In 16 Monaten endet Siegfried Müllers Amtszeit. Um den Kitzinger Rathausschlüssel und die OB-Kette, die König Ludwig III. und das Kitzinger Wappen ziert, wird es zahlreiche Bewerber geben.
Hofrat Walter Vierrether als Oberbürgermeister (OB)? Die Gerüchteblume treibt in Kitzingen die buntesten Blüten.
Einzig Klaus D. Christof,
1. Bürgermeister und Kopf der Kommunalen Initiative Kitzingen (KIK), ist bisher offiziell als OB-Kandidat für die Kommunalwahl Mitte März 2014 nominiert. In den anderen sechs Fraktionen und Gruppen rumort es wegen der Chef-Frage teils heftig. Doch niemand will sich gern in die Karten schauen lassen. Auch die Unabhängige soziale Wählergruppe (UsW), der Amtsinhaber Siegfried Müller angehört, weiß noch nichts Konkretes zu berichten.
Selten waren sich CSU und SPD so einig wie im Fall der jüngsten Presseanfrage. Diese komme zu früh. "Ich werde zum jetzigen Zeitpunkt zu diesem Thema keine Stellung abgeben", ist der einzige Satz, der Dr. Brigitte Endres-Paul für die SPD-Fraktion zu entlocken ist.
Inoffiziell ist von verschiedenen Namen die Rede, wenn es um eine OB-Nominierung der Kitzinger Sozialdemokraten geht.
Auskunftsfreudiger präsentiert sich die Kitzinger CSU, die auf jeden Fall einen Kandidaten oder eine Kandidatin zur Wahl stellen wird - wen, ist aber noch nicht klar. "Geplant ist, die Persönlichkeit so früh wie möglich öffentlich vorzustellen", betont Andreas Moser, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat; dies sei mit dem Ortsverband, der Frauen- und Seniorenunion so abgestimmt.
"Weil wir Transparenz leben, laden wir die Presse ein", kündigt Moser an. Etwa Anfang des neuen Jahres soll die Versammlung stattfinden. Die Vorgehensweise werde "seit geraumer Zeit, diskret und in enger Absprache mit den Verantwortlichen" abgestimmt - das sind aus der Fraktion Andreas Moser, aus dem Ortsverband Stefan Güntner sowie aus der Frauen- und Seniorenunion Barbara Becker sowie Ruth Bauer.
In jedem Fall solle der- oder diejenige auf Platz 1 der Liste der Stadtratskandidaten stehen. "Es liegen Bewerbungen von potenziellen Kandidaten vor."
Wer dies ist und ob es einen Favoriten bei den Christsozialen gibt? "Wir wissen wirklich noch nicht, wer OB-Kandidat wird." Moser macht deutlich: "Bei uns steht die Kompetenz an erster Stelle. In erster Linie ist es uns wichtig, dass der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin ein Motivator für
seine/ihre Mannschaft, aber auch Motor für die Stadt und ihre Bürger ist." Dass ein "Schwarzer" diese Rolle gut ausfüllen könne, habe die CSU in der Vergangenheit bewiesen und "wichtige Anstöße zur Stadtentwicklung" gegeben; dies tue sie auch aktuell.
Noch kein Ja von Müller
Moser findet: Wer an der Spitze der Stadt steht, müsse komplexe Zusammenhänge vermitteln können und mit Weitblick agieren.
"Genauso soll er/sie aber auch im Tagesgeschäft die Sitzungen gut vorbereiten und vor allem strukturiert leiten. Diese Punkte vermissen wir ehrlich gesagt in letzter Zeit."
Naturgemäß ganz anders sieht Manfred Marstaller die Dinge. Der Vorsitzende der UsW berichtet von Vorgesprächen des Vorstandes mit dem amtierenden OB Müller. Letzterer habe aber noch nicht definitiv ja zu einer erneuten Amtszeit gesagt: "Das ist seine Entscheidung und die der UsW-Mitglieder." Schon bald soll eine Mitgliederversammlung der UsW stattfinden, in der es um die Kandidatenfindung geht. "Ob diese Sitzung allerdings öffentlich sein wird, das müssen wir noch klären." Fraktionschef Karl-Heinz Schmidt will sich zur Thematik nicht äußern. Oberbürgermeister Siegfried Müller hat Urlaub und ist daher auch nicht zu erreichen.
Dafür spricht Christof - über Christof.
Mit ihm werde "ein kompetenter und geradliniger OB-Kandidat" ins Rennen geschickt, "der eine echte Alternative für einen lange überfälligen Politikwechsel bietet". Er habe bewiesen, dass er sich mit vollem Engagement für seine Stadt einsetzt und in der Lage sei, eine Stadtverwaltung souverän zu führen. Viele der heute diskutierten kommunalpolitischen Themen - von der Einbindung der Bürger in Ratsentscheidungen bis hin zur "notwendigen Reform der Stadtverwaltung" - seien erst durch seine Initiative in den Stadtrat getragen worden. "Christof sagt seine Meinungen offen, bleibt aufrecht, kämpft für seine Überzeugungen", beurteilt der KIK-Chef den KIK-Chef.
Zünglein an der Wahlwaage?
Wie sich die drei Freien Wähler-FBW-Mitglieder und die beiden Zweier-Gruppierungen im Stadtrat, ProKt und ödp, verhalten, könnte angesichts der drohenden OB-Kandidatenfülle wahlentscheidend sein.
Doch alle drei halten sich noch bedeckt.
"Wir sind in der Beratungsphase und werden sicher bis zum Frühjahr 2013 eine Entscheidung bezüglich eines eigenen Kandidaten treffen", erklärt Jutta Wallrapp für die FW-FBW. Franz Böhm und Hans Schardt von ProKT stellen fest: " ProKT kann und wird nicht vor Sommer 2013 darüber entscheiden, ob wir einen eigenen OB-Kandidaten stellen oder ob wir denjenigen einer anderen Fraktion/ Gruppe unterstützen."
Dass die ödp eine Wahlalternative bieten wird, scheint dagegen sicher. Andrea Schmidt betont: "Aus Sicht der ödp steht noch nicht fest, wann wir einen Kandidaten oder Kandidatin aufstellen." Es gebe viele brisante Sachthemen. "Diese haben für uns derzeit noch Vorrang." Eine Fokussierung auf die OB-Kandidaten 16 Monate vor der Wahl hält die ödp für verfrüht.
Umworbener Einzelkämpfer
Auch der Einzelkämpfer im Rat, der parteilose 2.
Bürgermeister Werner May, will sich nicht in eine Richtung festlegen lassen. Der frühere UsW-ler May, der von mehreren Fraktionen umworben wird, hat nun noch ein gutes Jahr Zeit, sich die Entwicklung um ihn herum anzusehen und über seine kommunalpolitische Zukunft klar zu werden - zwischen sieben Stadtratsfraktionen und mindestens fünf OB-Kandidaten.
Klar ist dagegen jetzt schon Walter Vierrethers Wort. "Bist' verrückt? Ich als OB-Kandidat? Da hab ich lieber 30 Weinprinzessinnen, die folgen, als 30 Stadträte, die da nicht so gut drin sind."