Marcus Hollederer betreut die Waldklimastation am Rennsteig. Die Geräte zeigen, dass es heuer viel zu warm und zu trocken ist. Doch es gab auch Regengüsse. Innerhalb einer Woche fiel mehr als zehn Prozent des Jahresniederschlags. Wir zeigen Hollederers Arbeit in einer Fotostrecke.
Schon wieder nichts drin. Marcus Hollederer dreht das Auffanggefäß für das Regenwasser um, doch es tropft nichts heraus. Einmal pro Woche entnimmt der Forstwirtschaftsmeister Proben in der Waldklimastation der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Die ist in einer Freifläche auf einer Wiese in der Nähe des ehemaligen Waldhauses Waidmannsheil sowie ein bisschen entfernt davon im Wald eingerichtet.
Wenn nichts in den Gefäßen drin ist, kann er auch keine Proben entnehmen und nach Freising zur Analyse schicken. So wenig zu tun hatte Hollederer schon lange nicht mehr. Und er betreut die Station, die an der Rennsteigstraße zwischen Steinbach am Wald und Tettau liegt, seit 2008. 2011 und 2013 waren auch so extreme Jahre, aber nicht zu vergleichen mit 2003.
Hollederer entnimmt jede Woche die Proben für die chemische Analyse. 20 Milliliter müssen es schon sein, damit es für die Analyse reicht.
Bei unserem Besuch war es wieder höchstens ein Fingerhut voll, viel zu wenig.
Niederschläge unter dem Schnitt
Temperatur, Windgeschwindigkeiten und Niederschlagsmenge werden durch Geräte ermittelt und die Daten nach Freising zur LWF übertragen. Das Wasser im Regenauffangbehälter wird gewogen und neue Niederschläge werden aufaddiert. Durch die Aufzeichnungen weiß Hollederer, dass die Niederschlagsmenge in den ersten sieben Monaten dieses Jahres deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Im ersten Halbjahr fiel weniger als ein Drittel des Jahresniederschlags, der am Rennsteig bei 950 Litern pro Quadratmeter liegt. Da hilft auch der Starkregen in der Nacht zum 23. Juli nicht viel, um die Statistik zu bereinigen. In dieser Nacht fielen 57 Liter Regen, in der Woche 92 Liter, das sind zehn Prozent des Jahresniederschlags.
Doch dieser Regen drang nicht in den Boden ein, sondern floss - besonders in den Hanglagen - auf dem knochentrockenen Erdreich wie auf einem Lotusblatt ab.
"Was uns fehlt, ist der Landregen, der Schnürlregen, der dringt in das Erdreich ein", seufzt Marcus Hollederer. Besonders drastisch wird das, wenn man sich die Grafik des Niederschlags während der Vegetationsperiode ab Mai ansieht. Da regnete es weniger als 200 Liter - und wenn der Starkregen Ende Juli nicht gewesen wäre, sähe die Statistik noch kläglicher aus.
Die Hitze trocknet den Boden aus
Weniger Regen, aber deutlich höhere Temperaturen, das zeigen die Aufzeichnungen in der Waldklimastation am Rennsteig, wo es von Haus aus viel kühler ist als in den niedrigen Lagen im Süden des Landkreises. Das langjährige Mittel wurde heuer mit ganz wenigen Ausnahmen deutlich überschritten.
Vor allem im Juni und Juli gab es kräftige Ausreißer nach oben: Bis zu zehn Grad war es wärmer als sonst! Diese Wärme/Hitze trocknet den Boden zusätzlich aus, weiß Hollederer.
Trotzdem sieht er keinen Anlass für Panikmache. "Bei der Fichte ist der Trockenstress noch nicht so stark, dass der Borkenkäfer flächenmäßig Schaden anrichten kann." Der Waldwirtschaftsmeister vom Amt vor Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach-Stadtsteinach bittet jedoch alle Waldbesitzer, ihre Waldflächen regelmäßig und in engen zeitlichen Abständen auf Borkenkäferbefall zu kontrollieren und Schadbäume umgehend zu entfernen. Bei Laubbäumen hat sich der Trockenstress bereits dadurch gezeigt, dass Blätter braun oder abgeworfen werden, weit vor dem Herbst.
Die Fachleute aus Freising haben festgestellt, dass die Wasservorräte in den Böden zur Neige gehen, die Wasserspeicher so gering sind wie 2003. Und das auch dank der Aufzeichnungen in der Waldklimastation am Rennsteig.
Der Wetterbeobachter aus Tettau
Der Tettauer Arzt Michael Müller betreut die Station des Deutschen Wetterdienstes, die in Sattelgrund eingerichtet ist, seit April. Meist war der Auffangbehälter für die Messung der Niederschlagsmenge leer. Nur nach dem Gewitterguss am 23. Juli war ordentlich was drin. Da goss es wie aus Kübeln. 39,2 Liter pro Quadratmeter notierte Michael Müller für diesen Tag. Am 6. Juli waren es 29,9 Liter. An allen anderen Julitagen zusammengenommen fielen 35,8 Liter. An 22 von 31 Tagen im Juli war es trocken oder die paar Regentropfen waren zu vernachlässigen.
Im Juni war das nicht anders.
Der Tettaubach fließt als klägliches Rinnsal am Grundstück des Arztes in Sattelgrund vorbei. "Die kleinen Forellen, die im wenigen Wasser um das Überleben kämpfen, schnappen schon", berichtet Müller. Viele Leute vergleichen den Sommer 2015 mit dem Jahrhundertsommer 2003. "Aber damals war der Tettaubach total trocken", berichtet der Wetterbeobachter.
Michael Müller wurde vom Deutschen Wetterdienst unter drei Bewerbern für dieses Ehrenamt ausgewählt, weil der Abstand zwischen der Messstation sowie den Bäumen und Gebäuden ringsherum passte. Der muss doppelt so groß sein wie die Höhe der Häuser oder Pflanzen. Der Vorgänger Michael Müllers war im Dezember vergangenen Jahres verstorben, die Messstation wurde von Schauberg nach Sattelgrund "umgesiedelt".