Bilder von Kronach entstehen im Flug

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Und das sind sie, die Aufnahmen vom winterlich-weihnachtlichen Kronach. Fotos: Otmar Fugmann
Und das sind sie, die Aufnahmen vom winterlich-weihnachtlichen Kronach. Fotos: Otmar Fugmann
 
 
 
Otmar Fugmann mit seinem Mikrokopter Foto: Corinna Igler
Otmar Fugmann mit seinem Mikrokopter Foto: Corinna Igler
 
 

Otmar Fugmanns Aufnahmen vom weihnachtlichen Kronach sorgen für große Begeisterung. Der eigentliche "Fotograf" war aber ein kleines gelb-rotes Etwas.

Es schwirrt etwas durch die Luft. Gelb ist es, wenn man es von unten betrachtet. Und es leuchtet.Ein Tier ist es nicht und auch für einen Flieger, in dem eine Person sitzt, ist es zu klein.
Einige Tage, nachdem dieses Etwas über den Dächern der Weihnachtsmarkthütten gesichtet wurde, tauchen Fotos auf, die das weihnachtliche Kronach von oben zeigen. Auf der Facebook-Seite von "Kronacher Weihnacht" machen sie die Runde, mehr als 800 Personen klicken "Gefällt mir", über 300 teilen die Bilder auf ihrer eigenen Facebook-Seite. "Da sieht man mal wie schön Kronach überhaupt ist", schreibt einer, ein anderer: "einfach umwerfend".

Otmar Fugmann öffnet eine Holzkiste, etwa einen auf einen Meter groß und holt das gelbe Etwas heraus. Es hat ein rotes "Dach" und ähnelt mit seinen sechs Propellern daran einem Hubschrauber. Auf dem gelben Gestell ist eine Kamera befestigt.

"Ich mache die Bilder mit einem ferngesteuerten Flugobjekt, einem sogenannten Mikrokopter", erklärt er. Entwickelt habe sich diese Technik aus dem Modellflug. Nur habe ein solcher Mikro- oder auch Quadrokopter genannt, mehr Elektronik vorzuweisen, um sich in der Luft halten zu können. Otmar Fugmann spricht von Neigesensoren und GPS-Empfängern.

Selbst hat er sich eine Halterung an diesen Mikrokopter gebaut, um seine Kamera dort anzubringen. Denn Fugmann kombiniert damit gleich zwei Hobbys: das Modellfliegen und das Fotografieren.

"Als Kind beziehungsweise Jugendlicher habe ich mich für das Modellfliegen begeistert und damals an einen Modellflieger schon eine Ritsch-Ratsch-Kamera gehängt. Da war aber kein einziges Bild verwertbar", erinnert er sich. Durch Studium und Beruf sei dieses Hobby dann etwas "eingeschlafen". "Aber ich hatte noch ein paar Trümmer und habe immer davon geträumt, wieder damit anzufangen." Vor drei oder vier Jahren seien seine Kinder dann auf die Überbleibsel seines einstigen Hobbys gestoßen und haben ihn animiert, die Flieger doch mal wieder in die Lüfte zu lassen. Die Begeisterung der Kinder sei zwar schnell wieder verflogen, seine jedoch nicht. Fugmann hat also angefangen, wieder mit Flugobjekten und Kameras zu experimentieren - "weil es mich einfach interessiert, wie bestimmt Dinge von oben aussehen. Vom Modellflieger ist er auf einen Hubschrauber und letztlich vor eineinhalb Jahren auf den Mikrokopter umgestiegen - "ganz einfach, weil der zum Fotografieren besser geeignet ist. Er vibriert weniger."

Eine "handelsübliche Systemkamera" hat er an dem Mikrokopter befestigt, über eine Fernsteuerung löst er aus. An der Kamera befindet sich sogar ein Sender, der das Bild auf einen Bildschirm am Boden bringt. So kann Fugmann sehen, was die Kamera in der Luft gerade im Sucher hat und dementsprechend per Knopfdruck auslösen.

Das nötige technische Wissen habe er sich "im Laufe der Zeit so angeeignet", zeigt er sich bescheiden. Beruflich ist der Knellendorfer vielmehr kaufmännisch als technisch tätig. All die Technik ist für Fugmann eher ein Ausgleich. Hauptsächlich fotografiert er Schlösser oder andere Einzelbauwerke aus der Luft. Zahlreiche Motive finden sich beispielsweise von der Festung Rosenberg auf Fugmanns Homepage www.flugmann.de. "Es eignet sich nicht alles zum Fotografieren aus der Luft. Gerade Nachtaufnahmen sind nicht ganz einfach", geht er auf die Bilder vom weihnachtlichen Kronach ein, und ergänzt: "Ich wollte die Stadt mit ihrer Festung mal bei Nacht und im Winter fotografieren. Dafür braucht es natürlich Licht und da kam der Weihnachtsmarkt ganz gelegen."
Von der Europabrücke aus hat er den Mikrokopter starten lassen, um die besagten Aufnahmen zu machen. Man könne zwar bis zu vier Kilometer von dem Flugobjekt entfernt sein, allerdings könne er es auf diese Entfernung nicht mehr gut sehen. Deshalb ist Fugmann meist im Umkreis von 250 Meter von dem "elektronischen Fotograf" zu finden.

Nicht abgehoben

Auf die Kosten dieses Hobbys angesprochen, verrät Fugmann, dass etwa 2000 Euro durch die Luft schwirren. "Aber es kommt natürlich noch ein bisschen was hinzu, wie die Fernsteuerung beispielsweise." Für Anfänger gebe es aber günstigere Einstiegsmodelle. Doch Fugmann warnt: "Die Ansprüche steigen ziemlich schnell." Das weiß er aus eigener Erfahrung.

Einige Anfragen nach kommerzieller Erstellung von Luftbildern habe er nach den Weihnachtsmarkt-Bildern bereits bekommen. Aber für Fugmann ist das Fotografieren in Kombination mit dem Modellflug ein Hobby. "Wenn ich dafür Geld verlangen würde, bräuchte ich verschiedene Lizenzen und Genehmigungen. Das würde sich vielleicht schon lohnen, aber dann bräuchte ich immer noch die Zeit." Und die fehlt ihm, schließlich macht er nicht nur mehrere Flüge mit dem Mikrokopter in der Woche, sondern auch noch ein bisschen "gewöhnlichen" Modellflug sowie "gewöhnliche" Fotografie - ganz ohne abzuheben.