Verwaiste Gleise auf dem Weg ins Nichts?

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Ob das noch mal was wird? Die Eisenbahnstrecke Etwashausen-Gochsheim ist und war schon häufiger – hier ein Bild von 2010 – einem desolaten Zustand ...
Archiv-Foto: Harald Meyer

Bei wem liegt die Schuld, dass es mit der Steigerwaldbahn zwischen Etwashausen und Gochsheim wohl bald dem Ende entgegengeht? Den schwarzen Peter schieben sich alle zu.

Bei wem liegt die Schuld, dass es mit der Steigerwaldbahn zwischen Etwashausen und Gochsheim unaufhörlich abwärts- und wohl bald dem Ende entgegengeht? Den schwarzen Peter schieben sich alle Beteiligten seit Jahren zu. Nun meldet sich in Reaktion auf den Artikel „Ein Stück weiter Richtung Endstation“ vom 29. März die Bayerische Regionaleisenbahn (BRE) zu Wort und weist Vorwürfe zurück, sie habe die Strecke verfallen lassen.

Die BRE hatte die Strecke seit Mai 2005 gepachtet und gab sie Anfang des Jahres in desolatem Zustand zurück. Daraufhin gab das bayerische Innenministerium wie berichtet dem Antrag auf Stilllegung statt.

„Nach Beendigung des Güterverkehrs für die US-Streitkräfte auf der Strecke Kitzingen-Etwashausen und Gochsheim (Schweinfurt) war mit der Region, dem Steigerwaldbahnverein und der Wirtschaft keine zukunftsfähige Entwicklung der Strecke erreichbar“, schreibt BRE-Geschäftsführer Gerhard Curth, und macht damit mangelndes Interesse aus der Region längs der Strecke für deren Niedergang verantwortlich.

Gesprächsrunden ergebnislos

Damit wären schon seit Längerem die Voraussetzung für eine Stilllegung erfüllt. Nach Paragraf 11 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) kann eine Strecke einem Nachbetreiber zum Weiterbetrieb angeboten oder bei Scheitern stillgelegt werden, wenn dem derzeitigen Betreiber der Betrieb nicht mehr zuzumuten ist. Auch Markus Blum, der Geschäftsführer von Blumquadrat, habe als Interessent für die Strecke alle Bemühungen der BRE, sie zu erhalten, ignoriert.

„In drei persönlichen Gesprächsrunden der vergangenen vier Jahre war es die BRE, die Herrn Blum für die Schienenanbindung erwärmen wollte“, führt Gerhard Curth aus. Bei der Abstimmung mit der Stadt Kitzingen, dem bayerischen Wirtschaftsministerium und der BRE, den Abschnitt Etwashausen bis zum ehemaligen Flugplatz für andere gemeinwirtschaftliche Projekte stillzulegen, habe die BRE freiwillig die Stilllegungsgrenze an das Einfahrtstor von Blumquadrat gelegt, damit doch noch eine Möglichkeit der Bahnanbindung bleibt.

Auch an den Förderverein „Steigerwaldexpress“ mit dem Vorsitzenden Dietmar Parakenings richtet Curth Vorwürfe. Die Zufahrt zur jetzt stillgelegten Strecke sei schon vor Jahren durch die Deutsche Bahn gesperrt worden, „weil ein örtlicher Bahnverein widerrechtlich einen Gleisanschluss in Wiesentheid befahren hat.“

Zum Vorhalt, die BRE habe die Strecke verrotten lassen: „Die Strecke wird im Wesentlichen in dem Zustand an die DB zurückgegeben, wie sie seinerzeit von der DB übernommen wurde.“ Die von dieser Zeitung als kosmetisch beschriebenen Freischnitte würden ausschließlich der Sichtungsmöglichkeit der Anlagen dienen. „Dass Batterien nach vielen Jahren nicht mehr brauchbar sind und gegebenenfalls auszuwechseln sind, weiß auch die BRE“, sagt deren Geschäftsführer.

Investitionen bei Bahnbetrieb

Und: Die BRE habe alle rechtlichen Schritte zur Stilllegung eingehalten und im Dialog mit Wirtschaft und Politik die Rettung der Strecke versucht.

„Da der Verein Steigerwaldbahn zu den massiven Kritikern der BRE, aber auch zu den vermeintlichen Beratern von Blumquadrat gehört, gehen wir eher davon aus, dass man einfach nur die BRE als Betreiber loswerden wollte und sich nunmehr verfranzt hat.“

Curth weist auch darauf hin, dass die BRE nur für den Infrastrukturbetrieb verantwortlich war und nicht Verkehrsunternehmer war. Es hätte also jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen auf der Strecke einen Zugverkehr anmelden können. Dann hätte die BRE auch in die Strecke investieren müssen, denn der Streckenunterhalt finanziere sich aus den Verkehrseinnahmen.

Curth deutet abschließend auch an, dass der Rückzug der Bayerischen Regionaleisenbahn nicht von Dauer sein muss. „Bei ernst zu nehmenden Impulsen aus der Region wäre auch die BRE zu einem erneuten Engagement bereit.“

Noch einmal zum Hintergrund: Eine stillgelegte Trasse bleibt bis zur möglichen Entwidmung weiterhin eine Bahnstrecke. Demnach sind eisenbahnrechtlich noch alle Möglichkeiten offen, wieder Verkehr auf die Schienen zu bringen.