Wie es zum Gurken-Video kam

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Eigentlich will Franz Hagn zum Thema Gurken nichts mehr sagen. Dann erklärt er aber doch, wieso er filmreif ein Teil seiner Ernte unterpflügte.
Norbert Hohler

Eigentlich will Franz Hagn zum Thema Gurken nichts mehr sagen. Dann erklärt er aber doch, wieso er filmreif ein Teil seiner Ernte unterpflügte.

Eigentlich will Franz Hagn zum Thema Gurken nichts mehr sagen. „Meine Genossenschaft hat mir dazu geraten“, meint der Gemüsebauer aus Segnitz im Landkreis Kitzingen. Das Video mit der Gurkenvernichtung und die darin geäußerten Angriffe gegen Handelsketten hätten ihm genug Ärger eingebracht.

„Komm, lass uns ein Video drehen“

Ein paar Dinge will Hagn dann doch zurecht rücken. Die Vorhaltung, das Video des Online-Portals „Fränkischen Illustrierten“, das tagelang Wellen schlug, sei abgekartet gewesen, weist er zurück. „Ich kenne Werner Krieger schon länger, er hat mal ein Video über meine Tomaten gedreht.“ Seitdem sei der Macher der „Fränkischen Illustrierten“ öfters zum Einkaufen nach Segnitz gekommen. „Beim letzten Mal hat er gefragt, wie es geht, dann habe ich ihm die Sache mit den Minigurken erzählt.

“ Krieger habe gemeint: „Komm, lass uns ein Video drehen, damit du wenigstens die Ware aus dem Kühlhaus losbekommst.“

„Ich habe die Wirkung unterschätzt“

Hagn sagt, er habe das Video vor der Veröffentlichung nicht gesehen. Ihm sei es um den Verkauf seiner Gurken gegangen, nicht um harsche Angriffe gegen die Handelsketten. „Ich bin emotional, habe die Wirkung unterschätzt.“ Er wolle künftig vorsichtiger sein, schon deshalb werde es kein weiteres Video geben. Die Fränkische Illustrierte hat indes am Donnerstag auf ihrer Facebook-Seite für kommende Woche eine „gemeinsame Stellungnahme“ mit Franz Hagn „per Video“ angekündigt.

Kühlhäuser voller Gurken

Der Gemüsebauer sagt: „Ich will Ruhe und habe genug damit zu tun, das große Gewächshaus mit den verdorrten Gurkenpflanzen leer zu machen und neue Anpflanzungen vorzunehmen.“ Ein wenig verärgert zeigt er sich über die Aussage von Kai Fuchs, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Gartenbauzentrale Main-Donau, man habe Hagns Gurken vermarkten können, die Vernichtung sei nicht nötig gewesen. „Bei der Genossenschaft waren die Kühllager voll, bei mir zu Hause auch.

Und ich habe ja nur die Gurken untergepflügt, die schon fünf Tage im Kühlhaus waren und nicht mehr für den Verkauf geeignet gewesen wären“, so Hagns Rechtfertigung.

  • Wie kann ich noch möglichst nachhaltig und umweltschonend einkaufen?

Auf Nachfrage wiederholte Fuchs am Freitag seine Aussage: „Ich bleibe dabei: Wäre Hagn auf uns zugekommen, hätten wir eine Lösung gefunden.“ Fuchs nennt als Beispiel die Lebensmittelkette Tegut, die in dieser Woche 3,5 Tonnen Gurken zusätzlich ins Angebot nahm – wie sie schrieb, um „auch die Kleinsten in der Landwirtschaft“ zu unterstützen. „So einen Sonderverkauf hätten wir auch ohne das Video machen können“, sagt Fuchs. „Solche Aktionen gibt es immer wieder. Dafür hätte Hagn aber auf uns zukommen müssen.“

„Der ganze normale Handelsweg“

Dass Tegut die sechs Paletten Gurken über die Genossenschaft bezogen und nicht direkt bei Hagn abgeholt habe, sei „der ganz normale Handelsweg“, sagt der Vize-Geschäftsführer der Gartenbauzentrale. Die 3,5 Tonnen seien in Albertshofen abgeholt und unter dem Label „Albert & Gundel“ verkauft worden. Ob und wie viele Hagn-Gurken tatsächlich darunter waren, sei nicht nachzuvollziehen – die Genossenschaft werde ja von mehreren Landwirten beliefert.

Vermarktung über die Erzeugergenossenschaft

Auch Rewe äußerte sich am Freitag auf Nachfrage noch einmal zu den Video-Äußerungen Hagns: „Wir können die Aktion des Erzeugers weder nachvollziehen noch gutheißen.“ Hagn beliefere Rewe gar nicht direkt, sondern als Mitglied der Vermarktungsgenossenschaft, von der die Rewe Region Süd verschiedene Gemüseartikel beziehe.

Die Aussage des Landwirts, dass 2017 eine Abnahme von Minigurken durch Rewe geplant sei, „ist schlichtweg falsch,“ sagt Raimund Esser, Leiter der Unternehmenskommunikation von Rewe. Zwischen der Erzeugergemeinschaft, in der Hagn Mitglied ist, und der Rewe Zentrale „gab und gibt es sowohl in der Vergangenheit als auch in diesem Jahr keinerlei vertragliche Abmachungen über die Abnahme von Minigurken.“

Grundsätzlich vermarktet Rewe nach Essers Worten sowohl unverpackte Minigurken von lokalen und regionalen Erzeugern als auch Minigurken in der Pappschachtel mit einer Folie drum. „Im Übrigen hat uns die Erzeugergenossenschaft versichert, dass die gesamte Minigurken-Ernte des Landwirts über sie hätte vermarktet werden können“, so Esser.

„Emotionen sind logisch“

Indessen versucht Kai Fuchs, der eigentlich im Urlaub ist, im Interesse der Genossenschaft die Wogen zu glätten. „Ich verstehe Franz Hagn. Leute wie er arbeiten Tag und Nacht, wenn es dann um ihre Produkte geht, sind Emotionen logisch.

“ Die Gartenbauzentrale müsse bei der Belieferung der Handelsketten das große Ganze im Blick behalten: Am Standort Albertshofen sind 26 Betriebe unter Vertrag, am Hauptsitz in Gundelfingen 18. Dazu kommen in Sommerhausen noch 80 kleinere Obstlieferanten.