Tierisch gute Förderung für blinde Kinder

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Psychologe Matthias Zeschitz arbeitet mit der 14-jährigen Laura an ihrer visuellen Zuordnungsfähigkeit - mit Erfolg. Inzwischen erkennt sie sofort, wo der kleine Elefant hingehört. Foto: Julia Riegler
Psychologe Matthias Zeschitz arbeitet mit der 14-jährigen Laura an ihrer visuellen Zuordnungsfähigkeit - mit Erfolg. Inzwischen erkennt sie sofort, wo der kleine Elefant hingehört.  Foto: Julia Riegler
113 Mitarbeiter des Blindeninstituts feierten runde Dienstjubiläen. Foto: Thomas Kandert
113 Mitarbeiter des Blindeninstituts feierten runde Dienstjubiläen.   Foto: Thomas Kandert
 
 

Matthias Zeschitz ist ein engagierter Arbeiter auf dem Gebiet der Psychologie. Gespielt wird trotzdem gerne - solange er Kindern und Eltern damit helfen kann, mit ihren Handicaps umzugehen.

Als das kleine Plastikzebra über den Tisch hoppelt, strahlt Laura übers ganze Gesicht. "Da hin", sagt sie bestimmt und deutet auf das große Zebra. Jetzt strahlt Matthias Zeschitz - zwar nicht übers ganze Gesicht, aber er ist zufrieden. Zufrieden mit den Fortschritten, die seine 14-jährige Patientin gemacht hat. Laura ist mehrfachbehindert, kann kaum etwas sehen. Sie geht in die Graf-zu-Bentheim-Schule des Blindeninstituts in Würzburg, lernt dort zusammen mit anderen seh- und mehrfachbehinderten Kindern in einer Klasse. Da hat der Psychologe, der gerade sein 35-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert hat, genug Zeit, um am Nachmittag im Förderkurs intensiv mit ihr zu arbeiten.

Der Wahl-Volkacher hat Erfahrung auf diesem Gebiet - nicht nur quantitativ. Er hat die Anfänge der Frühförderung für seh- und mehrfachbehinderte Kinder und ihre Eltern in Deutschland nicht nur miterlebt, sondern auch mit initiiert.
1976 beendete er sein Studium der Psychologie mit vielen Ideen im Gepäck. Vor allem das Feld der Elternarbeit in Familien mit blinden oder mehrfachbehinderten Kindern lag damals brach. "Es musste ein Konzept her, das Eltern dabei hilft, ihre Kinder individuell zu fördern", sagt der Experte, der Mitte der 70er Jahre erste Ansätze lieferte. Systematisch entwickelte er Förderprogramme, bildete viele Kollegen innerhalb Deutschlands, aber auch darüber hinaus, zum Frühförderer aus.

Mutterinstinkt greift nicht

Die Reaktionen waren durchweg positiv, sowohl von Experten- als auch von Seiten der Betroffenen. "Die Zeit war reif", erinnert sich Matthias Zeschitz. Die meisten Eltern waren dankbar für diese Entwicklung. "Mit einem blinden Kind greift der Mutterinstinkt oft nicht", erklärt er. "Man weiß nicht, womit diese Kinder spielen wollen oder können, wie sie gefordert werden sollten."

Die Elternarbeit helfe dabei, die Grenzen und Möglichkeiten des Kindes zu erfahren. Dabei sei es aber auch wichtig, keine überzogenen Erwartungen zu stellen. "Es gibt immer auch eine Grenze der Entwicklung", weiß Zeschitz. "Des Entscheidende ist das Wohlfühlen und die Neugier." Das Kind selbst zeige, welche Angebote ihm nutzten und welche eben nicht.

Lernen im Einklang mit der Natur

Zeschitz betont, wie wichtig es ist, dass die Kinder nicht nur in der Stube lernen, sondern Ausflüge in die Natur unternehmen und ihr Umfeld mit allen Sinnen kennenlernen. "Ein Zebra ist nun mal nicht klein und hart wie das Spielzeug." Es riecht, es macht Geräusche, es fühlt sich weich an. Auch Laura könnte bald ein echtes Zebra kennenlernen. Dann strahlt sie sicher wieder übers ganze Gesicht - und Matthias Zeschitz wird mehr als zufrieden sein.


Für Menschen, die "anders" sehen

Die Blindeninstitutsstiftung (BIS) begleitet und unterstützt Menschen in allen Facetten des Sehens. Sie fühlt sich dabei den individuellen Bedürfnissen und den Möglichkeiten des einzelnen Menschen verpflichtet. Die Begleitung richtet sich an Menschen in allen Lebenssituationen - vom Schulkind bis zum erwachsenen Arbeitnehmer. Die Vielfalt der Menschen, die die BIS begleitet, spiegelt sich in der Vielfalt sich ständig wandelnder Angebote. Sie alle findet man im Internet unter www.blindeninstitut.de