Flexible Arbeitszeitmodelle
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In diesem Moment ergreift Marcus Sommer das Wort. "Der Fachkräftemangel beschäftigt nicht nur die Helios in Kronach, sondern alle Pflegebereiche in Deutschland", sagt er und spricht diesbezüglich von Herausforderungen, die auch die Politik mit bewältigen müsse. Für junge Menschen sollten der Zugang zum Medizinstudium erleichtert und die Ausbildungsbedingungen verbessert werden.
Außerdem müssten seiner Meinung nach mehr Studienplätze und flexible Arbeitszeitmodelle geschaffen werden: "Die Arbeitszeit ist heutzutage nicht mehr der lebenserfüllender Raum."
Dass der Landkreis sich mit der Klinik beschäftigt, halten sowohl Sommer als auch Kloeters für richtig. Schließlich gebe es ein gemeinsames Ziel, nämlich die Klinik zu erhalten und den Patienten zu helfen. Deshalb sei der Informationsaustausch wichtig.
Zurück in die Heimat
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In diesem Zusammenhang bedauert Kloeters, dass 2018 nicht die gewünschten Beiratssitzungen stattfanden - was an beiden Seiten gelegen habe: "Das hätten wir besser machen können." Könnte er die Zeit zurückdrehen und noch einmal neu in Kronach anfangen, würde er zudem "auf mehr Nachhaltigkeit achten".
Gedanken, die Klinik zu verlassen, habe er seit Mitte des Jahres gehabt. Seinen Lebensmittelpunkt will der gebürtige Krefelder wieder nach Düsseldorf verlegen. Denn in der Landeshauptstadt von NRW leben seine Eltern und auch seine Lebensgefährtin. Den Frankenwald werde er immer in Erinnerung behalten. Was genau? "Ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Personal so mit einer Klinik und mit einer Region identifiziert!"
Zur Person
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Christian Kloeters ist Facharzt für Radiologie und absolvierte ein betriebswirtschaftliches Managementstudium. Vor seinem Wechsel zu Helios war er im Konzernmanagement des Mitbewerbers Asklepios Kliniken tätig.
Kritiker hoffen nun auf einen Neuanfang
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Der Weggang von Christian Kloeters lässt den Blick auf die Geschehnisse der vergangenen Monate wandern. Da musste sich der Geschäftsführer Fronten auf politischer wie auch innerbetrieblicher Ebene stellen.
Mit der Zeit kristallisierte sich immer mehr Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU) als sein Gegenspieler heraus, wenn es um die Art und Weise der Klinikleitung ging. Entsprechend zufrieden nahm dieser am Dienstag die Entscheidung auf: "Ich freue mich, dass ein Wechsel an der Spitze des Hauses vollzogen wird." Alle Beteiligten bräuchten einen Neuanfang. Das treffe auch auf Kloeters selbst zu, dem er trotz der inhaltlichen Differenzen alles Gute wünschte. Was der Klinikleitung seitens der Politik zuletzt immer wieder angekreidet worden war, lobte Baumgärtner im konkreten Fall: die Kommunikation mit dem Beirat sei jetzt vorbildlich gewesen.
Besonders positiv bewertete er, dass der neue Geschäftsführer mit seiner Familie hierherziehen will. "Das schafft eine ganz andere Bindung zur Region", ist Baumgärtner überzeugt. Er wünscht Kloeters' Nachfolger Philipp Löwenstein, dass dieser "die zweifellos vorhandenen Probleme angehen und eine Situation schaffen wird, die das Personal entlastet".
Das erhofft sich auch Betriebsratsvorsitzender Manfred Burdich. Die Belastungssituation in der Pflege und bei den Ärzten, hauptsächlich bei den Internisten, stellt für ihn die größte Baustelle im Haus dar. Das künftig ein anderer als Christian Kloeters diese Probleme beheben soll, hält Burdich für gut. "Wir nehmen Herrn Löwenstein mit offenen Armen auf und hoffen auf eine gute Zusammenarbeit wie unter Daniel Frische", ging er auf ein seiner Schilderung nach hervorragendes Miteinander mit dem früheren Geschäftsführer ein.
