Rund um den Bahnhof wurde auf bis zu 16 Gleisen rangiert; heute bestehen noch sieben.
Das Gebäude war Arbeitsplatz vieler Menschen: Dort arbeiteten der Bahnhofsvorstand, der Kassenwart, Schalterbeamte, Fahrdienstleiter oder "Billetenknipser der Bahnsteigkarten". Es gab Unterkünfte für Zugschaffner, Wagenmeister sowie Bremser, eine Frachthalle und bis 1921 eine Postexpedition.
Als Hitler Pressig verschlief
Großer Auflauf, so berichtet Eisenbahnhistoriker Norbert Heidrich, war am Bahnhof, als Adolf Hitler auf der Rückfahrt von Rom nach Berlin einen Halt einlegen wollte. Die Reichsleitung Kronach und die Gauleitung Bayreuth marschierten komplett auf. Schulkinder bekamen frei und mussten sich mit kleinen Fähnchen aufstellen. Aus Sicherheitsgründen fuhren zwei Züge; keiner sollte wissen, in welchem Hitler war. Als sie hielten, teilte die Reiseleitung mit, er schlafe noch und dürfe nicht geweckt werden. Die Züge fuhren weiter nach Berlin. Große Enttäuschung am Bahnhof, alle warteten umsonst. Nur die Kinder, so berichten Zeitzeugen, hätten sich über den schulfreien Tag sehr gefreut.
Im April 1945 zerstörten Bombenangriffe den Bahnhof. Fast vier Wochen war kein Betrieb möglich. Beim Wiederaufbau mussten die Eisenbahner auch "Steine klopfen", um mit dem aufbereiteten Material die Zerstörungen zu reparieren.
In den 1980 und 1990er Jahren büßte der Bahnhof an Bedeutung ein. Das Personal wurde weniger, Häuser zurückgebaut. Seit 2012 ist das Gebäude im Besitz der Firma Rauschert.
Das Material des Bahnbetriebswerks wurde verlegt. Einzig manches Rangierer-Häuschen blieb in Pressig - und ist heute Gartenhäuschen oder Geräte-Schuppen.
Weitere Anekdoten rund um den Bahnhof in Pressig
1) Die Zeitung Ludwigsstädter Correspondent schreibt am 30. Oktober 1903: "Eisenbahndirektionen tagen in Bamberg wegen permanenter 40-minütiger Verspätung der Schnellzüge München-Berlin und retour. 10 Stunden ist die normale Fahrzeit + regelmäßig 40min. Verspätung. - Fazit: Abhilfe kann aber erst nach der Elektrifizierung der Bahnstrecke Hochstadt - Rothenkirchen (Pressig) erfolgen. - Das dauerte jedoch bis zum 1. Mai 1939! - Dazwischen lagen immerhin nur knapp 36 Jahre!
2) Ein unglaublicher Krankentransport im Personenzug per Dampflokomotive ereignetet sich am 5. Oktober 1927: Lauf Ludwigsstädter Correspondent" wurde der schwer verletzte Eisenbahner Leitz auf der Tragbahre von seiner Wohnung abends mit dem 7-Uhr-Zug, sicherlich im Packwagen, nach Kronach gebracht. Wie dieser dann vom Bahnhof Kronach ins Krankenhaus kam, ist rätselhaft. - Ob der am Nachmittag Gestürzte den Unfall überstand, ist an dieser Stelle nicht bekannt. - Immerhin wurde er von der Eisenspitze eines schmiedeeisernen Gartenzaunes regelrecht aufgespießt.
Weitere Informationen zum Pressiger Bahnbetriebswerk finden Sie hier.