Der Autozulieferer Motherson plant einen umfassenden Stellenabbau. Betroffen sind die Werke Neuses bei Kronach und Judenbach. Insgesamt sollen rund 400 Jobs wegfallen. Einer der beiden Standorte wird komplett geschlossen.
Der fränkische Automobilzulieferer Dr. Schneider ist im vergangenen Jahr an die indische Samvardhana-Motherson-Gruppe verkauft worden. Das 1927 gegründete Unternehmen mit Sitz im Kronacher Gemeindeteil Neuses produzierte Belüftungssysteme und Innenraumbauteile für zahlreiche Autohersteller. Weltweit arbeiteten zuletzt etwa 4800 Menschen für die Firma. Im Jahr 2022 hatte Dr. Schneider Insolvenz angemeldet. Im Herbst 2023 gaben die Kartellbehörden schließlich grünes Licht für den Verkauf des Traditionsbetriebs an Motherson.
"Alle Standorte und alle Arbeitsplätze bleiben erhalten", zitierte die Agentur dpa den damaligen Insolvenzverwalter Joachim Exner am 4. Oktober. Gut ein halbes Jahr später gibt es neue Schlagzeilen rund um den Automobilzulieferer aus Asien: Mehreren Medienberichten zufolge hat das Unternehmen hierzulande einen größeren Personalabbau beschlossen. Im oberfränkischen Neuses und im thüringischen Judenbach sollen insgesamt rund 400 Stellen gestrichen werden, wie Andreas Heuser, Mothersons Gesamtverantwortlicher für Europa, gegenüber inFranken.de bestätigt.
Autozulieferer Motherson streicht in Neuses rund 200 Stellen - Werk in Judenbach muss schließen
Am Motherson-Standort im Kronacher Gemeindeteil Neuses und in der Niederlassung in Judenbach ist nach übereinstimmenden Meldungen eine Reduzierung von jeweils 200 Arbeitsplätzen vorgesehen. "Der Standort Judenbach steht damit wohl komplett vor dem Aus", erklärt Benjamin Oster von der IG Metall Coburg. Die Beschäftigten beider Werke wurden demnach am vergangenen Montag (29. April 2024) von der Geschäftsführung über die ins Auge gefassten Maßnahmen informiert. "Die größte Bestürzung gab es über die Information der Schließung in Judenbach." Dort sei vonseiten der Belegschaft ein hörbares "Raunen durch den Raum" gegangen, berichtet Oster.
Im Werk in Neuses hatte es laut Schilderung des Arbeitnehmer-Interessenvertreters schon infolge der Dr.-Schneider-Insolvenz eine "hohe Fluktuation" an Mitarbeitern gegeben. Gleichwohl seien dem Betrieb vor Ort seitdem mehr als hundert neue Beschäftigte hinzugestoßen. Nun fallen an dem Standort in Oberfranken mittelfristig um die 200 Jobs weg.
Die vom indischen Autozulieferer geplanten Stellenstreichungen sollen bis September 2026 erfolgen, berichtet Mothersons Europa-Verantwortlicher Andreas Heuser. "Das ist keine Sache, die sich über Nacht ereignet", betont er. "Zum jetzigen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass alle Mitarbeiter in anderen Werken eine Stelle bekommen, sofern sie es möchten."
"Machen das nicht, weil es uns Spaß macht": Motherson-Verantwortlicher bezieht Stellung zu Maßnahmen
Ob jeder Angestellter tatsächlich den Arbeitsplatz wechsele, wisse er "natürlich nicht". Der Stellenabbau soll derweil "so sozial wie möglich" erfolgen - etwa über Standortwechsel oder Wechsel in den Ruhestand. "Stand heute erwarte ich weniger als 180 betriebsbedingte Kündigungen", sagt Heuser. Im Idealfall sei sogar gar keine Kündigung nötig.
"Wir machen das nicht, weil es uns Spaß macht", hält Heuser fest. Grund für die Personaleinsparungen in Franken und Thüringen sei unter anderem eine Neuausrichtung des Betriebs. "Wir müssen die Zukunft sichern. Wir müssen sehen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben", erklärt Heuser mit Blick auf die Stellenstreichungen bei Motherson in Neuses und Judenbach.
am Beispiel Dr. Schneider kann man mal wieder sehen wie man ein weltweit nicht unbedeutendes Unternehmen an die Wand fahren kann 🙁
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