Ab den 1970er Jahren besaß Wicklein einen Klein-Lkw - und ersparte sich dadurch einige Wege. 20 Raummeter passten auf den grünen Mercedes-Benz. "Ich habe etliche Tausend Raummeter Holz verladen - extrem viel davon in Förtschendorf", sagt Wicklein.
Am Bahnhof lag sein Ziel, ein Holzschuppen, in Richtung Steinbach auf der rechten Seite. Mit einem kleinen Kran hievte er die Ladung auf den Waggon. Am Ladegleis in Förtschendorf war Wicklein selten allein; es erfreute sich regen Zuspruchs. Einige weitere Firmen aus Förtschendorf und den Nachbarorten verluden dort Holz, Schotter oder Split. Die Bäckerei Georg Scherbel erhielt über die Schiene Kohle für ihren Backofen.
Historie des Bahnhofs Förtschendorf: Vom Ziel der Postkutsche zur Wiege des ICE
Für die Förtschendorfer Esso-Tankstelle wurde schweres Öl auf Ochsenfuhrwerken verladen. Der Mineralölhändler Wolfgang Lang entlud ab 1962 wöchentlich Diesel und Heizöl für sein Lager. Und auch die Weihnachtsbäume kamen mit dem Zug an.
Finger war dazwischen
An einen Verladetag erinnert sich Edmund Wicklein noch schmerzhaft: Als 18-Jähriger rutschte er beim Einladen aus. Just in dem Moment, als er sich festhielt, fiel Holz herunter, und krachte auf die Finger.
Ende der 1970er Jahre war dann jedoch für Wicklein Schluss in Förtschendorf. Wie viele andere kleine Bahnhöfe wurde auch der Halt im Frankenwald nicht mehr als Verladestation genutzt. "Heute gibt es in der Region nur noch Lichtenfels, Saalfeld und Hof", ärgert sich Wicklein. "Da fahre ich schon so viele Kilometer mit dem Lkw, dass sich das Verladen auf die Schiene nicht mehr lohnt."
In der Kreissstadt Kronach ist eine Verladung nur möglich, wenn ein ganzer Zug geladen wird. Wicklein wundert es deshalb nicht, wenn Güter von der Schiene auf die Straße wandern.
Denn zur Entfernung kommen noch Vorschriften. "Die Wagenmeister debattierten, wenn die Ladung verrutscht war, wegen fünf Zentimetern." Der Hirschfelder zieht Bilanz: "Es waren schöne Zeiten, aber es waren harte Zeiten."