Als exotischer Hofladen ist das Tropenhaus am Rennsteig einmalig und vielfältig ausgezeichnet. Um Kunden aus der Region zu erreichen, sind Umwege nötig.
Von sauer bis süß, von Paprika bis Passionsfrucht - einen Vergleich zu ziehen, der dem Geschmack des kleinen roten Fruchtkörpers der Surinam-Kirsche gerecht wird, fällt schwer. Die südamerikanische Frucht ist nur einer von zahlreichen Exoten, die im Tropenhaus "Klein Eden" in Kleintettau erforscht und erzeugt werden. Surinam-Kirsche, Guave, Karambole, Papaya oder Jackfrucht - Ralf Schmitt kennt sie alle.
Auch wenn er mittlerweile Geschäftsführer der Marketinggesellschaft für die fränkische Rennsteigregion ist, bleibt Klein Eden wohl sein persönliches Paradies. Als Geschäftsführer war er seit der Entstehung im Jahr 2011 für das Pilotprojekt verantwortlich. Die meisten der Stauden, Bäume und Sträucher auf den rund 3500 Quadratmetern Fläche hat er selbst ausgesucht.
Vom Blatt bis zur Wurzel
Neben Anbau und Pflege hat Schmitt mit der Zeit eine neue Leidenschaft gefunden: jeden kleinen Teil, jeden Samen, jede Wurzel und jedes Blütenblatt in enger Zusammenarbeit mit Gastronomen in kreative Speisen und Zutaten verwandeln. "Es ist ein gutes Miteinander mit der Gastronomie", sagt Schmitt. Ein wichtiger Partner ist mittlerweile das Team des Posthotels in Wirsberg rund um Sternekoch Alexander Hermann geworden.
"Sie nehmen dankbar jeden Exoten ab - und ich hole mir neue Ideen, wie ich Althergebrachtes mit unserer Ware aufwerten kann." So entstehen Kreationen mit blanchierten Chiliblättern oder getrocknete Papayakerne verfeinern Fleischgerichte. "Die Zusammenarbeit ist spannend", sagt Schmitt. "Mittlerweile hat das Ganze eine Eigendynamik entwickelt und befruchtet sich gegenseitig."
In einer Liste mit Hofladen-Tipps des Zeit-Magazins, die von den besten Köchen des Landes zusammengestellt worden ist, wurde "Klein Eden" sogar mit mehreren Stimmen bedacht. Wie man die nachhaltig produzierten, mittlerweile sogar biozertifizierten Früchte auch in die Obstkörbe der Bürger aus dem Landkreis bringen kann, gehört zu den nächsten Herausforderungen für das Tropenhaus.
Kein Markt für Exoten
Schmitt kennt die Problematik: "In der ländlichen Region kaufen die Leute kaum Exoten." Tafelobst, Bananen und Ananas kennen die meisten Leute aus dem Supermarkt. Was darüber hinausgeht, verkaufe sich eher schlecht. Auch bei den Besuchern des Tropenhauses bemerkt er Berührungsängste, für die er Verständnis hat. "Da ist eine große Unsicherheit: Wie schäle und schneide ich zum Beispiel eine Papaya, wie kann ich sie zubereiten", sagt er. Also müsse man dem Verbraucher ein Stück entgegenkommen.
"Der Deutsche kauft nun mal gerne alles, was schön portioniert und verpackt ist", so Schmitt. Um dabei die Nachhaltigkeit nicht aus den Augen zu verlieren, bietet sich in der Region natürlich eine "Verpackung" aus Glas an. Wenn die Exoten in Form von Fruchtaufstrichen oder Spirituosen über die Ladentheke gehen, dann auch an den eher vorsichtigen Verbraucher. Verarbeitet werden die Produkte entweder vom Team selbst oder von lokalen Partnern, wie der Familie Schubert in Eichenbühl. So entstehen dann Produkte wie der "Eichenbühler Tropical Kuchen" im Glas, verfeinert mit Früchten aus dem Tropenhaus, oder ein Eierlikör mit Chiliflocken.
Synergien schaffen
Nach diesem Beispiel könne man nach und nach Synergien im ganzen Landkreis schaffen - was natürlich in die Ziele der Marketinggesellschaft einzahle. "Man merkt mit der Zeit, wie viele Menschen in Kronach etwas zusammen machen könnten", sagt Schmitt. Momentan laufe in der Marketinggesellschaft die Planung dafür, die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit gesammelt in einem Verkaufswagen vor dem Tropenhaus anzubieten. Der Endverbraucher soll dann sowohl Rohprodukte vom Produzenten als auch weiterverarbeitete und veredelte Endprodukte kaufen können - darunter auch den Kuchen im Glas oder die mit Papaya und Chili verfeinerte Wurst aus fränkischen Hochlandrindern.