Vor allem ein nächtliches Warten auf einen Anschlusszug nach Saalfeld geht ihm nicht aus dem Kopf. "Auf einmal setzte das Hundegebell wieder ein und es fiel ein Schuss", erinnert sich der 50-Jährige. "Danach war gespenstische Ruhe im Warteraum. Da kommt man schon ins Grübeln. Gesprochen hat keiner, dort war alles verwanzt." Eine unheimliche Szene, die sich bis heute nicht aufgeklärt hat.
Ganz anders schildert Gloël seine Eindrücke vom BRD-Grenzbahnhof Ludwigsstadt. "Dort wurden die Einreisenden von der Bahnhofsmission mit Getränken empfangen." Auch konnten Reisende, die mangels Dokumenten nicht in die DDR einreisen durften, beim Team um Schwester Ruth übernachten. Anfangs in einer Holzbaracke, ab 1957 gab es ein Gebäude.
Die Grenzinfrastruktur wuchs mit den Jahren immer weiter an. Fünf Mitarbeiter arbeiteten pro Schicht für die 1995 geschlossene Bahnhofsmission. Dazu kamen pro Schicht zwei Mitarbeiter der Wechselstube und bis zu zwölf Grenzpolizisten. Insgesamt war der Bahnhof Arbeitgeber für 40 Menschen.
Propaganda beschlagnahmt
Die BRD-Grenzer durchsuchten die Reisenden vor allem nach Schmuggelware. "Nicht selten wurde Propaganda-Material östlicher Geheimdienste beschlagnahmt," erzählt Gloël.
Eine weitere Besonderheit waren die "Korridorzüge". Sie kamen aus Probstzella und fuhren ohne Halt durchs bayerische Ludwigsstadt weiter auf der mittlerweile stillgelegten Nebenbahn nach Lehesten zurück nach Thüringen.
In den Wochen nach der Grenzöffnung war der Bahnhof für Tausende erster Anlaufpunkt im Westen. Bis 1995 hatte Ludwigsstadt ein eigenes Stellwerk. Heute werden die Signale und Weichen für die Züge, die sich von Norden die steile Rampe hinauf quälen oder auf der Talfahrt von Süden her bremsen, vom Kronach aus gesteuert.