In Nord- und Süddeutschland wurden verendete Wildvögel gefunden. Das sorgt nun für Diskussionen um eine allgemeine Stallpflicht in ganz Deutschland.
Noch ist die Lage im Landkreis ruhig und entspannt - auch wenn bei einigen fränkischen Geflügelhaltern die Sorgenfalten groß sind. Der Grund: Nach mehreren Vogelgrippefällen im Landkreis Lindau etwa hat das Landratsamt die Bürger gebeten, tote Tiere umgehend beim Veterinäramt zu melden. Wer tote Vögel findet, solle diese zudem nicht berühren - "auch nicht mit dem Schuh", teilt eine Behördensprecherin mit. Zwar bestehe derzeit keine Gefahr für Menschen. Aber das Virus könne sich sonst weiter ausbreiten.
Der Vorteil des Frankenwalds
Michael Schubert, dessen Eichenbühler Bauernhof mit Hühnerzucht sich seit 1658 im Familienbesitz befindet, betrachtet die Lage pragmatisch. "Wir können momentan nicht viel tun, außer die Hygienebestimmungen genau einzuhalten", erzählt er.
"Aber das tun wir sowieso immer." Die Geflügel-Landwirte aus dem Landkreis befänden sich in der glücklichen Situation, nicht in der Nähe von Wassergeflügel oder einem Schlachtbetrieb für Geflügel zu sein. Denn dort seien die Risiken, von der Vogelgrippe eingeholt zu werden, deutlich größer. "Wir haben hier weder Feucht- noch Sumpfgebiete in der Nähe, sodass auch kein größerer Zug von Vögeln hier rastet", pflichtet ihm Herbert Hanna bei. "Das ist unser großer Vorteil im Frankenwald."
Der 58-Jährige hält auf seinem Biohof in Fröschbrunn rund 4800 Bio-Hähnchen - um die er sich derzeit keine großen Sorgen macht. "Im Endeffekt ist es unproblematisch und es herrscht heile Welt", sagt er leicht schmunzelnd. Seine Hühner schickt er auch weiterhin in den Außenbereich. "Das muss ich allein schon machen, um die Bio-Auflagen zu erfüllen", erklärt Hanna.
In Bayern wurde bisher bei acht Tieren die Vogelgrippe festgestellt. Das sagte ein Sprecher des Landesamtes für Gesundheit in Erlangen. Bei zwei Vögeln im Landkreis Lindau wurde auch bereits die hochansteckende Variante vom Typ H5N8 nachgewiesen. Eine Stallpflicht für Geflügel im Radius von circa 2,5 Kilometern um das Ufer des Bodensees gilt weiter.
Krisenstab eingerichtet
Noch herrscht Unklarheit, ob und wann die Stallpflicht auch auf Gebiete in Nordbayern ausgedehnt werden könnte. Die Entscheidung obliege noch den Kreisverwaltungsbehörden, so ein Sprecher des Landesamtes für Gesundheit. Den Betrieben aus dem Kreis Kronach sind zwar Hygiene-Hinweise zugeschickt worden, wie am besten vorgebeugt wird, doch genaue Bestimmungen zu einer Stallpflicht gibt es noch nicht.
Angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe berief Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) den
Zentralen Krisenstab Tierseuchen ein. Schmidt hob besonders die Notwendigkeit einer effizienten Koordination hervor: Maßnahmen müssten schnell getroffen und zentral gebündelt werden, um der Seuche Einhalt zu gebieten.
Es solle überall dort die Stallpflicht angeordnet werden, wo die Wahrscheinlichkeit eines Eintrages der H5N8-Variante hoch ist, teilte das Ministerium weiter mit. "Das sind insbesondere Feuchtgebiete, Rastgebiete von Zug- und Wildvögeln, aber auch Gebiete mit einer hohen regionalen Dichte von Geflügelbetrieben." Mit den Stallpflicht-Zonen soll eine Ansteckung über Kot oder verunreinigtes Wasser verhindert werden.
Auf den Kreis Kronach trifft keiner dieser Punkte zu. Die Ansteckungs-Wahrscheinlichkeit ist dementsprechend gering. Dennoch hätte Herbert Hanna nichts gegen eine generelle Stallpflicht.
"Momentan finde ich es gut, dass die Hühner noch raus können, aber wenn die Gefahr zu groß ist und mehrere Verdachtsfälle in der Region auftauchen, wäre ich dafür", sagt er.
Seit Sonntag gibt es in Sachsen einen ersten Vogelgrippe-Fall. Eine am Cospudener See bei Leipzig gefundene Wildente habe den H5-Virus, bestätigte ein Stadtsprecher. Ob es sich dabei jedoch um den aggressiven Typ H5N8 handle, sei noch unklar.
Geringe Ansteckungs-Chance
Dem Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) wäre eine bundesweite Stallpflicht am liebsten. "Wir müssen schneller sein, als sich das Virus ausbreitet", erklärte ZDG-Vizepräsident Friedrich-Otto Ripke.
Für das Geflügel von Michael Schubert ist die Ansteckungs-Chance noch einmal geringer, da es schon jetzt überwiegend in Ställen lebt.
Zwar hat es durch eine Art angebauter "Wintergarten" die Gelegenheit, an frischer Luft zu sein, doch alle Ställe seien überdacht und geschützt. "So ist kein Kontakt zu anderen Tieren möglich" erklärt Schubert.
Auf keinen Fall berühren
Erstmals war die H5N8-Variante der aktuellen Epidemie in Deutschland am 8. November bei verendeten Wasservögeln an Seen im Kreis Plön nachgewiesen worden. Die Behörden reagierten mit einer massiven Ausweitung der Stallpflicht-Zonen. Damit soll eine Ansteckung über Kot oder verunreinigtes Wasser verhindert werden.
Um die Epidemie schnell einzudämmen, sollen Todesfälle gemeldet werden. Auch Bürger werden gebeten, das Veterinäramt zu verständigen, sofern sie tote Wildenten, Wildgänse oder Schwäne finden.
"Auf keinen Fall sollte man sie berühren", erklärt ein Experte.
Er rät zudem, Hunde im Uferbereich von Seen anzuleinen. Für Menschen könne ein Infektionsrisiko nicht ausgeschlossen werden, bis jetzt hat sich aber bundesweit niemand mit dem H5N8-Virus angesteckt.
mit dpa
Keine Weihnachtsgänse?
Hände waschen: Hygiene ist in der Küche unerlässlich. Was aber passiert mit den beliebten Weihnachtsgänsen, müssen die Franken wegen der Vogelgrippe darauf verzichten? Tatsache ist: Wer sich bei der Zubereitung von Geflügel akribisch die Hände wäscht, muss wegen der Vogelgrippe nicht auf die tradtionelle Weihnachtsgans verzichten. Selbst eine infizierte Gans sei essbar, klärt ein Experte vom Friedrich-Löffler-Institut auf.
Richtige Temperatur: Hintergrund: Der Erreger sei bei Temperaturen über 70 Grad nicht gefährlich. Deshalb solle die Kerntemperatur im Backofen stets über 70°C Grad liegen.
pg