"Wir gehören zusammen" - Unter diesem Motto stand der "Tag der offenen Tür", mit dem am Sonntag "15 Jahre Integration" im Katholischen Integrativen Montessori-Kindergarten Dörfles gefeiert wurde. Viele Gäste feierten mit.
Im Dörfleser Kindergarten ist gerade Handarbeit angesagt. Dementsprechend haben Luana, Jan Levi und Jonas auch alle Hände voll zu tun. Luana, die Jüngste im Bunde, dreht an der Kurbel eines Flockers, um damit Haferflocken herzustellen. Jan Levi dreht ebenfalls kräftig an der Kurbel einer Apfelschäl- und Schneidmaschine.
Innerhalb kürzester Zeit liegt ein geschälter und in Scheiben geschnittener Apfel vor ihm. Die Apfelringe packt ihm Kinderpflegerin Lara Schug in eine weiße Papiertüte - zum "Vernaschen" für zu Hause.
Solche und viele weitere gesunde Leckereien können die Kiga-Kinder jeden Tag genießen. "Es gibt bei uns jeden Tag ein gesundes Frühstück", erzählt die Kinderpflegerin.
Dabei handelt es sich um ein übergreifendes Angebot der beiden Kiga-Gruppen, der "Igel"-Montessori-Regelgruppe sowie der "Mäuse"-Integrative-Montessori-Gruppe.
Das Miteinander von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung wird im Dörfleser Kindergarten seit 15 Jahren praktiziert. Die Einrichtung gibt es bereits seit 41 Jahren. Im Herbst 1999 übernahm die Katholische Kirchenstiftung Kronach die Trägerschaft.
Kritische Stimmen und Bedenken am Anfang "Damit war der Grundstein gelegt für die gemeinsame Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder", freut sich das Kindergarten-Team, das mit dem Aktiv-und Förderverein "MaMoKids" am Sonntag zum Tag der offenen Tür "Wir gehören zusammen - Miteinander spielen, voneinander lernen" eingeladen hatte.
Die Dörfleser Einrichtung war - nach dem Kreuzberg-Kiga - der zweite integrative Kindergarten im
Landkreis. Was heute selbstverständlich erscheint, sei in den Anfängen mit großer Skepsis und teilweise auch Ablehnung verbunden gewesen.
"Damals gab es durchaus kritische Stimmen. Es gab Eltern, die nicht wollten, dass ihre Kinder in die integrative Gruppe kommen und uns das auch deutlich gesagt haben. Viele hatten Bedenken, dass ihre Kinder zu kurz kommen könnten", erinnert sich Kiga-Leiterin Erika Brandl.
Spezialisierung Die Integration beziehungsweise Inklusion begann in Dörfles mit der Aufnahme eines autistischen Mädchens. "Die Kinderzahlen waren fallend. Es gab zu viele Kiga-Plätze. Hubert Zapf von der Stadtverwaltung Kronach, Familie und Soziales, regte eine Spezialsierung der Kindergärten an, damit die Eltern bewusst auswählen könnten", blickt sie zurück.
Elisabeth Naß, Leiterin der Frühförderstelle der Lebenshilfe Kronach, habe gemeint, dass der Integrationsgedanke sehr gut in unsere Einrichtung passen würde. Und so sei es dann auch gewesen.
In beiden Kiga-Gruppen wird nach der Montessori-Pädagogik gearbeitet, mit der die Erzieherinnen beziehungsweise Kinderpflegerinnen durch eine spezielle Montessori-Ausbildung vertraut wurden. Montessori beinhalte auch stark einen heilpädagogischen Schwerpunkt. Für die Aufnahme von Kindern mit Beeinträchtigungen habe man keine weitere zusätzliche Ausbildung gebraucht.
Die Montessori-Arbeit war von der Erzieherin Angela Heil in den Dörfleser Kindergarten getragen worden. "Sie machte als erste das Montessori-Diplom und sie hat uns danach alle infiziert", erzählt Erika Brandl. Die Dörfleser Einrichtung ist nach wie vor der einzige Montessori-Kindergarten im Landkreis.
Das Fest begann im Dörfleser Kindergarten mit einem Gottesdienst, der von Thomas Rauh gestaltet wurde. Rauh war so etwas wie "Mann der ersten Stunde", besuchte doch seine Tochter Johanna als erstes beeinträchtigtes Kind den Integrativen Montessori-Kiga. Nach einem Mittagessen wurden verschiedene kreative Aktionen angeboten, um den Gästen die Integration und Inklusion näherzubringen.
Spenden Dieser Gedanke wurde auch vom Förderverein mit Spenden durch die Koinor Horst-Müller-Stiftung und der Kanzlei Wittmann Rechtsanwälte unterstützt. "Seit unserer Vereinsgründung im Mai ist es uns gelungen, schon viele Mitglieder und Unterstützer zu gewinnen", freute sich Fördervereins-Vorsitzende Carmen Eckert-Brückner.
Auch auf dem Vereinskonto seien schon Spenden eingegangen.
Mit der Kindergarten-Leitung habe man überlegt, was momentan am dringendsten benötigt werde - Dinge wie Musikinstrumente, Montessori-Spielmaterial, Sinnesmaterial, Bollerwagen und ein Spielhaus. Die Koinor-Horst-Müller Stiftung aus Michelau nahm die Spendenanfrage zum Anlass und spendete dem Verein 1500 Euro. Ebenso freute man sich über 300 Euro von der Kanzlei Wittmann in Kronach.
Insgesamt konnte Eckert-Brückner - inklusive Spenden auf dem Vereinskonto - einen Scheck von 2000 Euro überreichen. Dafür dankten Erika Brandl und Regionaldekan Thomas Teuchgräber.