Schlepperfreunde mit Herz für alte Traktoren

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Der 21-jährige Sebastian Pigl hat den fast dreimal so alten Eicher fest im Griff.
Der 21-jährige Sebastian Pigl hat den fast dreimal so alten Eicher fest im Griff.
Eine ganze Menge Schlepperfreunde.
Eine ganze Menge Schlepperfreunde.
 
2. Vorsitzender Robert Fuchs chauffiert das Vereinsmaskottchen, den pechschwarzen Hund Snoopy, stilecht auf einem alten Eicher durch die Lande.
2. Vorsitzender Robert Fuchs chauffiert das Vereinsmaskottchen, den pechschwarzen Hund Snoopy, stilecht auf einem alten Eicher durch die Lande.
 
Auf dem Porsche-Standard sind Jens und Elke Schubert aus Prühl gut unterwegs.
Auf dem Porsche-Standard sind Jens und Elke Schubert aus Prühl gut unterwegs.
 
Wenn Wolfgang und Elfriede Pigl auf ihrem McCormick vorbeituckern, sind sie auf ihrem roten Schmuckstück ein Blickfang für viele Passanten.
Wenn Wolfgang und Elfriede Pigl auf ihrem McCormick vorbeituckern, sind sie auf ihrem roten  Schmuckstück ein Blickfang für viele Passanten.
 

Dort, wo die drei fränkischen Regierungsbezirke aneinander grenzen, sorgt der Verein "Schlepperfreunde Drei-Franken " auf nostalgische Art für Bewegung.

Tok. Tok. Pause. Tok. Tok. Tok. Jetzt kommt er. Der Motor des 16er Eicher ist stark wie ein Bär, trotz des halben Jahrhunderts, das er auf dem Buckel hat. Sebastian Pigl auf dem Fahrersitz grinst zufrieden. Der 21-Jährige kennt seinen grauen Oldtimer-Schlepper mit dem charismatischen Startgeräusch. "Mein Uropa hat den schon gefahren", erzählt der junge Mann aus Prühl bei Oberscheinfeld. Nun pflegt Sebastian das treue Familiengefährt - und gönnt ihm bei Ausfahrten der "Schlepperfreunde Drei-Franken" die Bewunderung der Menschen.

Sebastian Pigl hat ein großes Herz für alte Bulldogs. Im Verein der Schlepperfreunde fand er Gleichgesinnte. Diese Truppe gibt es zwar erst seit Oktober 2011, dennoch ist sie schon richtig aufeinander eingeschworen. Kein Wunder: Der Spaß am Hobby vervielfacht sich eben, wenn man ihn teilt. "Wir haben uns bei Bulldog-Treffen kennen gelernt. Das hat sich einfach so ergeben", erzählt Rudolf "Rudi" Berndt, der Kassier des Vereins. Er und Sebastians Vater Wolfgang Pigl, Vorsitzender der Schlepperfreunde, waren schon immer gern zu Oldtimer-Veranstaltungen gefahren. "Irgendwann haben wir gemeint: Statt dass jeder einzeln fährt, könnten wir uns auch zusammentun."

Ganze Familien "infiziert"

25 Männer und Frauen sind Mitglied bei den Schlepperfreunden - zu erkennen an ihren dunkelgrünen T-Shirts, Jacken und Kappis mit dem sonnengelben Vereinslogo. Bis auf drei Kfz-Fachleute sind allesamt Hobbyschrauber. "Es gibt auch ein paar total Verrückte unter uns", schildert Wolfgang Pigl die Situation mit einem Augenzwinkern. "Aber die meisten betreiben das Traktor-Schrauben und -Fahren einfach als schönen Ausgleich, oft ist die ganze Familie bulldogbegeistert."

Für die Pigls gilt das auf jeden Fall. Nicht nur der älteste Sohn Sebastian "bastelt" mit viel Leidenschaft an den Oldies herum - "Der hat kaum laufen können, da hat er schon geschraubt" - , sondern auch die anderen beiden Kinder, Franziska und Kevin, mögen die Atmosphäre bei den Treffen.

Wolfgangs Ehefrau Elfriede hat ihre Einstellung den Traktoren gegenüber grundlegend geändert, seit es die Schlepper-freunde gibt. "Anfangs hab ich zu meinem Mann gesagt: ,Ich glaub, bei Dir piept´s ein bisschen. Andere sind froh, wenn sie nicht auf den Bulldog müssen, und Du fährst auch noch sonntags damit spazieren!' Inzwischen bin ich immer als Beifahrerin dabei, es macht mir unheimlich viel Spaß und ich bin schon fast traurig, dass die Saison für heuer bald vorbei ist."

Zeit zum Umschauen

Was das Schlepperfahren so attraktiv macht? "Man hat mehr Zeit, die Umgebung wahrzunehmen", meint Elfriede Pigl. Rudi Berndt nickt. Er ist von Beruf Fernfahrer und stellt fest: "Du kannst auf dem Bulldog viel mehr schauen als im Lkw." Besonders gern erinnert er sich an ein Ausflugswochenende, das einige der Schlepperfreunde in diesem Sommer an der Mainschleife entlanggeführt hat. "Das war eine richtig schöne Tour. Wir hatten einen Spaß!" Abends wurde gegrillt und ein Feuer entfacht, schlafen legten sich die Schlepperfreunde in Wohnwägen direkt hinter ihren alten Gefährten.

Die Gemeinschaft passt einfach, und das nicht nur bei Ausflügen. Dass alle an einem Strang ziehen, hat sich beim Sommerfest mit großer Traktoren-Ausstellung Ende Juli gezeigt. Der Erlös aus dem Verkauf von Getränken, Bratwürsten, Steaks, Spanferkel und leckeren selbst gebackenen Kuchen betrug stolze 1150 Euro, die der Kinderkrebsstation "Regenbogen" der Uni-Klinik Würzburg zugute kommen. "Dort ist das Geld gut aufgehoben", stellt Elfriede Pigl fest.

Ihr Sohn Sebastian lässt derweil den alten Eicher an - er soll als Kulisse dienen, beim Foto von der Spendenübergabe. Tok. Pause. Tok. Tok. Zuverlässig kommt der Motor auf Touren. Die Schlepperfreunde grinsen und stellen sich in Position. "Sind wir nicht eine gute Truppe?", fragt einer in die Runde. "Super", kommt sogleich die Antwort von Angelika Müller, Sprecherin der Elterninitiative für leukämie- und tumorkranke Kinder. "Bei euch läuft´s einfach spitze", stellt die Veitshöchheimerin lachend fest - und es ist klar, dass sie damit nicht nur Sebastian Pigls alten Eicher meint.