Ein begeisternder Start in die neue Saison war der Duo-Abend für Klavier und Violoncello, "Herbstnacht". Barbara Scherbel und Caroline Busser schufen dabei im Atrium der Realschule I Klangbilder von sinnlicher Kraft.
Durch die Luft fliegende, bunte Blätter, kahle Bäume, knackende Äste - man konnte sie am Samstagabend förmlich vor seinem geistigen Auge sehen: Die goldene Jahreszeit, die Franz Schubert in seinem Lied "Herbst" (D. 945) in all ihrer Schönheit erklingen lässt.
Schubert - Strahlpunkt des Liedgesangs - komponierte dieses großartige Stück für Klavier und eine Singstimme. "Gesungen" wurde es im Atrium der Maximilian-von-Welsch-Realschule auf eine ganz besondere Art und Weise - von dem Instrument, das der menschlichen Stimme am nächsten ist, dem Cello. Und in der Tat: Die Cellistin Caroline Busser interpretierte die romantische Komposition mit so viel Leidenschaft und Ausdrucksstärke, dass man tatsächlich ein "singendes" Cello zu hören vermochte - Gänsehaut pur!
"Liebe auf den ersten Ton" - So könnte man die Begeisterung der Gäste für den wunderbaren Dialog von Caroline Busser und
der gebürtigen Kronacherin Barbara Scherbel am Klavier ausdrücken - zwei wunderbare Künstlerinnen, die total mit ihrem Instrument verschmolzen und mit ihm eine Einheit bildeten.
Besondere Musikmomente Caroline Busser, Solo-Cellistin am Pfalztheater Kaiserslautern, nutzte den Klangkörper ihres Instruments mit Fingern und Bögen voll aus und sorgte für "saitenweise" besondere Musikmomente mit dem Springbogen.
Ihr Pendant am Klavier: Barbara Scherbel - eine strahlend selbstbewusste Pianistin, die stets auf Augenhöhe blieb und mit ihrem präzisen Spiel den Part der Cellistin veredelte. Mit feinem Gespür für Klangausgleich schuf sie klanglich den Grund, auf dem sich Bussers Celloton herrlich entfalten konnte.
Dabei war sie eine überaus wache, rhythmisch präzise und absolut gleichwertige Partnerin am Klavier, mit der der vielschichtige Dialog mit dem Cello nie ins Stocken geriet. Beide Musikerinnen - mehrfache Preisträgerinnen musikalischer Wettbewerbe - bestachen sowohl in Harmonie wie in Klangqualität. Sie musizierten sensibel, durchdacht mit sehr schönem, ausgefeiltem, warmen und beseelten Ton und waren dabei technisch absolut sicher. Sie haben offensichtlich selber große Freude am Zusammenspiel und ergänzen sich vorzüglich zu einer kammermusikalischen Einheit. Perfekt aufeinander abgestimmte Phrasierungen und dynamische Entwicklungen zeigten die künstlerische Gemeinschaft des Duos, das seit 2012 erfolgreich konzertiert - ein Zusammenspiel, das ein Höchstmaß an musikalischer Vertrautheit offenbarte. Die hochkarätige künstlerische Leistung begeisterte das Publikum vom Anfang bis zum Ende.
Auf hohem Niveau Unter dem Thema "Herbstnacht" erklang ein Programm, das auf hohem musikalischen Niveau angesiedelt war - mit großartigen Werken für Cello und Klavier von Johann Sebastian Bach, Sergej Rachmaninoff und Astor Piazzolla sowie Kunstlieder von Franz Schubert und Johannes Brahms. Seinen Beginn fand das Konzert mit Bachs ebenso ausdrucksstarker wie abwechslungsreicher Gambensonate, die mit großer Spannweite, hoher Präzision und klanglicher Schönheit gestaltet wurden. Auch bei den Stücken "Immer leiser wird mein Schlummer" und "Feldeinsamkeit" von Brahms - ebenfalls einst für Singstimme und Klavier komponiert - wurde der Klang des Cellos zum wunderschönen Gesang.
Einfach ein hinreißendes Erlebnis war "Le Grand Tango” von Piazzolla, das vom Duo voller Leidenschaft vermischt mit Laszivität, Jazz, südamerikanischer Folklore und tänzerischer Erotik vorgetragen wurde.
Die abschließend dargebotene, groß angelegte g-Moll Sonate von Rachmaninoff - mit schicksalsschweren Klängen, klanggesättigt und voll mitreißender Leidenschaft - konnte einem schier den Atem verschlagen lassen: harte Arbeit für beide Künstlerinnen, angespanntes Zuhören fürs Publikum. Es waren wahre Seelendramen, die sie aufrissen. Die Saiten des Cellos vibrierten, als würde das Instrument erzittern, während das Klavier unerbittlich und hart dagegen anging - ein fulminanter Abschluss!
Für die Musikliebhaber war diese "Herbstnacht" eine willkommende Bereicherung, für die Künstlerinnen ein großer Erfolg.
Natürlich gab sich das Kronacher Publikum nicht ohne eine Zugabe zufrieden. Vehement eingefordert, kam es in den Genuss von Rachmaninoffs "Vocalise" - ein Lied, das voll auf die Kraft der Stimme setzt, quasi eine "Steilvorlage" für das Violoncello - ebenso wie die zweite Zugabe: Schuberts "Litanei auf das Fest Allerseelen".