Ein Iphöfer Unternehmen will die einstige Harvey-Kaserne kaufen, von Bomben räumen und zum Gewerbepark machen.
Die Herren hatten einander viel zu sagen. Die Tür zum Besprechungszimmer des Kitzinger Oberbürgermeisters blieb gestern lange verschlossen. Als sie sich dann doch öffnete, kamen die Herren mit zufriedenen Gesichtern heraus. "Ich kann mir vorstellen, dass die Stadt zusammen mit dem neuen Eigentümer der Harvey Barracks in eine gute Zukunft geht", beschrieb Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) die Stimmung.
Der neue Eigentümer der Harvey Barracks - das wird aller Voraussicht nach Markus Blum sein, beziehungsweise dessen Blumquadrat GmbH Iphofen. Letztere erhielt von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) den Zuschlag für den Kauf des mit rund 200 Hektar größten Kitzinger Konversionsareals. Blum will nun eine Rahmenvereinbarung mit der Stadt treffen und sein Altlasten-Sanierungskonzept mit dem Landratsamt abstimmen.
Ist beides geglückt, wird der 39-jährige Unternehmer noch in diesem Jahr den Kaufvertrag unterzeichnen.
Ein Zehntel fürs Gusswerk Blum ist keiner, der unbedacht vorprescht. "Es muss klar sein: Wir sind noch nicht am Ziel, wir waren noch nicht beim Notar", bremste er gestern jeden Anflug von Euphorie ab. Am 29. November soll der Vorvertrag Thema im Stadtrat sein. "Ich bin gespannt, was die Stadträte sagen."
Markus Blum hat eine enge Verbindung zu Kitzingen: "Meine Eltern stammen beide aus der Kitzinger Siedlung", berichtete er gestern der "Kitzinger". Blum ist nicht nur Geschäftsführer der Blumquadrat GmbH für schlüsselfertiges Bauen und Projektentwicklung, sondern leitet seit fast zehn Jahren auch das Iphöfer Planungs- und Architekturbüro Blum-Diez.
"Wir machen viel Gewerbe- und Industriebau, etwa für Leoni oder das Musikhaus Thomann." Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat Markus Blum für die Firma Knauf die gesamte Entwicklung des Flugplatzes Giebelstadt übernommen. "Wir haben einschlägige Erfahrungen, die wir in Kitzingen gut brauchen können."
Suche nach Bomben Der bebaute Bereich der Harvey-Kaserne soll ein Gewerbegebiet werden. "Wir sind da zunächst Projektentwickler. Später treten wir als Immobilienmakler auf und veräußern die erschlossenen und kampfmittelfreien Grundstücke."
Schon jetzt ist klar, dass zehn Prozent der Fläche an die Firma Frankenguss gehen werden.
"Da sind wir uns einig."
Dem Weiterbetrieb des Flugplatzes steht Blum positiv gegenüber: "Dadurch, dass wir den Flugplatz Giebelstadt gemacht haben, haben wir auch die richtigen Kontakte." Eventuell könnten auf den FFH-Flächen neben der Landebahn Photovoltaik-Anlagen entstehen. Als eine erste Maßnahme soll die Durchgangsstraße von Nord nach Süd ertüchtigt werden, um das Areal zu erschließen. Markus Blum strebt an, innerhalb von zehn Jahren die Entwicklung im gesamten Gebiet abzuschließen.
Von einst elf Interessenten waren drei bei der BImA in die Endrunde gekommen - darunter Blumquadrat und die S & Z-Gruppe aus Bad Neustadt/Saale. Der Kitzinger Stadtrat hatte sich für S & Z ausgesprochen. Doch die BImA suchte Blum aus.
Warum? Die BImA-Verantwortliche Larissa Komnick antwortete gestern auf diese Frage so: "Zum Schluss haben wir noch mal alle Bieter gebeten, zur Kaufpreiszahlung Stellung zu nehmen. Auf dieser Basis haben wir dann entschieden."
Falls Oberbürgermeister Siegfried Müller den Alleingang der BImA ärgerlich findet, dann zeigt er es nicht. "Ich freue mich, dass das Bieterverfahren jetzt endgültig zum Abschluss kommt", stellte er gestern fest. Mit dem Iphöfer Markus Blum habe jemand aus der Region den Zuschlag bekommen, "der ganz konkrete Vorstellungen hat". Blums Ideen von der Entwicklung des Areals "liegen nahe an dem, was der Stadtrat favorisiert hat - ein öffentliches Industrie- und Gewerbegebiet."
Bei dem Gespräch gestern habe sich gezeigt, "dass Blum sich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt hat". Zudem verfüge er über Erfahrung in Sachen Altlasten- und Kampfmittelbeseitigung sowie Gewerbeentwicklung.
Auch beim Sonderlandeplatz berücksichtige Blum die Interessen der Stadt. Gemeinsam strebe man an, den künftigen Flugbetrieb genehmigt zu bekommen.
"Der Luftsportclub LSC ist über jeden Schritt glücklich, der näher dorthin führt", erklärt Herbert Sattler, Vorsitzender des LSC. Seine Aufgabe und Verantwortung gegenüber Stadt und LSC werde erst dann beendet sein, "wenn die Freigabe vom Luftamt erreicht ist".
Noch ist die Zukunft der Harvey Barracks nicht in trockenen Tüchern. Bauamtsleiter Oliver Graumann ist aber überzeugt davon, "dass aus der Zusammenarbeit von Investor und Stadt eine gute Sache werden kann."
VON BOMBEN UND PANZERN
Militärstandort Als die letzten Amerikaner 2006 abzogen, wurden 400 Hektar Liegenschaften in Kitzingen frei.
Deren Vermarktung übernahm die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Harvey Die Harvey-Barracks waren von 1917 bis 1920 Militärfliegerstation des Deutschen Reiches, dann Standort einer Pigment- und einer Holzimprägnierungsfabrik. Ab 1933 nutzte die Deutsche Luftwaffe das Gelände. Nach der Bombardierung 1945 übernahm die US-Army die Liegenschaft als Militärflugplatz. Später waren auch Panzer- und Transporteinheiten stationiert. Seit vielen Jahren nutzt - ganz unmilitärisch - der Luftsportclub Kitzingen den Flugplatz.
ldkEin Kommentar von Diana Fuchs zum Thema Kitzinger Zukunft
Erst die Arbeit, dann die Euphorie