Später machte Christian Gloël sein Hobby zum Beruf und wurde Lokführer. Unter anderem fährt er mit dem Franken-Thüringen-Express auf der Frankenwaldbahn und hält damit regelmäßig auch in Kronach. Und damit an einem Ort, an dem Nostalgiker so viele historische Bahnhofsgebäude bewundern können wie kaum woanders.
Der Bahnhof in Pressig: ein Haltepunkt, den die Nachbarn nicht wollten
Die beiden Stellwerke wurden 1937 gebaut. Während das südliche gehegt und gepflegt wird, verfällt der Turm an der Nordbrücke. "Das Gebäude wird wohl in nächster Zeit der Spitzhacke zum Opfer fallen", erklärt Gloël. Auf der anderen Seite der Gleise, nahe der B 85, steht das moderne Zentralstellwerk, in dem zwei Experten pro Schicht arbeiten.
Jede Menge Relikte von früher
Ein anderes Relikt von früher ist der "Dienstraum": In das viereckige Gebäude zwischen den Gleisen 2 und 3, die Scheiben etwas zerschlagen und voller Spinnweben, gingen früher die Zugführer, um Meldung ans Stellwerk zu machen und um Fahrerlaubnis zu bitten.
"Kronach war nie ICE-Halt. Deshalb gab es auch keine Notwendigkeit, den Bahnhof auszubauen", erzählt Gloël, warum etwa die hölzerne Bahnsteigüberdachung noch immer an ihrem Platz steht. Außerdem sieht man im Museumsstellwerk Relikte aus den Rangierbuden zur Bedienung der Nebenbahnen und Pläne der Gleisanlagen am früheren Flügelbahnhof.
Früher hatten am Bahnhof bis zu 40 Menschen ihren Arbeitsplatz. Bis 2002 war er auch Ausgangspunkt der Nebenbahnen nach Nordhalben und Weißenbrunn. 1994 verlor Kronach im Zuge der Bahnreform seine Stellung als Hauptdienststelle mit eigenem Bahnhofsvorstand. Gloël: "Die Geschäftsbereiche wurden nach Gründung der Bahn-AG aufgeteilt. Das Stellwerk ist in Kronach, die Bahnmeisterei in Lichtenfels, das Gebäudemanagement in Bamberg."
Was Kronach aber behalten hat, ist sein besonderes grünes Gleis 4: Denn wer dort aussteigt, steht im Gras. Aber in Gras, dem es an deutscher Gründlichkeit nicht mangelt. "Hier wurde nie betoniert, aber die Absperrungen sind akkurat angebracht", sagt Gloël. Im gleichmäßigen Abstand von den Schienen entfernt leuchtet die weiße Linie - mitten im Rasen.
Die Füße könnten beim Warten also nass werden - der Blick auf das historischste Wahrzeichen aber ist von dieser Stelle aus sehr gut. Denn das Bahnhofsgebäude mit seiner Sandsteinfassade wurde zuletzt in den 1920er Jahren größer umgebaut. Und seitdem schlägt auch die kupferne Uhr auf dem Dach - und zeigt die Zeit, in der die Züge einfahren, noch immer ganz genau an.
Der Bahnhof Kronach
Eröffnung Gefeiert wurde am Bahnhof der Cranach-Stadt am 20. Februar 1861.
Infrastruktur Der Personenbereich hat fünf Bahnsteige. Zudem gibt es eine Güterhalle, einen Ladehof mit Rampen, einen Gleisanschluss der Firma Voitländer und einen Hilfsladehof. Außerdem bestehen Schienen zu der früher abzweigenden Bahn nach Nordhalben.
Betriebsbedeutung Seit 1995 wird in Kronach der Betrieb der gesamten Frankenwaldbahn zwischen Hochstadt/Main und Ludwigsstadt mit einem modernen elektronischen Stellwerk gesteuert. Bis 2017 war Kronach auch Sitz einer Bahnmeisterei zur Streckenunterhaltung.
Verkehrsbedeutung In Kronach hält die Regionalbahn der Linie Bamberg-Saalfeld und der Regionalexpress Nürnberg-Jena (jeweils zweistündlich). Außerdem stoppt der IC zwischen Leipzig und Karlsruhe einmal täglich je Richtung und gibt es im Bahnhof die letzte personenbediente Fahrkartenverkaufsstelle im Kreis.