habe, wisse man unter anderem durch die Waldinventur.
Jeder Forstbetrieb hat 60 Mitarbeiter
Wenn man auf die vergangenen zehn Jahre zurückblicke, könne man sagen, dass die hohen Anforderungen, die an den Staatswald gestellt würden, mit den hoch qualifizierten Mitarbeitern erfüllt würden. Die jeweils 60 Mitarbeiter der beiden Forstbetriebe schicke man regelmäßig zu Fortbildungen. "Die sind alle aus der Region. Wenn sie von woanders herkommen, fühlen sie sich sehr schnell hier wohl. Wir legen Wert auf die Wertschätzung der Mitarbeit, denn die demografische Entwicklung spielt auch bei uns eine Rolle", begründet Fritz Maier.
Von der Forstwirtschaft in den Betrieben Nordhalben und Rothenkirchen leben nicht nur die jeweils fünf Dutzend Mitarbeiter, sondern auch nachfolgende Firmen wie Rücker, Transportunternehmen, Sägewerker und Holzverarbeiter.
Verständnis für die anderen ist wichtig
Eine Herausforderung für die Zukunft stellt für beide Forstbetriebsleiter die gesellschaftliche Entwicklung dar. Es gebe viel mehr Einzelinteressen, die vehement verfolgt würden, meint Maier. Oft fehle das Verständnis, dass ein Weg aus Sicherheitsgründen gesperrt werden müsse. Jeder solle aber bei seiner Passion bereit sein, Verständnis für die Leute, die im Wald arbeiten, aufzubringen. Es gebe ja sogar Interessenkonflikte zwischen den einzelnen Nutzergruppen, beispielsweise Wanderer und Mountainbiker. Maier und Hagemann appellierten, auf alle Waldnutzer solle Rücksicht genommen werden, nicht nur auf die zweibeinigen, sondern auch auf die Tiere.
Die beiden Forstbetriebsleiter gingen auch auf Vorschläge zur Stilllegung von größeren Waldflächen ein, um die natürliche Entwicklung beobachten zu können. "Wir glauben nicht, dass das das richtige Mittel ist", warnte Fritz Maier und wies darauf hin, dass im Staatswald Totholz bereitgehalten werde. Peter Hagemann ergänzte: "Wenn hier großflächig stillgelegt würde, könnte das Holz von woanders kommen, wo wahrscheinlich nicht auf Nachhaltigkeit geachtet wird." Hagemann hielt es für besser, wenn - wie in den beiden Forstbetrieben - mehrere Naturschutzreservate über die Fläche verteilt seien, statt großflächige Schutzgebiete zu schaffen.