Zehn-Prozent-Hürde - Es könnte knapp werden

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Die beiden Kitzinger Helga und Jürgen Wolfarth haben gestern unterschrieben. Fotos: Diana Fuchs
Die beiden Kitzinger Helga und Jürgen Wolfarth haben gestern unterschrieben.  Fotos: Diana Fuchs
 
Mona Lückenhaus will dazu beitragen, dass die Studiengebühren abgeschafft werden. Julien Wagner, Azubi bei der Stadt, erklärt ihr, wo ihr Autogramm hin soll.
Mona Lückenhaus will dazu beitragen, dass die Studiengebühren abgeschafft werden. Julien Wagner, Azubi bei der Stadt, erklärt ihr, wo ihr Autogramm hin soll.
 

Im Kitzinger Rathaus ging es am Montag zu wie im Taubenschlag: Viele Bürger kamen vorbei, um sich für das Volksbegehren gegen Studiengebühren einzutragen. Dennoch könnte es mit der Zehn-Prozent-Hürde knapp werden.

Es klopft schon wieder. "Herein", sagt Julien Wagner freundlich. Eine junge Dame wirbelt in das Zimmer, das hinter dem Kitzinger Einwohnermeldeamt im Rathaus eigens für diejenigen eingerichtet worden ist, die für das Volksbegehren gegen Studiengebühren in Bayern unterschreiben wollen.

Am Schreibtisch sitzt der Auszubildende Julien Wagner. Er begrüßt jeden Neuankömmlings, prüft dessen Ausweis und legt ihm dann die Unterschriftenliste hin. Die junge Dame, die eben hereingekommen ist, heißt Mona Lückenhaus. Die 20-Jährige kommt aus Hohenfeld, studiert derzeit in Augsburg Wirtschaftsrecht und setzt behände ihr Autogramm auf Wagners Liste. "Ich finde, dass Bildung für jeden frei sein sollte", stellt sie fest, während sie ihren Personalausweis wieder ins Portemonnaie steckt. "Auch für diejenigen, die nicht so viel Geld haben."

Manchmal wie im Taubenschlag

Spricht's, lächelt - und ist auch schon wieder verschwunden. Hinter ihr betreten bereits die Nächsten den Raum. Jürgen und Helga Wolfarth aus Kitzingen wussten schon am ersten Tag des Volksbegehrens: "Da machen wir auf jeden Fall mit!" Warum? Helga Wolfarth sagt: "Ich habe am eigenen Leib erlebt, wie es ist, wenn man aus Geldmangel nicht studieren kann." Die 75-Jährige erzählt, dass nur ihr Bruder studieren durfte, während sie selbst, wie viele Mädchen damals, eine Lehre antreten und einen Teil ihres Lehrgeldes abgeben musste: "Ich habe sein Studium noch mitfinanzieren müssen."

500 Euro Studiengebühr pro Semester seien "ein ganz schöner Batzen", finden die Wolfarths, deren 15-jähriger Enkel "vielleicht auch mal studieren will". Jürgen Wolfarth stellt deshalb fest: "Alles, was jungen Leuten das Studium erleichtert, machen wir." Mit Schwung setzen die beiden 75-Jährigen daraufhin ihre Unterschrift auf die Liste.

Kaum sind sie damit fertig, klopft es schon wieder an der Tür. "Manchmal geht es hier zu wie im Taubenschlag - und dann kommt mal eine ganze Weile niemand", berichtet Julien Wagner. Am Montag Vormittag war eher Ersteres der Fall.

Warteschlange vor der Tür

Zum Teil bildete sich sogar eine Warteschlange vor der Tür. Gut 1000 Unterschriften waren laut Amtsleiter Jörg Engelbrecht bis zum Mittag eingegangen - das entspricht einer Quote von rund sieben Prozent der Wahlberechtigten.

Die Initiatoren des Volksbegehrens sind damit freilich noch nicht zufrieden. Um die nötige Zehn-Prozent-Hürde zu knacken, müssen bis zum morgigen Mittwoch noch viele Leute ihr Autogramm geben. Um das Initiatoren-Bündnis zu unterstützen hat die SPD Kitzingen zwei Tage lang auf dem Kitzinger Marktplatz die Passanten angesprochen: "Gemeinsam stehen wir dafür ein, dass das Recht auf Bildung allen ermöglicht werden muss und deshalb sind wir absolut für die Abschaffung der Studiengebühren", erklärt Astrid Glos, Stadträtin und stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende. Sie ging sogar noch einen Schritt weiter: "Auch die Kosten bei den Fachschulen und Meisterausbildungen müssen auf den Prüfstand kommen. Bildung muss bereits in den Kindertagesstätten, Kindergärten und so weiter beginnen und sollte möglichst kostenfrei sein."

Aktuelle Zahlen
Von diesen Gemeinden gab es am Montag aktuelle Eintragungszahlen: Abtswind 8,9 Prozent, Castell 12,4 Prozent, Dettelbach 8,5 Prozent, Iphofen 9,8 Prozent, Kitzingen 7 Prozent, Marktbreit 10,4 Prozent, Markt Einersheim 6,6 Prozent, Marktsteft 4,8 Prozent, Martinsheim 9,3 Prozent, Obernbreit knapp 12 Prozent, Rödelsee 7,6 Prozent, Rüdenhausen 5,9 Prozent, Segnitz 8,5 Prozent, Volkach 11,2 Prozent, Wiesentheid 9,5 Prozent und Willanzheim 7,6 Prozent.

Bündnis Das Bündnis für die Abschaffung der Studiengebühren in Bayern besteht aus 20 Partnern. Neben den Freien Wählern und der SPD sind die Grünen, die ödp und die Linke sowie kirchliche Gruppen, Verbände und Organisationen mit im Boot, etwa die IG Metall, der DGB oder der Bayerische Jugendring.

Erfolg Wann das Voksbegehren "Ja zur Bildung - Nein zu Studiengebühren" Erfolg haben will, müssen mindestens zehn Prozent der bayerischen Wahlberechtigten bis zum Mittwoch, 30. Januar, in ihren Heimatgemeinden (Rathaus) ihre Stimme abgeben. Am Montag Nachmittag lag die Quote bei rund 7,5 Prozent.
Mehr Informationen unter www.volksbegehren-studiengebühren.de.