Fünf Bürgerinitiativen setzen sich in Volkach und Gaibach für eine bessere Verkehrsführung ein. Bürgermeister Peter Kornell möchte noch in diesem Jahr eine Entscheidung herbeiführen.
Das Thema "Umgehungsstraße Volkach - Gaibach" brennt den Mainschleifenbewohnern auf den Nägeln. Mehr als 250 Befürworter und Gegner der einen oder der anderen Lösung kamen am Montagabend in die Mainschleifenhalle in Volkach, um das ständig wachsende Verkehrsproblem zu diskutieren. Fünf Bürgerinitiativen haben sich mittlerweile gegründet, um ihre Interessen in den jeweiligen Stadt- und Ortsbereichen zu vertreten. Ihre Sprecher trugen ihre Anliegen und Argumente in der Bürgerversammlung öffentlich vor.
Noch in diesem Jahr will Bürgermeister Peter Kornell (FWG) eine Entscheidung herbeiführen, ob sich die Stadt im Rahmen einer Sonderbaulast an dem 16,5 Millionen teuren Projekt im Zuge der Staatsstraße 2271 finanziell beteiligt. Dabei soll die Stadt rund 1,5 Millionen Euro der Kosten finanzieren.
Eine zweite Variante, die Volkach nur 900.000 Euro kosten würde, wäre lediglich eine Gaibacher Umgehung. Bei dieser Variante sind für Volkach Nord diverse Lärmschutz- und Sicherheitsmaßnahmen vorgesehen. "Die Lösung dieses Verkehrsproblems beschäftigt uns schon seit gut acht Jahren", erinnerte das Stadtoberhaupt.
Vorzugsvariante durch Bürgerversammlung Der Leiter des Staatlichen Bauamts Schweinfurt Holger Bothe und sein Kollege Michael Fuchs von der Würzburger Dienststelle stellten die Planungen vor. Bothe erinnerte an eine Bürgerversammlung im Jahre 2009 in Gaibach, bei der er alle möglichen Trassenvarianten zeigte. Als "Vorzugsvariante" habe sich dabei die Umgehung Volkachs im Osten und die von Gaibach im Westen herauskristallisiert.
Weil die Umfahrungen von Volkach und Gaibach im Ausbauplan für Staatsstraßen in Bayern nur in Dringlichkeitsstufe 2 eingestuft wurden, besteht laut Bothe die Möglichkeit der Sonderbaulast durch die Stadt Volkach. "Um zeitnah das Projekt zu realisieren, müsste die Stadt einen Eigenanteil übernehmen."
Die Westumfahrung Gaibachs habe den Vorteil, dass der Landkreis Kitzingen mit ins Boot geholt würde und die Landwirtschaft den geringsten Flächenverbrauch habe. Wenn sich die Stadt für die kommunale Sonderbaulast entscheidet, dann übernehme der Freistaat den Großteil der Planungs- und Baukosten. Sollten für Volkachs Ostbebauung die Anspruchsvoraussetzungen vorliegen, dann plant und baut der Freistaat auch den Lärmschutz für diesen Bereich, so Bothe. "Der Stadt entstehen in diesem Fall keine Kosten."
Umbaumaßnahmen für Kreuzungen Für die Kreuzungen am Aldi, an der Dimbacher Straße und der Eichfelder Straße würde der Staat die notwendigen Umbaumaßnahmen übernehmen, "wenn sich an den Knotenpunkten durch den Bau einer Ortsumgehung verkehrliche Defizite einstellen oder es die Unfallsituation erfordert."
Zwei Planungsvarianten haben Bothe und seine Mitarbeiter ausgearbeitet. Plan A sieht die Gesamtumgehung von Volkach und Gaibach vor. Plan B umgeht nur Gaibach. Die Lidl-Kreuzung und die Fahrer Kreuzung (Gaibacher Straße in Volkach) würden bei Plan B umgestaltet. Ein Lärm mindernder Fahrbahnbelag würde installiert und Gehwege würden verkehrssicherer gemacht.
Moderator Jürgen Gläser vom BR übergab den Sprechern der fünf Bürgerinitiativen das Wort. Zuvor ließ er die Reihenfolge der Wortmeldungen durch eine "Glücksfee" ziehen. Weil auch Kolitzheim eine Umgehung möchte, erklärte dessen Bürgermeister Horst Herbert, dass sein Gemeinderat bereits vor einem Jahr eine Entscheidung getroffen habe. "Wir würden zusammen mit Gaibach und Volkach im Rahmen einer Sonderbaulast die Umgehung bauen." Die Kolitzheimer Landwirte hätten sich für eine Ostvariante ausgesprochen. "Wir haben das Signal gegeben, dass wir bei einer gemeinsamen Lösung mit im Boot sitzen", so Herbert. Der Eigenanteil Kolitzheims läge bei 1,5 Millionen Euro bei einer Bausumme von 7,5 Millionen Euro.
Lärmschutz zugesagt Den Menschen in Volkachs Osten sagte MdL Dr. Otto Hünnerkopf einen hundertprozentigen Lärmschutz zu, wenn der gesamte Verkehr auf die Ostumgehung gebracht werden kann. "Dann wären die Schwellenwerte für Lärmschutz mit Sicherheit erfüllt." Hünnerkopf schlug eine komplette Ostvariante Volkach und Gaibach vor, die der Stadt aber noch einmal 400.000 Euro teurer käme. Erhebliche Geländeeinschnitte und Brücken wären dabei zu bauen.
Stellvertretender Landrat Paul Streng teilte das Ergebnis einer Umfrage bei den Kreistagfraktionen mit: "Die Mehrheit würde bei einer Gaibacher Westumgehung mitmachen." Bei einer Ostumgehung hätte der Landkreis keine Kosten.
Warum man den Verkehr auf der St 2271 nicht einfach für den Lkw-Verkehr sperrt, wollten mehrere Bürger wissen. "Da bräuchten wir ein hohes negatives Unfallgeschehen", nannte Bothe eine von mehreren gesetzlichen Hürden. Kornell las ein ablehnendes Schreiben aus dem Innenministerium vor. Ex-Regierungspräsident Dr. Franz Vogt war genervt: "Wir sprechen hier von einer Mautflüchtlingsstraße, die eine Kommune für den Staat bauen soll. Wir kriegen da einen Verkehr, da ist der jetzige ein laues Lüftchen."