Von Lebensmitteln kann keiner mehr leben

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Da staunten nicht nur Elisabeth und Karl-Heinz Neumann aus Rödelsee, als ihnen Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar (Mitte) erklärte, was bei Lebensmitteln beim Bauern ankommt ...
Sebelka

„Wir machen Lebensmittel, können aber selbst nicht davon leben.“ Diese Botschaft gegen die Schleuderpreise hat der Bauernverband bundesweit unter die Verbraucher gebracht.

„Wir machen Lebensmittel, können aber selbst nicht davon leben.“ Diese Botschaft gegen die Schleuderpreise im Lebensmittel-Einzelhandeln hat der Bauernverband (BBV) in einer bundesweiten Aktion am Mittwoch unter die Verbraucher gebracht – auch auf dem Marktplatz in Kitzingen.

Dort hatten BBV-Kreisobmann Alois Kraus, Geschäftsführer Rudolf Bender sowie Kreisbäuerin Anette von Berg-Erbar und Stellvertreterin Ute Mulzer ihren Infostand aufgebaut. Mit dabei zwei Körbe mit frischen Brötchen.

Am Beispiel Brötchen lässt sich zeigen, was beim Bauern hängenbleibt. Die tragen mit dem Getreide immerhin das Wichtigste zur Produktion bei. Die für die Bauern deprimierende Rechnung machte Rudolf Bender auf: „Gehen Sie mal von 0,4 bis 0,6 Cent pro Brötchen aus.“ Weil es solche Münzen nun mal nicht gibt, haben die Bauernvertreter die Brötchen verschenkt. Dabei sind sie nicht nur bei Elisabeth und Karl-Heinz Neumann aus Rödelsee auf offene Ohren gestoßen.

Genau das ist das Ziel der Aktion. „Wir wollen informieren, nicht protestieren“, sagte der BBV-Kreisobmann, „und das Bewusstsein schärfen“. Kraus weiß, wovon er spricht. Der Milchbauer bekommt derzeit für seine Milch 26,6 Cent pro Liter, um die 40 wären nötig, um einen Betrieb vernünftig bewirtschaften zu können. „Davon kann kein Milchbauer leben“, sagt Kraus.

Weil das nicht nur für Getreide und Milch gilt, sondern die Schweine- und Rindermäster ebenso betroffen sind wie andere Lebensmittelerzeugen, geht es an die Substanz. „Die Existenz tausender Höfe steht im Moment auf dem Spiel“, sagt der Bauernverband für ganz Deutschland. Der Landkreis Kitzingen ist ein Teil davon, mit den gleichen Problemen, mit denen die Kollegen zu kämpfen haben. Die wirtschaftliche Situation ist seit Jahren angespannt. „Seltenen Zwischenhochs folgen immer wieder tiefe Täler“, sagte vom Berg-Erbar. „Die Stimmung ist ganz unten. Viele wollen oder können nicht mehr.“

Die Schuldigen stehen für die Beteiligten fest. Es sind nicht die Verbraucher. Im Gegenteil: „Die brauchen wir als Verbündete“, sagte Kraus. Das Problem ist der Einzelhandel und die zunehmende Konzentration in diesem Bereich. Der Preisdruck steige weiter, auch weil sich vier Unternehmen 85 Prozent des Marktes aufteilen, so der BBV. Die Folge: Von dem Geld, das Verbraucher für Lebensmittel ausgeben, erhalten Landwirte immer weniger. Nach BBV-Berechnungen bekommen Landwirte heute nur noch 22 Prozent von dem, was Verbraucher an der Kasse für Lebensmittel ausgeben. „Das Geld streichen andere ein“, so der BBV und schickte seine Leute auf die Straße. Das Ziel steht ganz unten auf dem Flyer zur Aktion: Bessere Preise für Bauern.