Die beiden regionalen IHK-Spitzen Gabriele Hohenner und Hans Rebhan sprachen beim FT über die Zukunft des Wirtschaftsraums Landkreis Kronach.
Wenn die Wirtschaft in der Region ihre Chancen nutzen will, muss sie die wichtigsten Aufgaben bei den Hörnern packen. Die Industrie- und Handelskammer für Oberfranken will dabei kräftig mit zugreifen. Die beiden Hörner, die es für sie aktuell zu packen gilt: die Aus- und Weiterbildung sowie die Vermarktung des Standorts.
"In zehn Jahren wird es 40 Prozent der Berufe so wie heute nicht mehr geben", eröffnet Hans Rebhan am Mittwoch das Redaktionsgespräch in den Räumen des Fränkischen Tags. Deshalb müsse ein großes Augenmerk auf die Aus- und Fortbildung der Arbeitskräfte im Kreis Kronach gelegt werden, betont der IHK-Vizepräsident und Vorsitzende des IHK-Gremiums Kronach. Wichtige Schritte seien schon geschafft worden. Daran müsse angeknüpft werden, meint IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner.
Für Zukunft rüsten
Gerade wenn es um die Vernetzung von Schule und Wirtschaft gehe, habe sich die IHK in Kronach hervorgetan. Das sei auch ein Verdienst von "Vorreiter Rebhan". Die Berufsschule arbeite kreisübergreifend mit der Lichtenfelser Schule zusammen, und zu den beruflichen Möglichkeiten vor Ort sei eine effektive Informationsplattform geschaffen worden. Besonders wichtig ist den IHK-Vertretern eine Digitalisierung der Schulen, die nicht länger losgelöst von den Anforderungen der Arbeitswelt geschieht. "Wir sprechen mit den Lehrern darüber, welche Erwartungen die Unternehmen haben", geht Rebhan auf einen zunehmend engeren Kontakt ein. Seiner Ansicht nach ist es aber ebenso wichtig, Bildungseinrichtungen wie IZK (Innovations-Zentrum Region Kronach) und CIK (Campus Innovations Kultur) weiter voranzubringen.
Doch nicht alle Arbeitskräfte lassen sich vor Ort rekrutieren. Deshalb nennt Hohenner den zweiten Arbeitsschwerpunkt der Kammer: das Image des Standorts. Viele Regionalinitiativen hätten den oberfränkischen, aber auch den Kronacher Raum bekannter gemacht, erkennt sie gute Ansätze. Aber noch immer verkaufe sich die Region zu oft unter Wert.
Eine Reihe von Stärken
Warum sollten denn Auswärtige ihr Glück in der Region versuchen? Rebhan sieht eine Reihe von Stärken, die dafür sprechen: einen landesweit hervorragenden Nettoverdienst, einen breiten Branchenmix, investitionsstarke Unternehmen und eine hohe Lebensqualität mit vielen Kultur- und Freizeitangeboten. Und gegen die mangelhafte Verkehrsanbindung werde viel getan. "Wer einmal hier ist, schätzt die Region", ist Rebhan überzeugt. Nur der erste Schritt hierher müsse eben getan werden.
Ein großer Anreiz dazu könnte der erhoffte Lucas-Cranach-Campus werden. "Dafür muss man Konzepte vorlegen, die so gut sind, dass man gar nicht daran vorbeikommt", meint Rebhan. Aber er ist zuversichtlich, dass - wenn alle mit zugreifen - auch dieser Stier bei den Hörnern gepackt wird.
Loewe: Flexibilität eröffnet Chancen
Ist die Region gerüstet, um die drohenden Arbeitslosen aus der Loewe-Insolvenz aufzufangen? Hans Rebhan meint, im Großen und Ganzen: ja. "Ich glaube, dass in vier bis sechs Wochen große Teile der Betroffenen eine neue Stelle gefunden haben werden." Die heimische Wirtschaft suche nach gut ausgebildeten Kräften. Allerdings sei die Jobsuche kein Selbstläufer.