Kronach bleibt auch künftig Hauptsitz des TV-Geräteherstellers Loewe: Skytech, der neue Inhaber der Markenrechte, einigte sich mit der Stadt am Dienstag auf einen Mietvertrag für einen großen Teil des Loewe-Areals in der Lucas-Cranach-Stadt.
Harte Verhandlungen statt netter Gespräche, Wasser statt Alkohol und Stimmengewirr statt Stimmungsmusik: Seinen 65. Geburtstag dürfte Wolfgang Beiergrößlein (FW) nicht so schnell vergessen. Denn anstatt entspannt hineinfeiern zu können, verhandelte der Kronacher Bürgermeister am Dienstag (14. Januar 2020) als Geschäftsführer der Stadtentwicklungs GmbH bis tief in die Nacht über einen Mietvertrag für Loewe.
Wie bereits berichtet, wollte Skytech - der neue Inhaber der Markenrechte des Kronacher Traditionsunternehmens - rund 30 000 Quadratmeter Gebäudefläche auf dem Areal in der Industriestraße anmieten. Geworden sind es letztlich 25 000. Darunter das halbe Entwicklungsgebäude. "Um fünf vor zwölf haben wir uns die Hand gegeben", erzählt Beiergrößlein über das Ende der nächtlichen Verhandlung mit Skytech-Geschäftsführer Aslan Khabliev. "Er hat gesagt ,go!‘ und ich habe gesagt ,Welcome to Kronach‘."
Aus 40 wird 45
Auf finanzielle Details des ausgehandelten Vertrags, der am 1. Februar beginnt und zunächst bis zum 31. Dezember 2023 laufen wird, möchte der Bürgermeister nicht eingehen. Viel lieber spricht er über die Folgen, die dieser haben wird. Schließlich kann es nun wieder losgehen und Loewe den Neustart beginnen. Das Wichtigste: in Kronach. Bereits am Mittwochmorgen führte Skytech in der Kreisstadt erste Gespräche mit Kandidaten, die Anfang kommenden Monats als Loewe-Angestellte auf das Gelände an der Industriestraße zurückkehren könnten. "Entgegen unserer jüngsten Pressemitteilung werden in einem ersten Schritt nicht 40 Mitarbeiter eingestellt, sondern 45", sagt ein Skytech-Sprecher im Gespräch mit unserer Redaktion. "Auf diese Zahl hat sich Herr Khabliev jetzt erst einmal festgelegt." Eingesetzt werden sollen sie zunächst im Support, der Entwicklung und dem Design. In den kommenden Monaten soll auch die Fertigung wieder ihren Betrieb aufnehmen, so dass bis zum Ende des Jahres wieder 100 Angestellte für Loewe arbeiten sollen.
Laut Beiergrößlein handelt es sich bei den 45 Mitarbeitern zu 95 Prozent um Personen, die bereits vor der Insolvenz beim Kronacher TV-Gerätehersteller beschäftigt waren. Rein rechtlich sind die neuen Mitarbeiter dann übrigens bei einem neuen Unternehmen angestellt, denn die "Loewe Technologies GmbH" ist jetzt Wirtschaftsgeschichte. An ihre Stelle tritt die von Khabliev neu gegründete "Loewe Technology GmbH".
"Es ist eine klassische Win-win-Situation", freut sich Kronachs Bürgermeister. "Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt, das ich als Geschäftsführer vertreten konnte." Er habe dabei noch einmal einen Ermessensspielraum wirken lassen, ohne die rechtlichen Vorgaben zu brechen. Gehakt hatte es unter anderem an der Quadratmeterfläche und dem Mietzins. Skytech hätte gerne deutlich weniger als den ortsüblichen Mietpreis bezahlt und möglichst viele Gebäude gemietet. Die Stadt hingegen wollte mit Blick auf die übrigen Mieter, die inzwischen auf dem Loewe-Areal heimisch sind, Skytech nicht zu weit mit dem Preis entgegenkommen.
Zudem sollte noch genug Fläche zur Verfügung stehen, um auch neue Unternehmen auf dem Areal ansiedeln zu können - und so weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Das sollte angesichts der 25 000 Quadratmeter, die Loewe anmieten darf, weiterhin möglich sein. Stehen auf dem Loewe-Gelände doch rund 55 000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Insgesamt ist das Areal sogar gut 100 000 Quadratmeter groß.
"Bin dem Gremium sehr dankbar"
Khabliev selbst klingt nicht ganz so euphorisch wie sein Verhandlungspartner. "Wir wollten eine noch größere Fläche mieten", teilt er auf Anfrage des Fränkischen Tags mit. "Jetzt sind wir aber mit der erzielten Einigung mit der Stadt Kronach zufrieden - auch wenn die Bedingungen nicht ganz unseren Erwartungen entsprechen." Für die Kompromissbereitschaft bei der erzielten Einigung möchte er sich beim Bürgermeister und dem Kronacher Stadtrat bedanken. Letzterer gab am Dienstag in einer Sondersitzung Beiergrößlein den Rahmen vor, in dem dieser anschließend die letzten Details verhandeln konnte. "Ich bin dem Gremium sehr dankbar, dass es dem Mietvertrag fast einstimmig zugestimmt hat", betont auch Beiergrößlein.