Suche nach Vertrauensbasis
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Ein solches Zusammenspiel habe Kloeters von Anfang an nicht gesucht. "In seiner Ära hat es nie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben", betonte Burdich. "Jetzt werden die Karten neu gemischt!", hofft der Betriebsratsvorsitzende auf eine Kurskorrektur. Man werde Löwenstein auf alle Fälle die Hand reichen, denn "wenn es zwischen den Sozialpartnern im Betrieb nicht funktioniert, muss das in erster Linie die Belegschaft ausbaden".
Landrat Klaus Löffler (CSU) schlug in die gleiche Kerbe. Er adressierte am Dienstag ebenfalls den Wunsch an Löwenstein auf eine "enge, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit im Interesse aller Patienten und aller Beschäftigten der Frankenwaldklinik."
Kommentar von Marian Hamacher: "Der Geschäftsführerposten darf nicht zum Schleudersitz werden"
Im Fußballgeschäft hat sich schon vor Jahrzehnten ein Begriff dafür durchgesetzt, wenn in regelmäßigen Abständen ein neuer Trainer auf der Bank sitzt. Dessen Platz wird dann nämlich zum oft zitierten "Schleudersitz".
Ein solcher scheint inzwischen auch im Büro des Geschäftsführers der Helios-Frankenwaldklinik zu stehen. Dafür muss man nur einmal einen Blick auf die Namen werfen, die in der Verantwortung standen, seitdem Helios die Frankenwaldklinik übernahm. Nachdem Markus Plaschke 2014 sein Amt abgegeben hatte, gab Florian Aschbrenner ein kurzes Intermezzo, ehe 2015 schließlich Daniel Frische übernahm. Der blieb dann mit zwei Jahren genau so lange - beziehungsweise kurz - wie sein Nachfolger Christian Kloeters. Philipp Löwenstein wird nun der fünfte Geschäftsführer, seitdem Helios das Ruder übernahm. Eine Fluktuation, die locker mit dem Hamburger SV mithalten kann. Helios sollte das zu Denken geben. Denn ein solcher Posten darf nicht zum Schleudersitz werden.
Dass sich die Kronacher nun an einen neuen Namen an der Spitze der Frankenwaldklinik gewöhnen müssen, liegt sicher auch zu großen Teilen am heftigen Gegenwind, der Kloeters in den vergangenen Monaten ins Gesicht blies. Ein neuer Geschäftsführer kommt daher vielleicht trotzdem zum richtigen Zeitpunkt. Denn spätestens nach der harschen Kritik von Landrat Klaus Löffler sowie den Klinikbeiräten Jürgen Baumgärtner und Richard Rauh schien das Tischtuch zwischen Politik und Geschäftsführung zerschnitten. Doch mit einem neuen Geschäftsführer ändern sich nicht nie Probleme.
Helios vermittelt das falsche Bild
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Besser werden muss unter Kloeters" Nachfolger Löwenstein nun nicht nur die Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik, sondern auch in der Klinik selbst. Dafür müsste dann allerdings auch mal an ganz grundlegenden Stellschrauben gedreht werden. Klar: ein Unternehmen muss auch auf seine Wirtschaftlichkeit achten. Zur Prämisse darf die Gewinnmaximierung bei einer Klinik allerdings nicht werden. Das sollte vielmehr die Zufriedenheit der Patienten und Angestellten sein.
Womöglich tut man Helios mit einer solchen Unterstellung sogar unrecht und das Hauptbestreben ist ein gänzlich anderes. Doch genau dieses Bild vermittelt der Konzern mit seinen Entscheidungen im Landkreis seit einigen Jahren. Das ohnehin zu großen Teilen schon verloren gegangene Vertrauen der Bevölkerung lässt sich so sicher nicht zurückgewinnen.