Landrat Klaus Löffler und sein Team stellen stolz das neue Mobilitätskonzept vor. Sie laden die Bürger zur kostenlosen Testfahrt ein.
Kurz bevor die Budget-Frage geklärt werden konnte, holt Landrat Klaus Löffler (CSU) noch einmal aus. Feuer und Flamme sei er für das Projekt und was der Landkreis nun in den nächsten Jahren koordinieren und umsetzen wird. Vom Lucas-Cranach-Campus bis zum Mobilitätskonzept - um das es an diesem Nachmittag ging - feuert er eine Reihe Projekte in den Raum, die sich tatsächlich so anhören, als würden neue Zeiten im Landkreis anbrechen. Sie müssen nur der Realität standhalten.
Damit sich die Bevölkerung im Landkreis unproblematisch ein eigenes Bild zu dem Projekt machen kann, das hinter dem Namen "Mobilität im Landkreis Kronach" steckt, hat der Landrat eine Überraschung für die Bürger parat. Ab 1. August fahren alle Bürger im Landkreis fünf Wochen kostenlos. Für die Busse braucht der Reisende gar kein Ticket. Für die Bahn muss man sich ein Tagesticket in der neuen Mobilitätszentrale im rechten Flügel des Bahnhofs, im Rathaus der jeweiligen Gemeinde oder einfach beim Busfahrer abholen. 500 Tagestickets stellt das Landratsamt der Bevölkerung zur freien Verfügung. Und wenn sie weg sind? Dann ordert das Landratsamt nach, verspricht der Landrat. Grundsätzlich stehen der Bevölkerung unbegrenzt Tickets zur Verfügung. Jeder soll sich vom neuen Konzept überzeugen können, sagt der Landrat.
Zusammen mit der Firma Nahverkehrsberatung Südwest aus Heidelberg, dem landratsamtinternen Sachgebiet Projektmanagement und der politischen Unterstützung aller Parteien, wie Landrat Löffler erklärt, wird das neue Mobilitätskonzept einen ersten Testlauf ab dem 1. August starten. Denn dann öffnet auch die neue Mobiliätszentrale im Bahnhof Kronach unter der Leitung von Barbara Meyer. Von dort aus werden Kunden beraten, Schülertickets ausgestellt, Bus und Bahn koordiniert. Ja, sogar ein technologisch ausgeklügeltes System soll dafür sorgen, dass Verspätungen und andere Informationen in der Zentrale zusammenlaufen und alle Linien miteinander verknüpfen.
Das wichtigste für viele vom alten Nahverkehr enttäuschten Kronacher ist sicher die Tatsache, dass sie auch nach der Testfahrt nicht nur günstig durch den Landkreis kommen, sondern sogar darüber hinaus zur ICE-Anbindung nach Coburg und in die andere Richtung nach Selbitz, um von dort aus weiter nach Hof reisen zu können. Das alles gibt es für einen Tagespreis von 11 Euro, von dem sich 2 Euro landkreisweit im Einzelhandel und in der Gastronomie wiederverwerten lassen. In Zukunft können Käufer Gutschein-Tageskarten überall zwischen Ludwigsstadt und Kronach reinvestieren, sobald auch noch die Werbegemeinschafts-freien Gemeinden Wilhelmsthal, Weißenbrunn und Marktrodach an Bord sind. Summasummarum zahlt der Fahrgast nur 9 Euro für einen Tag mit so vielen Fahrten innerhalb des Landkreises und sogar Richtung Coburg und Hof mit einem Schnellbus, wie er will. Egal, ob mit Bus, Bahn oder beides.
Zudem hat das neue Konzept ein Problem beseitigt, dass den Projektmanagern im Landratsamt auf den Nägeln gebrannt hat: Die Organisatoren haben Schul- und Linienverkehr zusammengelegt. Nun gebe es keine Doppelfahrten mehr, sagt der Landrat. Schüler und Normalreisende fahren mit denselben Verkehrsmitteln.
Landrat Löffler ist mächtig stolz auf das Ergebnis: "Das ist ein Modellprojekt für ganz Bayern", sagt er. Projektleiterin Gabriele Riedel ergänzt: "Auf dieses Tagesticket sind wir stolz und hoffen, dass es rege angenommen wird." Noch mehr Feuer findet sich in den Worten der Planungsfirma aus Heidelberg: "Das ist eine Revolution des Nahverkehrs! Dass sie ausgerechnet von Kronach ausgeht, damit hat in Bayern niemand gerechnet", schwärmt der Diplom-Geograph Stephan Kroll über das Projekt.
Das sind die wichtigsten Zahlen
Genug des Pathos', schließlich werden auch die nackten Zahlen verraten. Das neue Mobilitätskonzept wird dem Landkreis voraussichtlich 200 000 Euro mehr kosten, erklärt Löffler. Statt wie bisher 350 000 Euro rechnet der Landrat mit 550 000 Euro, die aus der öffentlichen Hand genommen werden, um die Ausgaben am Jahresende zu decken. Ziel war es außerdem, in den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn den Preis für das Tagesticket auf unter 10 Euro zu drücken. Doch für die Bahn waren 11 Euro die Schmerzgrenze. Dann habe man eben quergedacht, sagt der Landrat, und die Idee mit dem Ticket-Gutschein entwickelt. Die 2 Euro werden den Einzelhändlern schließlich vom Landratsamt zurückerstattet.